- 23. August: Werder schießt sich gegen Schalke an die Tabellenspitze
- 20. August: Ausleihe? Borowski verärgert
- 14. August: Ausgerechnet Reinke zähmt den Betzenberg
- 6. August: Sehr stürmisch, aber nicht wunderbar
- 2. August: Nach der Schmach wird es historisch
- 30. Juli: Die Schmach von Pasching
- 26. Juli: Micoud macht das Fan-Fest perfekt
- 24. Juli: Ailton droht mit Abschied
- 14. Juli: Das offizielle Mannschaftsfoto entsteht
- 1. Juli: Teurer Extra-Urlaub für Ailton
- 30. Juni: Trainingsauftakt am Weserstadion
- 29. Juni: Werder schnappt sich Ümit Davala

Fabian Ernst, Ailton und Ümit Davala (re.) feiern im Mai 2004 mit Meisterschale und DFB-Pokal auf dem Bremer Rathausbalkon.
Was war das für eine Begeisterung, was war das für eine Freude: Erst die Meisterschaft, dann auch noch der Pokalsieg – der SV Werder Bremen erlebte 2003/04 seine beste Saison. Genau 20 Jahre ist das her. Deichstube und WESER-KURIER feiern diesen runden Double-Saison-Geburtstag mit einer ganz speziellen Serie. Wir blicken zurück auf besondere Ereignisse in dieser außergewöhnlichen Spielzeit – und das mit keinem Geringeren als dem damaligen Coach Thomas Schaaf, in loser Folge immer ganz genau 20 Jahre danach.
23. August: Werder schießt sich gegen Schalke an die Tabellenspitze
Am 23. August 2003 empfing Werder Bremen den FC Schalke 04 im Weserstadion. Ausgehend von der vorherigen Saison war es ein Duell auf Augenhöhe, schließlich landeten die beiden Teams auf Tabellenplatz sechs und sieben und spielten vor Beginn der Spielzeit 2003/04 im UI-Cup um die Teilnahme am UEFA-Pokal – für den sich die Gelsenkirchener, anders als die Bremer, tatsächlich qualifizierten. Schließlich geriet das Duell allerdings zu einer klaren Angelegenheit zugunsten der Bremer, die sich damit erstmals in der Saison an die Tabellenspitze der Bundesliga setzten.
Angelos Charisteas traf in der 13. Minute zum 1:0, Tim Borowski erhöhte in der 28. Minute auf 2:0 und noch in der ersten Halbzeit konnte „Kugelblitz“ Ailton in der 35. Minute auf 3:0 erhöhen. In der zweiten Hälfte verwalteten die Bremer nicht etwa das Ergebnis: Der kurz zuvor eingewechselte Nelson Valdez setzte mit dem 4:0 in der 81. Minute noch einen drauf. Den Schalkern gelang zwei Minuten später noch der Anschlusstreffer durch Victor Agali. Es blieb beim 4:1 für den neuen Spitzenreiter.
Im Tor der Mannschaft von Schalke-Trainer Jupp Heynckes stand übrigens Ex-Bremer Frank Rost, der 2002 zu den Knappen gewechselt war. Teil der Schalker Mannschaft waren auch der spätere Bayern-Star Hamit Altintop oder Gerald Asamoah, der mit Schalke 2001 und 2002 den DFB-Pokal gewann.

23. August 2003: Ailton bezwingt Schalke-Keeper Frank Rost und trägt so dazu bei, dass Werder nach dem Spieltag erstmals an der Tabellenspitze der Bundesliga steht.
20. August: Ausleihe? Borowski verärgert
Plötzlich gibt es Unruhe beim SV Werder Bremen: Klaus Allofs kündigt an, dass der Kader bis Ende August noch verkleinert werden soll. Der Sportchef will noch den einen oder anderen Spieler verleihen. Namen nennt er nicht, aber die Kandidaten sind schnell ausgemacht: Tim Borowski, Simon Rolfes, Christian Lenze und Holger Wehlage. Und mindestens einer davon ist richtig sauer., „Bevor er an die Presse weitergibt, dass vielleicht noch Spieler ausgeliehen werden, sollte er erst einmal mit den Kandidaten darüber sprechen“, schimpft Borowski im Gespräch mit der „Kreiszeitung“ und schließt selbst einen Wechsel nicht aus: „Ich will spielen. Hier in Bremen bekomme ich keine Spielpraxis.“ Der Ärger soll aber schon bald verrauchen. Allofs stellt umgehend klar, dass er Borowski gar nicht gemeint habe. „Damals wurde schnell mal was geschrieben“, erinnert sich Thomas Schaaf und fügt noch schmunzelnd an: „Aber so dramatisch war das meistens gar nicht.“

Tim Borowski reagiert im Sommer 2003 verärgert, als er aus der Presse erfuhr, dass Werder Bremens Sportchef Klaus Allofs ihn angeblich verleihen will.
