- Was passiert genau?
- Wer ist dieses regionale Bündnis?
- Hat Frank Baumann als Werder-Geschäftsführer eine Sonderrolle?
- Was soll mit dem Geld passieren?
- Warum 38 Millionen für 18 Prozent?
- Was sagen die Beteiligten?
Diese Nachricht hat nicht nur in der grün-weißen Welt rund um den SV Werder Bremen für Aufsehen gesorgt, sondern bundesweit: „Investoren gefunden: Werder kassiert fast 40 Millionen Euro – und auch Frank Baumann zahlt mit“, berichtete unsere Deichstube exklusiv am Donnerstagmorgen. Inzwischen hat der SV Werder Bremen den Einstieg des regionalen Bündnisses bestätigt. Hier sind alle Details.
Was passiert genau?
Der Verein SV Werder Bremen als alleiniger Gesellschafter der für den Profisport ausgegliederten Kapitalgesellschaft (KG) verkauft 18 Prozent seiner Anteile an ein regionales Bündnis und erhält dafür 38 Millionen Euro. Der Verkauf ist an strenge Auflagen geknüpft. Es gibt eine langfristige Haltefrist. Innerhalb des Bündnisses dürfen die Anteile hin- und herverkauft werden. Ein externer Weiterverkauf ist nur an Personen und Unternehmen möglich, die im Einklang mit einer Sanktionsliste stehen, auf der zum Beispiel Investoren aus Russland oder China ausgeschlossen werden. Und selbst dann besitzt Werder noch ein Vorkaufsrecht, falls dem Verein der Interessent nicht gefällt. Das gilt übrigens auch, falls sich ein Anteilseigner ein Fehlverhalten leistet, das den Werten des Vereins widerspricht. Sogar beim Thema Erbe hat sich Werder abgesichert, damit Anteile nicht in falsche Hände geraten.
Wer ist dieses regionale Bündnis?
Werder hat sich vor eineinhalb Jahren selbst auf den Weg gemacht, so eine Verbindung zu organisieren. Es wurden potenzielle Geldgeber, die schon eng mit dem Club verbunden sind, angesprochen. Am Ende sind daraus acht Teilnehmer geworden, die sich als Privatpersonen oder mit ihren Unternehmen an der Idee beteiligen: Frank Baumann, Arnd Brüning, Jens Christophers, Marco Fuchs, Martin Harren, Klaus Meier, Harm Ohlmeyer und Kurt Zech. Zur Abwicklung wurde eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet, mit Harm Ohlmeyer als Geschäftsführer und Sprecher, der sich aber sehr im Hintergrund halten soll. Das regionale Bündnis darf und will keinen Einfluss auf das operative Geschäft bei Werder nehmen. Es gab eine Mindesteinlage für jedes Mitglied der GbR, die einzelnen Investments werden nicht genannt. Das Bündnis stellt in Arnd Brüning und Jens Christophers künftig zwei weitere Aufsichtsräte bei Werder, das Kontrollgremium wird dafür von sieben auf neun Mitglieder aufgestockt. Harm Ohlmeyer gehört dem Kontrollgremium ohnehin schon seit 2021 an. Das Bündnis erhält keine Rendite.
Hat Frank Baumann als Werder-Geschäftsführer eine Sonderrolle?
Ja und nein! Es ist in der Wirtschaft eher ungewöhnlich, dass ein bald scheidender Geschäftsführer sein privates Vermögen in das Unternehmen steckt, das er verlässt. Das beweist ein großes Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und war auch ein wichtiges Signal für die anderen Investoren. Baumann hat sich selbst ins Gespräch gebracht, als seine Entscheidung stand, den im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Unter Compliance-Gesichtspunkten soll Baumanns aktuelle Doppelrolle als Geschäftsführer und Investor kein Problem darstellen. Dauerhaft sei es aber besser, eine klarere Trennung zu haben, heißt es. Baumanns Weg vom Spieler über den Posten als Geschäftsführer bis hin zum Investor ist einmalig bei Werder.
Was soll mit dem Geld passieren?
