Neun Spiele, acht Siege, ein Unentschieden – die Bilanz von Ole Werner als Trainer des SV Werder Bremen ist absolut bemerkenswert. Die Grün-Weißen dürfen mehr denn je auf die direkte Rückkehr in die Bundesliga hoffen. Werner hat dabei nach dem Impfpass-Skandal um seinen Vorgänger Markus Anfang nicht nur für Ruhe und Vertrauen im Team gesorgt, sondern auch sportlich einen richtig guten Job gemacht. Da geriet nach dem 3:2-Sieg im Nordderby beim Hamburger SV selbst ein eher nüchterner Sportchef wie Frank Baumann regelrecht ins Schwärmen und verteilte ein großes Lob.
„Die taktischen Vorgaben waren wieder sehr, sehr gut gewählt. Das war eine taktische Meisterleistung“, urteilte Baumann und freute sich: „Wir haben den HSV kaum ins Spiel kommen lassen.“ Genau das war der Plan gewesen. Werder attackierte die Hamburger schon früh, die Gegenspieler wurden quasi in Manndeckung genommen und penetrant verfolgt. „Wenn du sie im Mittelfeld ins Spielen kommen lässt, dann bekommst du Probleme. Deswegen war es der Plan, sie entweder ganz hoch anzulaufen oder tief zu stehen“, erklärte Werner selbst seine Strategie. Gegen den „Walterball“, wie die besondere Art des Fußballs von HSV-Trainer Tim Walter genannt wird, hatte sich Werner aber offenbar noch viel mehr ausgedacht.
„Wir haben uns sehr gut auf deren Spielsystem eingestellt. Wir wussten, welche Räume sie anspielen und welche Räume wir freilassen wollen, um sie zu locken“, verriet Angreifer Marvin Ducksch. Der HSV tappte gleich mehrfach in die Bremer Fallen und konnte froh sein, zur Halbzeit nur mit 0:1 hinten zu liegen. Werder hatte die Partie total dominiert – sehr zur Freude von Werner: „Das kann man nicht viel besser spielen. Speziell die erste halbe Stunde war ziemlich genau das, was man sich so vorstellt.“ Dahinter steckt harte Arbeit, die nicht immer zu sehen ist. Denn Werder trainiert gerne auch mal hinter verschlossenen Türen. Sogar beim eigentlich öffentlichen Abschlusstraining vor dem HSV-Spiel bat der Coach seine Profis am Ende noch für Detailarbeit auf den nicht einsehbaren Platz 11. Dort geht es dann in der Regel auch um Standards, bei denen Werder wesentlich gefährlicher geworden ist.
Mit Werner läuft es einfach rund für die Bremer. Das wissen nicht nur Baumann und die Spieler zu schätzen, auch die Fans feiern den Trainer. In Hamburg hallten weit nach Spielschluss „Werner-Werner-Rufe“ durch das Volksparkstadion, während der Coach am Spielfeldrand Interviews gab. „Ich war der Einzige, der noch greifbar war“, meinte Werner mit einem Grinsen im Gesicht – und rückte lieber andere in den Blickpunkt: „Vor allem die Spieler, die auf dem Platz stehen, machen den Großteil der Arbeit.“ Das Lob seines Chefs Frank Baumann konnte er damit aber auch nicht verhindern