14. August: Ausgerechnet Reinke zähmt den Betzenberg
Drittes Spiel, zweiter Sieg – und das schon wieder auswärts. Werder Bremen macht mit dem 1:0-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern den sehr guten Start perfekt, belegt mit sieben Zählern Rang vier in der Tabelle. Die Schmach von Pasching ist abgehakt. „Wir hatten die Qualität, die Spiele gut anzugehen und erfolgreich zu sein. Da war es uns auch egal, ob wir zu Hause oder auswärts angetreten sind“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Auf dem berühmt-berüchtigten Betzenberg liefern die Grün-Weißen zwar keine Glanzleistung ab, ein Tor von Johan Micoud nach gut einer Stunde reicht aber. Der Spielmacher war bis dahin kaum in Erscheinung getreten. Im Gegensatz zu Andreas Reinke. Der ist an seiner ehemaligen Wirkungsstätte der überragende Mann und wird von den Werder-Fans mit „Reinke, Reinke“-Sprechchören gefeiert. Eine besondere Genugtuung für den 34-Jährigen, der mit Kaiserslautern einst völlig überraschend die Meisterschaft geholt hatte, dann aber gehen musste.
6. August: Sehr stürmisch, aber nicht wunderbar
Ailton glaubt nach der 0:4-Klatsche im Hinspiel natürlich an das Wunder gegen den FC Superfund Pasching. „Wir machen vier Tore: Zwei vor der Pause, zwei nach der Pause“, tönt der Brasilianer vor dem Rückspiel im UI-Cup-Halbfinale. Und siehe da: Angelos Charisteas bringt Werder Bremen nach einer halben Stunde in Führung. „Ich glaube, ich habe nur Stürmer aufgestellt. Alles, was nach vorne kicken konnte, war dabei“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Neben Charisteas und Ailton spielt auch Marco Reich ganz vorne. Die anderen Bremer hält es ebenfalls kaum hinten. Doch das Paschinger Bollwerk lässt nichts mehr durch, kurz vor Schluss gelingt den Österreichern sogar der Ausgleich. Die 15.000 Zuschauer im Wohninvest Weserstadion tragen es mit Fassung, denn immerhin hat sich der haushohe Favorit ganz anders präsentiert als beim desaströsen Hinspiel. „Wir haben alles versucht, aber es hat nichts mehr gebracht“, sagt Schaaf und seufzt: „Wunder gibt es eben nicht auf Bestellung.“
2. August: Nach der Schmach wird es historisch
Bundesliga-Auftakt, Werder Bremen reist zum Gastspiel bei Hertha BSC. Und das nur wenige Tage nach der Schmach von Pasching, also diesem 0:4-Debakel im UI-Cup-Halbfinale, mit ganz viel Frust und Wut. „Jeder bei uns wusste: So ein Ding kannst du dir nicht noch einmal erlauben, da musst du ein anderes Bild zeigen“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf. Und siehe da, die Mannschaft gibt Vollgas, keine Spur von der lähmenden Lethargie in Österreich. Ailton (18./65.) und Johan Micoud (21.) schießen mit ihren Toren einen souveränen 3:0-Sieg heraus und schreiben dabei Geschichte: Erstmals seit dem 1. August 1987 gewinnen die Bremer zum Bundesliga-Auftakt mal wieder ein Auswärtsspiel.
Sehr zur Freude von Thomas Schaaf: „Wir hatten in der Vorbereitung ja auch gut gearbeitet, wir waren fit. Wir wussten doch, dass wir Fußball spielen können, dass wir eine Qualität haben. Das konnten wir in Berlin in einer tollen Art und Weise zeigen.“ Das galt ganz besonders auch für Ailton, der nach seinem Doppelpack tönt: „Ich bin wieder da! Ailton – das ist Bundesliga.“ Micoud träumt derweil schon von „einem Wunder“ im Rückspiel gegen Pasching – und einer darf sich ganz besonders freuen: Andreas Reinke gewinnt den Zweikampf im Tor mit Pascal Borel und ist Werder Bremens neue Nummer eins.