Die 38 Millionen sind nicht für den Schuldenabbau vorgesehen, sondern sollen in das Kerngeschäft Fußball und dabei in die Mannschaft investiert werden. In den nächsten Transferperioden sollen vor allem junge, talentierte Spieler, die bei einer entsprechenden Qualität inzwischen auch schon einen sehr hohen Preis haben, verpflichtet werden. Diese weiterzuentwickeln und dann für viel mehr Geld zu verkaufen, soll Werder sportlich und finanziell wieder weiter nach oben bringen. Dadurch sollen langfristig auch die Kredite (17 Millionen Euro) und die Anleihe (18 Millionen Euro) einfacher abgewickelt werden. Ein kurzfristiger Angriff der internationalen Plätze ist nicht geplant, das Geld soll mit Bedacht eingesetzt werden. Die 38 Millionen Euro sorgen dafür, dass sich das negative Eigenkapital von aktuell rund 19 Millionen Euro in die gleiche positive Summer verwandelt. Das löst sofort alle Probleme bei der Lizensierung für die Bundesliga-Spielzeiten, bei der zuletzt sogar eine Millionenstrafe durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ausgesprochen wurde. Außerdem kann Werder dadurch auch bessere Konditionen bei Krediten für infrastrukturelle Maßnahmen bekommen.
Warum 38 Millionen für 18 Prozent?
Der SV Werder hat im Zuge einer Kapitalerhöhung das Unternehmen neu bewerten lassen. Dabei spielen der Umsatz und die Netto-Verbindlichkeiten eine wichtige Rolle. Zudem wurden sowohl national als auch international vergleichbare Transaktionen herangezogen, um einen fairen Multiplikator zu ermitteln. Dabei kam am Ende heraus, dass die eingesammelten 38 Millionen Euro einen Anteil von 18 Prozent bedeuten. Zum Vergleich: Der VfB Stuttgart hat gerade für etwas mehr als zehn Prozent seiner Anteile 41,5 Millionen Euro von der Porsche AG bekommen – das ist quasi fast doppelt so viel wie Werder. Allerdings sind die Voraussetzungen bei den Schwaben andere, der Umsatz deutlich höher – und Mercedes soll einst als erster Anteilseigner die finanzielle Messlatte sehr hoch gelegt haben.
Was sagen die Beteiligten?
„Das ist ein wichtiger Schritt für Werder Bremen. Mit diesen Partnern hat die Geschäftsführung die engen Vorgaben des Präsidiums exakt umgesetzt und unsere drei Wunschvorstellungen erfüllt: Erstens: Regionale Unterstützer zu finden, die die Werte, Identität und Tradition des Vereins respektieren und wahren. Zweitens: Menschen zu binden, die sich langfristig engagieren und denen es vor allem um die Entwicklung von Werder geht. Und drittens: Partner zu erhalten, die keinen operativen Einfluss nehmen wollen. Denn eins war und ist für uns essenziell: ‚Werder muss Werder bleiben!‘“, betont Hubertus Hess-Grunewald als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender beim SVW. Und Harm Ohlmeyer erklärt im Namen des Bündnisses: „Der SV Werder Bremen ist ein Leuchtturm in Bremen und der Region, zu dem wir uns als regionales Bündnis bekennen. Wir wollen dazu beitragen, die Zukunft von Werder weiter positiv zu gestalten und erhoffen uns, eine Aufbruchstimmung zu entfachen. Als strategischer Partner planen wir ein langfristiges und nachhaltiges Engagement. Aus diesem Grund haben wir uns auch auf zeitliche und rechtliche Beschränkungen bei der Weiterveräußerung von Anteilen geeinigt. Uns ist an der langfristigen Weiterentwicklung von Werder gelegen und nicht an kurzfristiger Rendite. Wir sind von den Ideen und Planungen der Verantwortlichen überzeugt. Wir wollen gemeinsam mit ihnen erfolgreich sein.“ So sieht es auch Werder-Boss Klaus Filbry: „Der SV Werder stellt sich noch stärker für die Zukunft auf. Die bereitgestellten Gelder erhöhen unser Eigenkapital und geben uns größere wirtschaftliche Handlungsfähigkeit. Wir haben mit den neuen Partnern ausgemacht, dass wir das Geld dafür einsetzen, das Kerngeschäft Fußball bei Werder Bremen zu stärken. Und um das Ganze klar einzuordnen: Wir werden den Weg der wirtschaftlichen Vernunft weitergehen. Dieses Investment garantiert uns nicht, dass wir in den nächsten Jahren mit Werder international spielen werden. Aber dieser Schritt wird uns in allen Bereichen einen ordentlichen Schub geben.“