Der Applaus will nicht enden, als Thomas Schaaf beim vierten DeichTalk als Gast vorgestellt wird. Die Fans des SV Werder Bremen lieben ihren Thomas Schaaf, der als Spieler und Trainer an neun der elf großen Titel des Clubs beteiligt war. Eine einmalige Bilanz! Da ist es umso tragischer, dass es vor zwei Jahren zum Bruch kam. Frank Baumann spielte dabei eine entscheidende Rolle. Auch er war als Gesprächsgast beim DeichTalk eingeladen. Wer auf eine öffentliche Versöhnung gehofft hatte, wurde enttäuscht. Wenngleich sich Schaaf und Baumann, die 2004 gemeinsam als Trainer und Spieler das Double geholt haben, auf persönlicher Ebene ganz normal begegneten.
Was war passiert? 2018 kehrte Schaaf zu seinem SV Werder zurück. Der ehemalige Profi und Coach wurde Technischer Direktor. Baumann hatte in seiner neuen Funktion als Geschäftsführer diese Position bei Werder geschaffen und seinen ehemaligen Chef verpflichtet. 2021 lief der Vertrag aus und wurde nicht verlängert - wenige Wochen, nachdem Schaaf vor dem letzten Spieltag auf Bitten des Vereins als Feuerwehrmann eingesprungen war, den Abstieg aber auch nicht mehr hatte verhindern können. Die Entscheidung über die Abschaffung seiner Position, aber vor allem auch die öffentliche Kommunikation dazu sorgten bei Schaaf für große Verärgerung, die immer noch anhält.
„Das Überleben des Vereins stand damals auf dem Spiel. Die finanzielle Lage war nach der Pandemie für alle Vereine sehr bedrohlich. Deswegen konnten bei Werder nach dem Abstieg auslaufende Verträge nicht verlängert werden“, erinnert sich Schaaf und betont: „Ich habe deshalb gesagt, dass es unwichtig ist, was die Wirtschaftlichkeit betrifft, weil die Position des Technischen Direktors absolut notwendig ist.“ Schaaf blieb unerhört, es kam zur Trennung. „Was mich einfach gestört hat: Werder ist mit einer Meldung rausgegangen, durch die der Eindruck entstanden ist, ich wollte viel Geld verdienen. Ich kann es ganz klar sagen: Ich hätte auch umsonst gearbeitet.“
Baumann kann diesen Ärger nachvollziehen: „In der Kommunikation ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns das gewünscht hätten. Das bedauern wir.“ Der Posten des Technischen Direktors habe vor zwei Jahren dem Rotstift zum Opfer fallen müssen. „Wir lagen auf der Intensivstation und waren kurz davor, dass es zu Ende geht und wir die Gehälter nicht mehr bezahlen können. Da mussten wir ganz viele harte Entscheidungen treffen“, so Baumann.
Aus Schaafs Sicht war es jedoch ein großer Fehler, gerade seine Position zu streichen: „In jedem Verein gibt es inzwischen einen Technischen Direktor. Wir hätten eine Vormachtstellung einnehmen und was Entscheidendes bewirken können. Das hat Werder Bremen nicht erkannt. Frank war in dieser Richtung unterwegs, absolut, aber sonst keiner.“ Schon während seiner Amtszeit habe er an einigen Stellen große Skepsis gespürt und das intern auch kritisch angesprochen. „Ich konnte meine Ideen und Gedanken nicht so umsetzen, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagt Schaaf – und bekommt Zuspruch von Baumann: „Es war eine neue Position in einem bestehenden Konstrukt. Die ist nicht optimal installiert worden, das muss man so klar sagen, deshalb ist die Kritik berechtigt. Gewisse Dinge konnte man verändern, andere nicht.“ Für den Geschäftsführer bleibt es weiterhin eine Schlüsselposition, die von Schaaf gerade im Bereich Trainerentwicklung optimal besetzt gewesen sei.
Da drängt sich doch die Frage auf: Warum wird Schaaf nach der Bundesliga-Rückkehr und in einer besseren finanziellen Situation nicht zurückgeholt? Ehe Baumann antworten kann, geht Schaaf dazwischen: „Diese Position wird es irgendwann zwangsläufig wieder geben. Aber sie wird nicht mehr mit Thomas Schaaf besetzt sein.“ Der 62-Jährige macht es wie 2013, als seine Amtszeit als Trainer bei Werder endete: „Ich habe mich zurückgezogen und rausgehalten. Das ist meine Art. Ich habe diesem Verein so viel zu verdanken, ich habe diesem Verein auch unheimlich viel gegeben, das ist alles in Ordnung.“ Und wieder brandet großer Applaus auf, als wollten die Fans Schaaf zu Werder zurückklatschen.