Bei den Vereinsfarben muss sich Naby Keita nicht umstellen. Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht zeigte sich der 29-Jährige am Dienstag auf der Tribüne der Groupama-Arena und hielt stolz einen grün-weißen Schal von Ferencvaros Budapest in den Händen. Hinter ihm war das satte Grün des Stadions zu sehen, auf dem der Mittelfeldspieler demnächst wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen möchte. Das ist ihm schließlich schon eine ganze Weile nicht mehr gelungen. Stattdessen ging es zuletzt meist um seine Suspendierung beim SV Werder Bremen oder geplatzte Wechseloptionen. Umso zufriedener sind sie an der Weser, dass dieses Thema nun offiziell vom Tisch ist. Vorerst. Naby Keita wechselt auf Leihbasis zum ungarischen Rekordmeister, für die kommenden zwölf Monate wird der frühere Liverpooler beim Europa-League-Teilnehmer zum Kader gehören. Der Club bestätigte obendrein, dass sich wie berichtet eine Kaufoption gesichert wurde – nicht ausgeschlossen also, dass Keitas bis zum Sommer 2026 laufender Werder-Vertrag nicht komplett erfüllt wird.
Und doch: Vollständig von der Gehaltsliste ist der einstige Hoffnungsträger nun nicht automatisch, nach DeichStube-Informationen wird Werder weiterhin einen nicht unwesentlichen Teil des Salärs übernehmen. Anders wäre der Deal nicht zu realisieren gewesen. Der Kontrakt am Osterdeich ist zwar stark leistungsbezogener Natur, was Keita in der Theorie bis zu drei Millionen Euro beschert hätte, allerdings geriet diese verlockende Summe durch häufige Ausfallzeiten schnell in weite Ferne. Mit einem satten Grundgehalt von rund zwei Millionen Euro war der Mittelfeldakteur dennoch ausgestattet worden – das die Ungarn nun keineswegs allein stemmen konnten und wollten.
Werder erteilt Keita Trainingsgenehmigung
Der Stein fällt folglich etwas kleiner aus, der den Werder-Verantwortlichen nach dem abgeschlossenen Transfer vom Herzen gefallen ist. „Es hat nichts mit einer Erleichterung zu tun. Es ging für uns darum, für alle Beteiligten eine gute Lösung zu finden. Das haben wir getan“, betont Clemens Fritz im Gespräch mit der DeichStube. Und der Geschäftsführer Fußball der Grün-Weißen ergänzt: „Wir hatten konstruktive, vertrauensvolle Gespräche mit Naby und seiner Beraterseite. Es ist gut, dass wir dieses Thema jetzt so aufarbeiten konnten.“
Zur Erinnerung: Bereits vor einigen Monaten war alles für einen Schlussstrich angerichtet, im letzten Moment machte Keita dann aber doch einen Rückzieher vor einem anvisierten Türkei-Wechsel. So blieb er in Bremen, hoffte sogar auf eine neue Chance bei der Mannschaft von Trainer Ole Werner. „Als die Sommer-Transferperiode vorbei war, haben wir noch einmal über eine mögliche Rückkehr in unser Profiteam gesprochen, ihm aber klar und deutlich gesagt, dass wir das ausschließen“, erzählt Fritz. Für Keita blieben so nur Einheiten im Werder-Nachwuchs, Einsätze gab es nicht. „Es war alles okay. Naby hat nicht interveniert und in der U23 ordentlich trainiert“, weiß Fritz zu berichten.
In Ungarn soll nun der Neustart gelingen. Zunächst aber wird Keita auch dort noch in der Zuschauerrolle bleiben. Ferencvaros ist zwar in der Europa League im Einsatz, trifft dort im Dezember und Januar auf PAOK Saloniki, Eintracht Frankfurt und AZ Alkmaar, doch die Werder-Leihgabe kann erst im Anschluss an die Gruppenphase nachnominiert werden. In der ersten ungarischen Liga steht zwar am Sonntag noch ein Duell mit dem Verein Nyiregyhaza Spartacus an, für diese Partie ist Keita aber noch nicht spielberechtigt. Danach ruht der Betrieb erst einmal bis zum ersten Februar-Wochenende. So wird auch jetzt vornehmlich nur trainiert – aber immerhin das. „Das Transferfenster geht in Ungarn eigentlich erst Mitte Januar auf, wir haben Naby aber eine Trainingsgenehmigung erteilt, sodass er jetzt schon bei Ferencvaros mittrainieren kann“, erklärt Fritz. Keita stand dann auch direkt am Dienstag auf dem Platz, absolvierte ein paar Übungen in neuer Umgebung. Von seinen neuen Mitspielern wurde er dabei überaus warm empfangen.
Wenn alles optimal läuft, dann gibt es zu Beginn des Jahres 2026 nur Gewinner. Naby Keita, weil er sportlich nachgewiesen hat, dass er doch noch einer Profiteam helfen kann. Ferencvaros Budapest, weil es nach Zahlung einer Ablöse weiterhin auf einen wiedererstarkten 56-fachen Nationalspieler Guineas setzen könnte und den SV Werder Bremen, der ein unrühmliches Kapitel mit einem dann endgültigen Verkauf final beenden kann. Aber ob es wirklich so kommt? „Wir wissen um seine Qualitäten“, hebt Clemens Fritz einmal mehr hervor. „Wichtig ist für Naby vor allem, dass er wieder regelmäßig auf den Platz kommt. Das wird ihm in Budapest hoffentlich wieder gelingen.“