Natürlich musste sie kommen, die Frage nach den vielen Verletzungen, mit denen sich Naby Keita in seiner Zeit beim SV Werder Bremen herumgeplagt hat. Wegen ihnen kam er nie so richtig in Tritt, ehe die Liaison zwischen Verein und Spieler im vergangenen Frühjahr wegen des berüchtigten Bus-Streiks endgültig einen nachhaltigen Schaden nahm. „Was meine Verletzungen angeht: Ich hatte schon seit Langem keine mehr, genauer gesagt seit einem Jahr“, erklärte der 29-Jährige jetzt in einem Interview mit seinem neuen Arbeitgeber Ferencvaros Budapest. Beim ungarischen Rekordmeister will Keita zu alter Stärke zurückfinden und beweisen, dass das einjährige Leihgeschäft eine richtige Entscheidung war.
„Das ist hier ein guter Ort, um wieder Pflichtspiele zu spielen“, betonte Keita. „Das ist das Allerwichtigste. Im Gegenzug kann ich meine Energie und Erfahrung anbieten, damit wir uns gemeinsam weiterentwickeln und Trophäen gewinnen können.“
Nur fünf Einsätze für Werder
Die bis dato letzte offizielle Partie, die der Mittelfeldakteur bestritten hat, datiert aus dem vergangenen Sommer. Bei den Olympischen Spielen in Paris lief Keita für die Auswahl seines Heimatlandes Guinea auf, konnte dort aber angeschlagen nicht an allen drei Gruppenpartien teilnehmen. Bei Werder hatte es zuvor im März 2024 noch zu zwei Kurzeinsätzen gereicht, insgesamt stand er lediglich fünf Mal für die Bremer auf dem Platz.
In Budapest glauben sie dennoch an die Qualitäten Keitas. Tamas Hajnal, Sportdirektor von Ferencvaros und früherer Bundesligaprofi des VfB Stuttgart und Borussia Dortmund, hat sich intensiv um den früheren Liverpooler bemüht. „Die Verhandlungen begannen vor zwei bis drei Monaten und ich habe auch mit Jürgen Klopp telefoniert“, schilderte der 43-Jährige. „Auch sein ehemaliger Trainer äußerte sich äußerst positiv über ihn. Seiner Meinung nach ist er ein Weltklassespieler, wenn er gesund ist. Auch an seiner Persönlichkeit fand er nichts auszusetzen, was auch uns von seiner Verpflichtung überzeugt hat.“
Naby Keita ließ sich dennoch alles in Ruhe noch mal durch den Kopf gehen. „Tamas Hajnal hat mich in Bremen besucht. Obwohl mir das gesamte Projekt gefallen hat, habe ich nur gesagt, dass wir sehen werden“, verriet Werders Leihgabe, die noch bis 2026 an der Weser unter Vertrag steht.
Als Keita dann Ende vergangener Woche nach Budapest reiste, um sich persönlich einen genaueren Eindruck zu verschaffen, fügte sich das Wechsel-Puzzle zusammen. „Dann kam ich nach Ungarn und sprach mit Vereinspräsident Gabor Kubatov. Das Wichtigste war, dass wir nicht nur ein Team, sondern auch eine Familie sind“, betonte Keita, der sich beim Blick auf seine Zeit am Osterdeich und eine zuvor ausgeschlagene Offerte aus Saudi-Arabien zurückhaltend äußerte: „Ich mag Fußball wirklich, deshalb habe ich mich damals für Werder entschieden, wo es aber nicht so lief, wie ich es mir erhofft hatte. Aber so ist unser Job nun einmal“, sagte der 29-Jährige. „Wir müssen das hinter uns lassen, können nur nach vorne schauen, und da kann sich jeder sicher sein: Ich werde alles dafür tun, dass das alles klappt.“