30. Juli: Die Schmach von Pasching
Der SV Werder Bremen fährt als haushoher Favorit zum Halbfinale im UI-Cup. Über den Gegner wird geschmunzelt, heißt er doch FC Superfund Pasching. Der Vereinsname des Tabellenletzten in Österreich ist an die Investmentgruppe Quadriga und deren Fondsprodukt Superfund verkauft worden. In der Linzer Vorstadt vergeht den Bremern aber schnell das Lachen. „Wir waren viel zu früh am Stadion, es war tierisch heiß. Es war eine lähmende Atmosphäre, weil nichts los war. An diesem heißen Tag wollte doch niemand ins Stadion“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf und seufzt: „Die Kabine war auch Mist. Es war viel zu eng da unten drin und auch dort unglaublich warm. Da sind wir total lethargisch geworden.“ Nichts läuft zusammen, nach vorne geht gar nichts – und dann trifft Michael Horvath zum 1:0 für die Gastgeber (36.). Der völlig indisponierte Valerien Ismael verursacht kurz darauf einen Elfmeter, den Eduard „Edi“ Glieder zum 2:0 nutzt (40.). Nur drei Minuten später langt der bereits 34-Jährige erneut zu – 3:0.
„Wir haben uns nicht gewehrt“, schimpft Thomas Schaaf: „Ich habe meiner Mannschaft immer gesagt: ,Ich verteidige euch bis zum Geht-nicht-mehr, wenn ihr alles gegeben habt.‘ Aber das war gar nichts!“ Schlimmer noch: Angelos Charisteas vergibt per Strafstoß die große Chance zur Ergebniskorrektur und damit zur besseren Ausgangslage für das Rückspiel gegen den FC Superfund Pasching (73.). Stattdessen schraubt Michael Baur das Resultat kurz vor Schluss noch auf 4:0. „Eine Schmach“, stöhnt Schaaf. „Das war eine mega Enttäuschung. Wir waren wütend! Wir wollten doch unbedingt international dabei sein. Das haben wir dort schon hergeschenkt.“ Sportchef Klaus Allofs ist richtig sauer, kündigt sofort finanzielle Konsequenzen für das Team an. Die Punktprämien für die Bundesliga werden gestrichen – immerhin 1000 Euro pro Zähler hätte jeder Spieler des SV Werder Bremen eigentlich bekommen.

20 Jahre Werder-Double: Ailton (oben) und der SV Werder Bremen schieden nach einem 1:1 im Rückspiel des UI-Cup-Halbfinals gegen den FC Superfund Pasching aus.
26. Juli: Micoud macht das Fan-Fest perfekt
Am „Tag der Fans“ ist die Stimmung beim SV Werder rund um das Weserstadion natürlich bestens. Tausende vergnügen sich am Osterdeich - und dann sorgt Johan Micoud für die ganz große Begeisterung. Im Rückspiel des Drittrunden-Duells im UI-Cup gegen OGC Nizza erzielt der Franzose in der 75. Minute das erlösende 1:0. Das Hinspiel war 0:0 ausgegangen. Nun hoffen 24300 Zuschauer im Weserstadion, dass Werder den knappen Vorsprung über die Zeit bringt und dadurch ins Halbfinale einzieht. Abpfiff, grün-weißer Jubel, die Werder-Welt ist in bester Ordnung. Der Spagat zwischen Vorbereitung und UI-Cup, mit dem großen Ziel, sich für den UEFA-Cup zu qualifizieren, gelingt gut. „Wir waren insgesamt auf einem sehr guten Weg“, erinnert sich Trainer Thomas Schaaf: „Wir haben gut gearbeitet, die Ergebnisse passten, alles war okay.“ Und weil der nächste Gegner im UI-Cup FC Superfund Pasching heißt, träumen viele Bremer insgeheim schon vom Finale – einige vielleicht ein bisschen zu sehr…
24. Juli: Ailton droht mit Abschied
Die Vorbereitung läuft gut, nur einer ist unzufrieden: Ailton. Weil ihm Sportchef Klaus Allofs kein Angebot für eine vorzeitige Vertragsverlängerung anbietet, schmollt der Stürmer. „Dann bin ich weg“, sagt der Brasilianer, droht mit Abschied. Passend dazu taucht das Gerücht auf, Olympiakos Piräus wolle Ailton verpflichten und natürlich mit einem langfristigen Kontrakt ausstatten.
