Nein, die Fans des SV Werder Bremen und Rafal Gikiewicz, der Torhüter des FC Augsburg, werden so schnell keine Freunde mehr. Ganz im Gegenteil. Das wurde nach der Bremer 1:2-Niederlage am Samstagnachmittag zum wiederholte Male deutlich. Vor dem Sky-Mikrofon deutete Gikiewicz im Nachgang des Spiels sogar an, Werder-Fans anzeigen zu wollen. Es war der bisherige Höhepunkt eines gegenseitigen Spannungsverhältnisses, das im vergangenen September seinen Anfang genommen hatte und nun weiter befeuert wurde.
Kurz zur Erinnerung: Während Werders 0:1-Niederlage im Hinspiel hatte Gikiewicz vor einem Strafstoß nicht nur unsportlich den Elfmeterpunkt malträtiert, sondern nach dem vereitelten Elfer auch die Bremer Fans mit Gesten mehrfach provoziert, weshalb es beinahe zu einem Platzsturm gekommen wäre. Entsprechend stand der Augsburger Torhüter vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen der beiden Vereine im Fokus. Werders Verantwortliche und Spieler waren vor dem Duell hörbar darum bemüht, den Ärger verbal nicht wieder aufkochen zu lassen - und dennoch gab es auch im Rückspiel wieder einen Gikiewicz-Moment, der Bremer Fans und Profis erzürnte.
Kurz nach dem Schlusspfiff legte Gikiewicz am Samstagnachmittag seinen Zeigefinger hinter das Ohr und blickte in Richtung des Gästeblocks, der sich direkt hinter seinem Tor befand. Eine Geste, die die Fans pfeifen und schäumen ließ und für die auch Werders Kapitän Marco Friedl deutliche Worte fand. "Ich muss aufpassen, was ich dazu sage, deshalb sage ich am besten nichts", begann der Österreicher, der seinem Unmut dann aber doch Luft machte.
Wenig Verständnis für Gikiewicz' Provokationen
"Es war die gleiche Leier wie im Hinspiel. Sie haben das Spiel gewonnen, das ist okay. Ich sehe nach dem Abpfiff dann aber wieder Spieler, die unsere Fans provozieren", sagte Friedl, für den es auch nicht als Rechtfertigung taugte, dass Gikiewicz vom Bremer Anhang während des Spiels mächtig ausgepfiffen worden war. "Wir sind in der Bundesliga und nicht auf einem Kindergeburtstag. Da ist es normal, dass die Fans pfeifen", sagte Friedl - und betonte: "Wir werden auch Woche für Woche ausgepfiffen. Dann wie ein kleines Kind Gesten in Richtung unserer Fans zu machen, ist Kindergarten." Mitchell Weiser sagte derweil über den Augsburger Torhüter: "Die Show macht er gerne. Es gibt ein paar Profis, die sich so ein Image aufbauen wollen."
Rafal Gikiewicz selbst lieferte hinterher eine andere Erklärung für sein Verhalten. "Es geht mir auf den Sack, dass meine Familie bei Twitter und Instagram von Leuten aus Bremen beleidigt wird", sagte der 35-Jährige, der seit dem Hinspiel offenbar äußerst unerfreuliche Nachrichten erhält - und nun ankündigte, sich dagegen juristisch zur Wehr setzen zu wollen: "Sollte ich nach dem Spiel wieder solche Nachrichten bekommen, werden ein paar Leute einen Brief erhalten."