70 Mal hat Mitchell Weiser in der Bundesliga das Trikot von Hertha BSC getragen, am Samstag läuft er nun als Gegner im Olympiastadion auf. Mit dem SV Werder Bremen möchte der 28-Jährige nach zuletzt sechs sieglosen Spielen endlich mal wieder einen Dreier einfahren, und er dürfte wissen, dass bei diesem Plan ziemlich viel von ihm selbst abhängt. Weiser ist Leistungsträger bei Aufsteiger Werder, auf seine Qualitäten in der Offensive kann das Team nicht verzichten. In den Augen von Ole Werner sind sie sogar so wertvoll, dass der Cheftrainer gewisse Abstriche bei Weisers Abwehrverhalten in Kauf nimmt. "Es ist schon wichtig, dass er sich in den Defensivthemen etwas verbessert. Er hat in dieser Saison ja schon gezeigt, dass er es kann", sagt Werner - schränkt aber umgehend ganz klar ein: "Es darf bei ihm nur nicht zu Lasten der Offensive gehen."
Mit neun Torvorlagen ist Weiser Werders bester Zuarbeiter in der laufenden Saison. Mit seinen Vorstößen sorgt er über die rechte Seite immer wieder für Gefahr. Weil er Überraschendes in sein Spiel einstreut, gute Flanken schlägt, Eins-gegen-eins-Situationen geschickt auflöst. "Im Vorwärtsgang hat Mitch außergewöhnliche Fähigkeiten", sagt Werner, "und natürlich verlangen wir von ihm, dass er sie immer wieder in unser Spiel einbringt". Das ist dem Ex-Berliner in den vergangenen Wochen auch überwiegend gut gelungen, nur ließ er dabei zuletzt - anders als in früheren Phasen der Saison - die nötige Balance hin zur Defensive vermissen, was Werder in Bedrängnis brachte. "Klar kann auch er gewisse Sachen besser verteidigen", sagt Werner und erklärt, wie er und sein Trainerteam mit Weiser an dieser Baustelle arbeiten.
"Wir weisen ihn darauf hin, schaffen ein Bewusstsein dafür und trainieren es. Grundsätzlich hat Mitch dieses Bewusstsein auch. Und trotzdem wird es immer mal wieder passieren, dass man als Verteidiger einen entscheidenden Zweikampf verliert." Beispielsweise wenn man kurz nach einer wichtigen Offensivaktion nicht nah genug am Gegenspieler steht, um ihn am Flanken zu hindern. Ein Risiko, das Werner bei Weiser gerne in Kauf nimmt. "Es ist einfach wichtig für uns, dass er seine Stärken in der Offensive nicht verliert, weil er da jemand ist, der für uns den Unterschied ausmachen kann." Im anstehenden Spiel gegen seinen Ex-Club Hertha BSC dürfte Mitchell Weiser das besonders gerne zeigen wollen.