„Wenn was gut funktioniert, hast du immer Leute, die dann das große Geschäft wittern und den Markt in Bewegung bringen“, sagt Thomas Schaaf, der solche Momente als Trainer zu genüge erlebt hat: „Die tägliche Arbeit hat es nicht gestört. Aber solche Themen können außerhalb schon für Ablenkung sorgen – und dann auch mal nerven.“
Bei Ailton gehört eine gewisse Unruhe aber zum Gesamtpaket. Da brauchen die Verantwortlichen auch im Sommer 2003 ein dickes Fell – und speziell Allofs jede Menge Verhandlungsgeschick. „Es gab immer wieder diese Diskussionen. Was kann man den Spielern anbieten, wozu ist der Verein in der Lage? Klaus hat immer versucht, alles auszureizen, wenn wir einen Spieler unbedingt halten wollten. Aber wir durften auch nicht darüber gehen“, erinnert sich Schaaf. Bei Ailton wartet Werder erstmal ab – und am Ende bleibt er (noch)…
14. Juli: Das offizielle Mannschaftsfoto entsteht
Mittlerweile hat man sich an den Anblick gewöhnt, schließlich steht das Trikot auch für eine erfolgreiche Saison – und heutzutage trägt man in der Bundesliga ja sogar Lachsfarbe. Damals aber, rund um den Tag, als das offizielle Mannschaftsfoto vor der Double-Saison entstand, sorgte der neue Werder-Dress für reichlich Diskussionen. Denn der NDR hatte das Bremer Trikot in seinem Programm ziemlich verrissen – und den neuen HSV-Dress hingegen gelobt. Und schon war die Diskussion im Gange, in den Medien, in den Klubs. Und, wenig überraschend, sagte der damalige Werder-Medienchef Tino Polster dem WESER-KURIER am Tag des offiziellen Fototermins, dass ihm das grün-orange Wagnis im Vergleich mit dem Rest der Liga "am besten gefalle.
Funfact zum Fototermin damals: Auf einigen Aufnahmen stand der damalige Geschäftsstellenleiter als Körper-Double mit in der Reihe. Denn Paul Stalteri spielte in diesen Tagen mit Kanada beim Gold-Cup und konnte nicht dabei sein. Sein Kopf wurde später digital in die Aufnahme montiert.

Der Werder-Kader beim offiziellen Fototermin am 14. Juli 2023. Paul Stalteri fehlte. Auf dieser Aufnahme wurde auf den Platzhalter namens Olaf Schmidt verzichtet.
Tags darauf, am 15. Juli, reiben sich die Werder-Fans in Verden verwundert die Augen, denn ihre Grün-Weißen tragen im Testspiel gegen ZSKA Sofia ziemlich viel Orange. „Was für ein Aufschrei“, erinnert sich der damalige Trainer Thomas Schaaf. Das neue Outfit bekommt schnell den Spitznamen Papageien-Trikot.
Die eingefleischten Werder-Fans sind wenig begeistert, andere wiederum finden es cool, wie auch Schaaf: „Orange hatte nicht jeder, grün war ja auch dabei. Mir gefiel es.“ Trotzdem ist auch Schaaf etwas irritiert: „Ich habe nur gedacht: Oh, da musst du schon fit sein, wenn du da reinpassen willst. Das Trikot war nämlich verdammt eng.“
Für die Fans gibt es deshalb extra eine etwas luftigere Version – und die verkauft sich so gut wie kein Trikot zuvor. Klar, Werder spielt ja auch so erfolgreich wie noch nie. Doch für Schaaf hat das neue Farbenspiel eine ganz besondere Wirkung: „Als wir später mit der Meisterschale und dem Pokal durch die Stadt gefahren sind, da hatten alle etwas Grün-Oranges an. Da ist etwas gestartet, dieses Miteinander, diese besondere Identifikation mit dem Verein, die man durch ein Trikot, einen Schal, eine Tasse oder einen Schlüsselanhänger demonstriert. Jeder suchte nach einem Teil, mit dem er zeigen kann: Ich gehöre dazu. Das war unglaublich. Der Marketingbereich ist nach oben geschossen. So hatte es das bislang nicht gegeben. Das war der Startschuss.“
1. Juli: Teurer Extra-Urlaub für Ailton
Auf nach Norderney! Wie immer! Aber wo ist Ailton? Vor einem Jahr war der Brasilianer schnell mit dem Taxi nachgereist, diesmal kommt er erstmal gar nicht. „Das geht dir als Trainer einfach auf den Sack“, gesteht Thomas Schaaf: „Eigentlich ist es ja kein großes Drama, ob einer drei Tage früher oder später kommt. Das lässt sich alles aufholen. Aber diese ganze Fragerei der Medien, die du dann als Trainer über dich ergehen lassen musst. Und du wirst so hingestellt, als hättest du deine Spieler nicht im Griff. Deswegen war ich sauer auf ,Toni‘.“ Der kommt dann nach ein paar Tagen nach und muss nicht nur eine Geldstrafe von 25.000 Euro bezahlen. „Wenn er mich drei Tage geärgert hat, dann habe ich ihn auch drei Tage geärgert und in die Dünen geschickt. Als die anderen Spieler schon am Ball waren, ist er noch gelaufen“, erzählt Schaaf und muss schmunzeln, als hätte er gerade die Bilder vom schwitzenden Ailton vor Augen...

