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Werder siegt 2:1 im Nordderby gegen den HSV Junuzovic: „Haben zu 100 Prozent verdient gewonnen“

Werder hat das 106. Nordderby der Bundesliga-Geschichte gegen den HSV mit 2:1 gewonnen. Der Klassenerhalt dürfte den Bremern sicher sein. Mehr noch: Sie dürfen jetzt sogar von mehr träumen
16.04.2017, 18:56 Uhr
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Von Marc Hagedorn

Werder hat das 106. Nordderby der Bundesliga-Geschichte gegen den HSV mit 2:1 gewonnen. Der Klassenerhalt dürfte den Bremern sicher sein. Mehr noch: Sie dürfen jetzt sogar von mehr träumen

Wenn die Werder-Verantwortlichen in ein paar Wochen eine Bilanz dieser Saison ziehen, dann werden sie vermutlich viel Positives festhalten können. Gratulieren dürfen sie sich bei Werder auf jeden Fall zur Verpflichtung von Max Kruse. Der Offensivmann hat inzwischen neun Tore geschossen und vier vorbereitet. Gegen den HSV im 106. Nordderby der Bundesliga-Geschichte köpfte Kruse erst kurz vor der Pause das 1:1 und bereitete in der 75. Minute auch noch das 2:1-Siegtor durch den eingewechselten Florian Kainz vor. Das reichte am Ende, damit Werder seine imposante Erfolgsserie auf nun neun Spiele ohne Niederlage ausbauen konnte. Es war der siebte Sieg in dieser Zeit. „Wir haben zu 100 Prozent verdient gewonnen“, sagte Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic. Er erntete für diese Einschätzung kaum Widerspruch.

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Den Klassenerhalt hat Werder nach diesem Erfolg so gut wie sicher. Bei 39 Punkten und Tabellenplatz acht sollte eigentlich nichts mehr passieren. Im Gegenteil: Die letzten fünf Saisonspiele könnten sogar zu einem Bonus werden, denn Werder liegt nur noch zwei Punkte hinter einem Europa-League-Platz. Davon allerdings wollen die Verantwortlichen und die Spieler noch nichts wissen. „Wir sind rechnerisch noch nicht gerettet“, sagte etwa Sportdirektor Frank Baumann. Auch Matchwinner Kruse blieb zurückhaltend. Auf die Frage, was die nun 39 Punkte bedeuten würden, sagte er: „Das heißt, dass wir uns zwei Tage lang freuen können und uns dann auf Ingolstadt vorbereiten. Dort können wir dann den letzten Schritt zum Klassenerhalt machen.“ Auch Junuzovic, der an der Entstehung beider Bremer Treffer beteiligt war, sagte: „Wenn wir jetzt zu weit in die Zukunft schauen, dann bringt uns das nichts. Aber klar ist: Wir wollen unsere Serie ausbauen.“

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Nicht nur die Serie, auch Werders Auftreten in den jüngsten Spielen war beeindruckend, da machte das Nordderby keine Ausnahme. Werder spielte auch gegen den HSV wieder ansehnlich, stand stabil, ließ nur wenige HSV-Chancen zu und spielte sich seinerseits durch schnelles Umschalten einige gute Chancen heraus. Und Werder hat Max Kruse.

Der Nationalspieler war im vergangenen Sommer mit dem Ziel nach Bremen gewechselt, hier seiner ins Stocken geratenen Karriere neuen Schwung zu geben. Im April 2017 weiß man, dass ihm das in beeindruckender Weise gelungen ist. Gegen den HSV schoss er zum neunten Mal in dieser Saison ein Tor – und was für eines. 0:1 lag Werder zurück, als Kruse den Ball im Mittelfeld mit der Hacke zu Zlatko Junuzovic leitete, drei Stationen später stand es 1:1. Junuzovic bediente Santiago Garcia, dessen hohe Hereingabe Fin Bartels gekonnt direkt in die Mitte ablegte, wo Kruse inzwischen aufgetaucht war und den Ball ins Tor köpfte (41.). „Ich sehe, dass der Ball zu Fin kommt, rufe schon, dass ich in der Mitte stehe“, beschrieb Kruse die Szene. Kruse hatte damit nachgeholt, was er nur 33 Sekunden nach dem Anpfiff noch verpasst hatte. Nach einem schnellen Angriff hatte er acht Meter vor dem HSV-Tor freigestanden, war aber mit seinem Schuss am exzellent reagierenden HSV-Torwart Christian Mathenia gescheitert. „Den hält er überragend“, so Kruse, „ich muss es aber auch besser machen.“

Tatsächlich fiel das erste Tor des Tages auf der anderen Seite. Aron Hunt, der lautstark ausgepfiffen wurde, wenn er an den Ball kam, flankte passgenau von der rechten Seite auf Michael Gregoritsch, der sich genau in die Schnittstelle zwischen Lamine Sané und Milos Veljkovic platziert hatte. Gregoritsch hat Erfahrung mit Toren gegen Werder. Im Hinspiel beim 2:2 in Hamburg hatte er beide HSV-Treffer erzielt. Auch in dieser Szene landete der Ball bei ihm, auf dem Kopf ganz genau, und ohne dass ein Werder-Verteidiger und Torwart Felix Wiedwald reagieren konnten, stand es 0:1 (6.).

