Die Zahlen lesen sich nicht gerade erbaulich, Johannes Eggestein dürfte sie sich vor der Saison jedenfalls anders vorgestellt haben. Nach bisher 32 Spieltagen in der belgischen Jupiler Pro League hat es der Ex-Profi des SV Werder Bremen nicht geschafft, sich bei seinem Klub Royal Antwerpen durchzusetzen, was sich in erwähnten Zahlen wie folgt ausdrückt: 14 Einsätze insgesamt, davon keiner in der Startelf, zwei Vorlagen, kein Tor und schon sieben Mal gar nicht erst ins Aufgebot berufen. Heißt: Es ist eine ziemlich ernüchternde Saison für Eggestein, der Werder im Sommer 2021 mit großen Ambitionen in Richtung Belgien verlassen hatte.
Nach einem starken Jahr als Leihspieler beim österreichischen Bundesligisten Linzer ASK, für den Eggestein in 39 Pflichtspielen stolze 20 Tore schoss und neun weitere vorbereitete, kehrte er zunächst nach Bremen zurück, um dort zu erfahren, dass Werder um den damals frisch verpflichteten Cheftrainer Markus Anfang nicht mehr mit ihm plant. Zwar durfte sich der Stürmer gemeinsam mit der Mannschaft auf die neue Saison vorbereiten und fuhr unter anderem mit ins Trainingslager im Zillertal – wirklich Verwendung fand Anfang auf dem Platz für ihn jedoch nicht, was der Coach irgendwann auch öffentlich klar kommunizierte.
Eggestein, so drückte es Anfang aus, sei ein Stürmertyp, für den es in seinem System „nicht so wirklich“ eine Rolle gebe – ein Satz, der die Tür zum Abgang ganz weit aufstieß. Anfang August war es dann auch so weit: Eggestein, der einst an der Weser als Top-Talent gegolten hatte, verließ Werder erneut, dieses Mal nicht per Leihe, sondern endgültig und wollte mit den guten Empfehlungen aus seiner Linzer Zeit in Antwerpen durchstarten. Der belgische Klub war unter anderem deshalb auf den Stürmer aufmerksam geworden, weil dieser in der Europa League für den LASK im direkten Duell beider Teams getroffen hatte. „Es macht aus sportlicher Sicht jetzt Sinn, einen Schlussstrich zu ziehen und ein neues Kapitel zu beginnen“, hatte sich Eggestein bei seinem Abgang aus Bremen in der entsprechenden Werder-Mitteilung zitieren lassen. Dieses Kapitel – es sollte sich für den mittlerweile 23-Jährigen bis heute aber weniger schön lesen.
Eggestein kam von Anfang an nicht über die Rolle des Jokers hinaus
In der Mannschaft des dänischen Trainers Brian Priske kam Eggestein von Beginn an nicht über die Rolle des Jokers hinaus. Im Sturmzentrum des 4-3-3-Systems gesetzt ist der Schweizer Michael Frey, der in 31 Spielen 22 Mal getroffen hat. Auf den Flügelpositionen hatte Eggestein zudem schon in Bremen Probleme gehabt, auch Priske vertraut hier anderen Profis, sodass selbst die Joker-Einsätze des Ex-Bremers im Laufe der Saison immer weniger wurden. Unsere Deichstube hätte gerne mit Johannes Eggestein über seine aktuelle Situation gesprochen, der Angreifer lehnte eine Interviewanfrage allerdings ab.
Noch stehen für Royal Antwerpen, das derzeit Dritter der Jupiler Pro League ist, zwei Meisterschaftsspiele aus. Tabellarisch verbessern kann sich der Klub in der regulären Saison nicht mehr, in den anschließenden Playoffs könnte es aber noch um die Meisterschaft und die europäischen Startplätze gehen. International für Aufsehen sorgte der Klub kürzlich bereits – und zwar mit der umstrittenen Verpflichtung des ehemaligen Topspielers Marc Overmars als neuem Sportchef, der zuvor bei Ajax Amsterdam wegen Vorwürfen sexueller Belästigung zurückgetreten war. Der 48-Jährige, so sein Auftrag, soll Antwerpen in Belgien wieder ganz an die Spitze führen. Ob er dabei mit Johannes Eggestein plant, dessen Vertrag mit dem Klub noch bis 2024 läuft? Unklar.