Irgendwann kam er dann doch noch: Ailton gönnte sich im Sommer 2003 ein paar Tage Extra-Urlaub, bevor er sich zum Rest des Teams auf Norderney begab. Trotz Geldstrafe blieb die Laune bei "Toni" an der Nordsee gut.
30. Juni: Trainingsauftakt am Weserstadion
Bis dahin hatte Werder nur ein Leistungsträger verlassen: Frank Verlaat. Während Ümit Davala nach seiner Verpflichtung noch private Dinge erledigen darf, sind die Neuzugänge Valerien Ismael und Andreas Reinke natürlich vor Ort. „Für Andi sind Klaus Allofs und ich extra ein paar Wochen zuvor nach Spanien geflogen, wir wollten ihn noch mal spielen sehen“, erzählt Thomas Schaaf von seinem Trip mit dem damaligen Sportchef Allofs. Reinke, der 1998 bei der Meisterschaft des 1. FC Kaiserslautern im Tor gestanden hat, spielte inzwischen für Real Murcia.
„Ich weiß gar nicht mehr, wo genau das Spiel war, aber wir sind ewig um das Stadion rumgelaufen, bis wir endlich drin waren. Abends haben wir uns dann mit Andi getroffen und die Verpflichtung perfekt gemacht.“ Die ist genauso eine Überraschung wie die von Ismael. Den kennt in Bremen kaum jemand. Der französische Innenverteidiger wechselt von Racing Straßburg an die Weser und profitiert davon, dass er schon ein bisschen Deutsch versteht. „,Vale‘ hat vom ersten Tag an versucht, Deutsch zu sprechen. So ist er schnell in die Herzen der Menschen gekommen“, schwärmt Schaaf: „Das waren beides richtig wichtige Verpflichtungen.“
29. Juni: Werder schnappt sich Ümit Davala
Dieser Transfer ist schon ein kleines Statement: Werder Bremen leiht Ümit Davala von Inter Mailand aus. Der Türke, der in Deutschland geboren wurde, hat 2002 bei der WM in Südkorea und Japan nicht nur wegen seines Irokesenschnitts für Aufsehen gesorgt. Der 29-Jährige ist in der Türkei ein Volksheld, in Italien hat es für den Rechtsfuß nicht so geklappt, aber in Deutschland will er es noch einmal wissen. „Er hat sofort zu uns gesagt: Ich will Meister werden“, erinnert sich Thomas Schaaf: „Wir haben ihm dann gesagt: Ey, Junge, halt mal den Ball flach! Wir wollen uns verbessern, erfolgreichen Fußball spielen und oben dabei sein, aber jetzt schon von der Meisterschaft zu sprechen, das fanden wir schon sehr engagiert.“
Aber Schaaf mag das forsche Auftreten von Ümit Davala. Bei dessen Ankunft hat ihn der Coach des SV Werder Bremen gleich mal überrascht. „Mein Büro war ja im ehemaligen Präsidiumszimmer. Da war ein langer Tisch. Er saß dann da nach seiner Ankunft mit seinem Berater. Ich habe ihn auf Mannheimer Dialekt angesprochen, wir kommen ja beide von dort. Da hat er erstmal geguckt. Das war schon mal ein guter Beginn. Später in der Saison haben wir dann immer mal wieder so ein bisschen rumgealbert.“

„Ümit war ein Hallodri, ein Schelm – aber ein herzlicher", sagt Thomas Schaaf über Ümit Davala.
Auch auf dem Platz stimmt die Chemie. „Ümit war für mich ein ganz, ganz wichtiger Spieler. Er ist die rechte Seite rauf und runter. Ich habe ihn gerne als die Bank von England bezeichnet. Du kannst ihn anspielen, und dann ist der Ball safe. Bevor er den Ball verloren hat, hat er lieber noch zur Grätsche angesetzt und zumindest noch das Spiel unterbrochen“, erzählt Thomas Schaaf und fügt dann noch schmunzelnd an: „Ümit war ein Hallodri, ein Schelm – aber ein herzlicher. Ich wusste, bei ihm muss ich immer etwas aufpassen. Aber er meinte es nie böse. Eine super Verpflichtung!“