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Olli Recks Werder-Kolumne Werders Weg ist richtig – aber auch riskant

Die Abgänge von Leistungsträgern und die Verjüngung des Kaders bei Werder Bremen waren riskant – und jetzt brauchen die vielen neuen Spieler noch Zeit. Oliver Reck erwartet deshalb eine eher schwierige Saison.
12.09.2025, 15:53 Uhr
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Von Oliver Reck

Das Transferfenster ist geschlossen. Werder hat nun Klarheit, wie der Kader bis zur Winterpause aussieht. Die Mannschaft und der Trainer werden nun Zeit brauchen, um zusammenzuwachsen. Es gab am Ende durch die gekommenen Leihspieler noch viele Veränderungen, das muss sich jetzt alles erst finden.

Nach den ersten Eindrücken glaube ich, dass es keine einfache Saison wird für Bremen. Ein Grund dafür sind die Abgänge: Einige Jungs sind schon am Saisonende gegangen, wie Milos Veljkovic und Anthony Jung, andere wurden im Sommer verkauft – darunter mit Michael Zetterer und Marvin Ducksch zwei absolute Stammkräfte, die nicht nur auf dem Feld, sondern auch in der Kabine sehr wichtig waren. Hinzu kommt die Kreuzbandverletzung von Mitchell Weiser, der für Werder im Prinzip unverzichtbar war. Es sind also mehrere Leistungsträger und Führungsspieler weggebrochen. Und die fängst Du nicht mit den Neuverpflichtungen sofort auf, sondern das muss sich nach und nach entwickeln. Es wäre wichtig, wenn wenigstens Jens Stage nach seiner Fußverletzung wieder mitwirken könnte. Er ist, wie Weiser, unverzichtbar.

Der eine Punkt in der Tabelle, den Werder gegen Leverkusen holte, war jedenfalls sehr wichtig. Dieses 3:3 hat die Stimmung im Verein und im Umfeld beruhigt. Und es war auch ein wichtiger Nährboden für die Förderung der jungen Spieler. Denn wenn du Talente bringst, dann aber keine Punkte holst, wird es schwierig, das durchzuhalten. Dann geht der Glaube verloren. Der Punkt gegen Leverkusen stärkt die Motivation der Gruppe, er gibt Vertrauen und Selbstvertrauen - und genau das braucht diese junge und neu formierte Mannschaft jetzt. Man muss auch in den kommenden Spielen dem einen oder anderen, wie es gegen Leverkusen passiert ist, Fehler verzeihen. Es sind junge Spieler, die machen Fehler.

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Natürlich geht Werder ein gewisses Risiko ein, wenn nun vermehrt jüngere Spieler eingesetzt werden. Das hat man gegen Leverkusen gesehen. Grundsätzlich ist es aber der richtige Weg. Der Einbau der jungen Spieler aus der U19 ist ein wichtiges Zeichen an das Nachwuchs-Leistungszentrum und an die Branche, dass man Talenten in Bremen eine Chance gibt. Dieser Ruf hatte gelitten, unter anderem durch den Fall Nick Woltemade. So etwas hätte Werder nie passieren dürfen, dass ein Spieler aus den eigenen Reihen ablösefrei zu einem Konkurrenten wechselt und dort zu einem 90-Millionen-Transfer reift. Es ist die passende Antwort, vermehrt Talente aufzustellen und sie groß zu machen, damit man selbst vielleicht einen dieser Jungs irgendwann für viel Geld verkaufen kann. Oder diese Talente reifen zu festen Größen und Identifikationsfiguren im eigenen Kader. Das wäre das Beste.

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Zur Verjüngung bei Werder gehört der Torwartwechsel. Der 30-jährige Michael Zetterer wurde zu Eintracht Frankfurt verkauft, jetzt steht der neun Jahre jüngere Mio Backhaus im Tor. Es ist zunächst einmal ein Risiko, wenn du so einen jungen Kerl im Tor einbaust, der noch nie vorher bewiesen hat, ob er überhaupt Bundesliga spielen kann. Nach zwei Spielen kann man Mio Backhaus noch nicht endgültig beurteilen. Er hat nicht enttäuscht. Er hat sich aber auch noch nicht groß zeigen können. Man sieht, dass er ein Talent ist, dass es mal schaffen kann. Aber jetzt schon zu sagen: Das ist unsere neue Nummer 1 in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren - davon bin ich noch weit entfernt, das muss er erst mal beweisen. Das hatte ich zuletzt auch schon als Gast im neuen Podcast „Grün auf Weiß“ des WESER-KURIER gesagt. Es war eine mutige Entscheidung, Mio Backhaus zum Stammtorhüter zu machen. Aber genau das passt im Moment in das Bild von Werder Bremen.

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Es ist grundsätzlich gefährlich, wenn ein so junger Spieler so viel Verantwortung trägt. Denn es ist keine einfache Aufgabe, heute in der Bundesliga als Nummer 1 zu bestehen. Du stehst ständig unter Druck. Du musst immer deine Leistung zeigen. Du bist immer im Spielaufbau dabei, du bist immer derjenige, der von hinten das Spiel einleitet und der den ersten Pass spielt. Du musst dich also das komplette Spiel auf allerhöchstem Niveau bewegen. Man kann dem Jungen und Werder nur wünschen, dass er das packt.

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