Beiden Mannschaften war anzumerken, dass es zurzeit bei ihnen ziemlich gut läuft. In der Hinrunde war die Partie noch das verängstigte Duell des Tabellen-16. (Werder) gegen den Letzten (HSV) gewesen. Aber das ist längst passé. Der HSV hatte 13 Punkte aus den jüngsten sechs Spielen geholt. Werder kam sogar auf 20 von 24 möglichen Zählern aus den vergangenen acht Spielen. Der Druck auf beide Teams war trotzdem enorm. Am Tag zuvor hatten Wolfsburg, Mainz und Augsburg ihre Spiele gewonnen und die Abstiegszone weiter verdichtet.

Vier Profis, die gegen Eintracht Frankfurt noch verletzungsbedingt gefehlt hatten, waren zurück im Kader: Lamine Sané, Robert Bauer, Serge Gnabry und Philipp Bargfrede. In die Startelf hatte Cheftrainer Alexander Nouri aber nur Sané berufen. Gemeinsam mit Veljkovic (rechts) und Niklas Moisander (links) bildete Sané im Zentrum die Dreierkette.

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Beide Mannschaften traten trotz der gefährlichen Tabellenkonstellation mutig auf, verteidigten hoch und attackierten den Gegner früh. Die so entstandenen Räume nutzten die Bremer dabei entschlossener als die Hamburger. 67 Prozent der Zweikämpfe hatten die Bremer bis zur Pause gewonnen, immerhin noch 56 Prozent waren es am Ende. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, und ich glaube, das hat man gesehen“, sagte Junuzovic. 54 Prozent Ballbesitz und auch die besseren Chancen hatte Werder außerdem gehabt.

Etwa diese: Nach einem Konter über Florian Grillitsch und Max Kruse kam Grillitsch gut zehn Meter vor dem HSV-Tor in Abschlussposition, verzog aber knapp (18.). Kurz zuvor hatte Wiedwald, dessen Vertrag sich nach seinem 20. Bundesliga-Einsatz in dieser Saison automatisch um ein Jahr verlängert hat, in letzter Sekunde gegen Filip Kostic geklärt.

Die beste Bremer Chance ließ aber nicht lange auf sich warten, diesmal nach einem ruhenden Ball: Fin Bartels war 22 Meter vor dem Tor gefoult worden, und Zlatko Junuzovic zirkelte den folgenden Freistoß wunderbar über die Mauer – aber auch an den Pfosten (22.). Ein weiteres Mal ärgern durfte sich Junuzovic, als er sich wenig später für ein überhartes Einsteigen gegen Lewis Holtby im Mittelfeld eine Gelbe Karte einhandelte. Es war seine fünfte Verwarnung der Saison, Junuzovic muss nun am kommenden Sonnabend in Ingolstadt aussetzen.

Nur vier Minuten nach Junuzovics Pfostenschuss entschied sich Bartels bei seinem Sturm Richtung HSV-Tor für die falsche Option, schloss lieber selbst ab und verzog, anstatt die mitgelaufenen Kruse und Junuzovic einzubeziehen. Von Werders Stärke der vergangenen Wochen, aus wenigen Chancen viele Tore zu machen, war bis dahin nichts zu sehen. Aber dann kam ja noch Kruse kurz vor der Pause.

Nach der Halbzeit ging es zunächst munter weiter. Nach schneller Kombination über Junuzovic und Theodor Gebre Selassie wehrte Mathenia Grillitschs Schuss ab (53.). Aber auch der HSV blieb gefährlich. Wiedwald verkürzte geschickt den Winkel gegen Matthias Ostrzolek, der frei vor ihm aufgetaucht war (56.), einmal mehr hatte Hunt die Aktion initiiert. Nach einem Doppelpass mit Bartels war mal wieder Kruse an der Reihe, setzte den Ball aber nur ans Außennetz (68.). Sieben Minuten später setzte Kruse den nächsten Akzent, diesmal als Passgeber zum Siegtor. Kruse spielte Kainz, der erst zwölf Minuten zuvor eingewechselt worden war, frei. Kainz schoss den Ball ins kurze Eck – der Rest war Torjubel über das 2:1, ein wenig Zittern in der fünfminütigen Nachspielzeit und noch größerer Jubel, als das 106. Nordderby um 17.25 Uhr Geschichte war.

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