Das Lob kam hinterher von allen Seiten. Mitspieler, Trainer, Medien. Sie alle waren mehr als einverstanden mit dem, was Michael Zetterer da während Werder Bremens Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (2:2) abgeliefert hatte. Mit mehreren starken Paraden hatte der Ersatzkeeper als Stellvertreter des kranken Jiri Pavlenka maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gäste am Ende einen wertvollen Punkt mit nach Hause nehmen durften. "Da könnte man sich dran gewöhnen", scherzte Zetterer nach dem Spiel, das für ihn den ersten Startelf-Einsatz überhaupt in der Bundesliga bedeutet hatte. Das Problem: Weitere werden wohl so schnell nicht folgen. Denn an der Bremer Torhüter-Hierarchie verändert der starke Auftritt der Nummer zwei nichts.
"Es ist immer die Aufgabe, den Konkurrenzkampf hochzuhalten", sagte Werders Cheftrainer Ole Werner, nachdem er auf Zetterers Rolle im Team angesprochen wurde. Dann betonte er: "Pavlas ist trotzdem unsere Nummer eins." Nun wäre es freilich auch übertrieben, nach einem guten Auftritt des Ersatzmannes direkt eine Wachablösung auszurufen, zumal sich Pavlenka zuvor keine nennenswerte Schwächephase geleistet hatte. Und dennoch gibt es Vorzüge in Zetterers Spiel, die die Stammkraft so nicht im Repertoire hat.
"Mit dem Ball am Fuß ist er sehr gut. Zudem hat er in der Spieleröffnung super Entscheidungen getroffen“, hatte Werner nach dem Gladbach-Spiel über Michael Zetterer gesagt und damit genau jenen Bereich angesprochen, in dem Pavlenka Defizite aufweist. Argumente für einen Startelfplatz hat die Nummer zwei also durchaus auf ihrer Seite. Trotzdem wird sich an der Rollenverteilung so schnell nichts ändern, sollte Pavlenka fit sein und zur Verfügung stehen.
Zetterer weiß das und scheint sich damit bis auf Weiteres arrangiert zu haben. Erst zu Jahresbeginn hatte der 27-Jährige, der seit 2015 bei Werder beschäftigt ist, seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Den Traum von der Nummer eins in Bremen hat der gebürtige Münchner aber noch nicht aufgegeben. "Ich sehe für mich weiterhin die Chance, hier ins Tor zu kommen", hatte er im Herbst gegenüber unserer Deichstube betont. Beim 2:2 in Gladbach hat er nun gezeigt, dass er weiß, was zu tun ist, wenn er seine Chance bekommt.