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Werder-Kolumne von Oliver Reck Werder muss die nächsten Wochen für sich nutzen

Die Saison ist bisher bestens gelaufen für Werder, meint Oliver Reck - doch genau deshalb sei es nun wichtig, in den nächsten Wochen noch weiter zu punkten. Ein normaler Aufsteiger sei Werder nämlich nicht.
03.03.2023, 17:30 Uhr
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Von Oliver Reck

Nach dem Heimsieg gegen Bochum kam die Diskussion auf, dass Werder gegen die sogenannten kleinen Teams der Liga gewinnen kann – und gegen die großen nicht. Ich glaube, dass Werder genau das in den kommenden Spielen wieder zeigen muss, dass man nämlich sehr wohl auch gegen die Großen gewinnen kann. Augsburg ist jetzt noch ein Gegner auf Augenhöhe – aber danach im Heimspiel gegen Leverkusen kann Werder beweisen, dass man auch in so einem Spiel nicht automatisch so chancenlos ist, wie es zuletzt bei den 0:2-Niederlagen gegen Dortmund und Frankfurt aussah. Zumal Bremen in der Hinrunde schon solche Ausrufezeichen setzen konnte: Der 3:2-Sieg in Dortmund war so spektakulär wie der 5:1-Erfolg gegen Mönchengladbach.

Dieser Prozess in der Mannschaft kann nun vorangetrieben werden. Ich habe immer schon hier geschrieben, dass Werder nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird – und jetzt fühlt sich das nach nur 22 Spieltagen auch in der Tabelle so an. Die drei Punkte gegen Bochum waren enorm wichtig, um nicht mehr unten reinzurutschen. Mit den 30 Punkten, die Werder nun hat, steigt man nicht mehr ab. Und es werden noch Punkte dazukommen. Früher war das noch anders in der Bundesliga, da konnte man sich manchmal erst mit den berühmten 40 Punkten sicher sein. Aber das scheint vorbei zu sein.

Jetzt sollte Werder diese Chance nutzen, um dem Publikum und den Sponsoren und allen im Verein zu zeigen: Wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Das ist auch wichtig mit Blick auf einen Leistungsträger wie Niclas Füllkrug. Wenn Werder jetzt weiter punktet, zeigt man auch ihm: Du bist zwar Nationalstürmer und hast einen Markt, aber du musst hier nicht weg, weil sich auch bei Werder etwas entwickelt. Es ist auch wichtig für das Werben um neue Spieler. Große Talente, die in ihren Klubs keine Chance bekommen, können Werder als Chance begreifen, um hier zu reifen. Dazu ist es nötig, dass Werder sich in den kommenden Wochen so attraktiv wie möglich präsentiert. Im Abstiegskampf wäre das sehr viel schwieriger, vielleicht sogar völlig unmöglich.

Freiburg und Union Berlin haben es vorgemacht. Beides sind keine Übermannschaften, wenn man sie mit Bayern, Leipzig oder Dortmund vergleicht. Und trotzdem schaffen sie es, diese Punktausbeute einzufahren und auch mal besondere Spiele zu gewinnen. Mit welcher Empathie und Geschlossenheit sie auflaufen, ist beeindruckend. Aber mal ehrlich: Werder Bremen muss sich doch gegenüber solchen Vereinen nicht verstecken! Nehmen wir die Fans, die Stadt, die Tradition, die vielen Erfolge, das Weserstadion – da ist Werder ja gar nicht so weit weg von diesen Klubs. Nur: Das würde ich jetzt auch gerne sehen in den nächsten Spielen. Dass man eine Entwicklung macht mit dem ganzen Verein und sagt: Okay, wir haben als Aufsteiger die Rolle angenommen, gegen den Abstieg zu kämpfen – aber jetzt ist dieses Ziel abgehakt, jetzt wollen wir diesen nächsten Schritt machen.

Werder betont immer, dass man nur ein Aufsteiger ist. So ein ganz normaler Aufsteiger, wie das Paderborn mal war oder Heidenheim mal werden könnte, ist Werder Bremen aus meiner Sicht aber nicht. Schalke und Werder sind zwar gemeinsam aufgestiegen, aber es sind beides auch große Bundesligisten, die über viele Jahre etabliert waren. Werder war über Jahrzehnte ein Aushängeschild des deutschen Fußballs und holte viele Titel. Werder Bremen ist etwas Besonderes! Und genau das muss man wieder sehen. Sowohl in der Außendarstellung, als auch intern: Dass man unbedingt will, dass man vorankommen möchte und jetzt diese Chance nutzt. Dass Werder nur ein Aufsteiger sein will, kann es nicht sein. Das wäre mir zu wenig.

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Ob und wie schnell Werder in den kommenden Jahren zu einem Klub wie SC Freiburg oder Union Berlin werden kann, hängt von der Personalpolitik und dem Geschick auf dem Transfermarkt ab. Wie breit kann sich Werder aufstellen, um auch den Ausfall von wichtigen Spielern auffangen zu können? Wie schafft man einen echten Konkurrenzkampf, damit nicht immer der Großteil der Mannschaft schon weiß, dass er immer spielt? Da muss Werder sich entwickeln, das weiß man auch im Verein.

Losgelöst davon muss das Thema Nachwuchsleistungszentrum mit aller Kraft angepackt werden. Werder verliert hier wertvolle Zeit. Die Konkurrenz entwickelt sich in diesem Bereich weiter, Werder aber nicht. Mittel- und langfristig wird es sich auszahlen, wenn ein Verein mit dieser Strahlkraft auch ein modernes Nachwuchsleistungszentrum hätte, um wieder Toptalente nach Bremen holen zu können.

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