Als das erlösende Signal von den Coaches kam, wollte Felix Agu keine Zeit mehr verlieren. Ganz schnellen Schrittes eilte er vom Aufwärmen an der Torauslinie zur Bank, um sich für seine Einwechslung zu präparieren. Und wer wollte das dem 24-Jährigen verdenken? Der Profi des SV Werder Bremen hat schließlich lange genug gelitten, monatelang quälte er sich durch eine Knieverletzung, anstatt auf dem Platz zu helfen. Doch jetzt, am Sonnabend, gegen den 1. FC Union Berlin (2:0), hatte Agus lange Durststrecke ein Ende. In den Schlussminuten durfte er endlich wieder Bundesligaluft schnuppern. Auf den Tag genau ein Jahr nach seinem bis dato letzten Einsatz.
Ein kurzer Kommentar genügte, um die ganze Erleichterung über das Comeback in Worte zu fassen. „It‘s been a while…“, schrieb Werders Außenverteidiger bei Instagram und garnierte den Eintrag mit einem Foto, das ihn beim Sprint auf den Rasen zeigt. Exakt 1,2 Laufkilometer später war der Kurzauftritt auch schon wieder beendet, eine Flanke hatte Agu in dieser Zeit auch noch geschlagen. Keine weltbewegenden Werte, aber Zahlen, die symbolisch dafür stehen, dass der gebürtige Osnabrücker wieder im Profialltag angekommen ist – und für weitere Aufgaben bereitsteht. Die Stammplätze auf Werders Außenbahnen sind aktuell vergeben, Mitchell Weiser (rechts) und Olivier Deman (links) fest im System von Trainer Ole Werner verankert. Doch dahinter lauert Agu, der dank seiner Vielseitigkeit im Laufe einer Partie auf beiden Flügeln eine Option sein kann.
Die Zeit der Skepsis, der großen Bedenken ist somit endgültig vorbei. Die Karriere kann weitergehen. „Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob ich überhaupt noch zurückkomme“, hatte Felix Agu erst kürzlich im Deichstube-Interview zugegeben. „Ich habe zwischenzeitlich schon mal an meinem Körper gezweifelt. Ist er wirklich gemacht für den Profifußball?“ Die Einwechslung gegen Union ist nun der nächste Schritt zurück zur fußballerischen Normalität. „Die Wertschätzung und Dankbarkeit dafür, Fußballprofi sein zu dürfen, ist nochmal gestiegen. Ich genieße es, auf dem Platz stehen und spielen zu können, ohne dass mir durchgehend etwas wehtut“, meinte er jüngst. „Ich habe lange genug dabei zugeschaut, wie die Jungs raus auf den Platz gehen, während ich in die andere Richtung zum Kraftraum abbiege.“ Nun ist er endlich wieder mittendrin in der Mannschaft. Und der Bundesliga.
