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Neuzugang „Können Großes erreichen“: Was Keita mit Werder vorhat

Mit der Verpflichtung von Naby Keita vom FC Liverpool ist dem SV Werder ein besonderer Transfer-Coup gelungen. Am Freitag wurde der Neuzugang offiziell vorgestellt – und er hat mit den Bremern einiges vor.
14.07.2023, 17:36 Uhr
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Von Daniel Cottäus und Malte Bürger

Jetzt ging doch alles viel schneller. Aber das kennt Naby Keita ja schon. Schließlich kam auch sein Wechsel zum SV Werder Bremen binnen weniger Tage zustande. Deshalb überrascht es auch nicht wirklich, dass der 28-Jährige offenkundig keine große Eingewöhnungszeit an der Weser braucht. Stattdessen sagt er mit einem ansteckenden Lächeln im Gesicht: „Ich fühle mich hier schon zu Hause.“ Gesprochen hat er diese Worte am Freitag während seiner offiziellen Vorstellung, die eigentlich erst für das Zillertal-Trainingslager vorgesehen war. Doch dann ging eben – wie so häufig – alles viel schneller. Und wer Naby Keita so reden hört, der erfährt, dass er auch mit Werder zeitnah nach Höherem strebt.

Keita: "Mit Werder ein Stück Geschichte schreiben"

„Hier haben früher viele Stars gespielt, ich denke an Mesut Özil oder Diego“, sagt Keita. „Meine Ambition ist, es hier genauso gut zu machen und mit Werder ein Stück Geschichte zu schreiben.“ Was forsch oder aufgesetzt erscheinen mag, ist alles andere als das. Vielmehr wirkt der Mittelfeldspieler komplett authentisch, wenn er von seinen Zielen spricht. Wie einer, der beim Premier-League-Topclub FC Liverpool erlebt hat, was es heißt, die bedeutendsten Titel der Branche zu gewinnen. „Man muss immer träumen, so habe ich schon immer gedacht. Und nach dem, was ich bis jetzt hier im Training gesehen habe, denke ich, dass wir in der neuen Saison für eine Überraschung in der Bundesliga gut sind.“

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit erlebte Werder eher böse Überraschungen in Deutschlands Beletage, anschließend folgte der Neuanfang in Liga zwei samt Aufstieg und späterem Klassenerhalt im Oberhaus. Die jüngsten Signale sind also positiv, doch rosarot ist die Zukunft keineswegs automatisch. Vielmehr ist die spannende Frage, ob Werder weiterhin das eigene Image aufpolieren und fußballerisch langfristig überzeugen kann. Auch aufgrund dieser Basisthemen haben es die Verantworlichen bislang vermieden, andere Ziele als den erneuten Klassenerhalt zu formulieren. Umso erfrischender, aber auch überraschender kommen jetzt Naby Keitas Wünsche daher. „Ich habe mir viele Videos von Werder angeschaut und als ich mit dem Trainer und dem sportlichen Leiter gesprochen habe, haben sie mir gesagt, dass ich hier eine große Rolle übernehmen soll. Das fand ich großartig“, bekräftigt er. „Unsere Ambition muss sein, auch mit dieser jüngeren Generation Geschichte zu schreiben.“

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In England hat er auf einem ganz anderen Niveau erlebt, wie das gelingen kann. Sein Ex-Club hat historische Titel geholt, der Kader strotzte nur so vor Weltstars. Fehlen tun dem Neu-Bremer die ganz großen Namen nur bedingt. „Es gibt beim FC Liverpool richtig viel Qualität, aber seit ich hier bin, habe ich auch viel Qualität gesehen. Das Wichtigste ist: Wir müssen alle zusammen arbeiten“, hebt Keita hervor. „Ich bin nicht als Star gekommen, sondern als jemand, der wieder anfängt, regelmäßig Fußball zu spielen. Ich will den anderen Spielern mit meiner Erfahrung helfen, damit wir alle zusammen etwas Großes in der Bundesliga erreichen können.“

Fünf Jahre lang war die legendäre Anfield Road sein sportliches Zuhause, gespielt hat er in dieser Zeit 84 Mal in der Liga. Lediglich 84 Mal. Denn immer wieder wurde der frühere Leipziger von Blessuren ausgebremst, die medizinische Kartei wuchs und wuchs. Auch deshalb hatte Werder überhaupt die Chance, einen Spieler seiner Klasse ablösefrei zu holen. „Verletzungen sind Teil des Fußballs, aber ich muss auch erwähnen, dass die Verletzungen, die ich in Liverpool hatte, alles keine schlimmen waren“, erinnert er sich. „Ich war immer für zwei, drei Wochen weg, und das hatte mehr damit zu tun, dass ich nie einen Rhythmus hatte.“

Genau den will er jetzt bei Werder zurück. Da ist es dann auch mehr Segen als Fluch, dass keine Zusatzbelastung auf internationalem Parkett ansteht. „Ich habe zuletzt nicht so viel gespielt, und deshalb wird es mir helfen, nur ein Mal in der Woche spielen zu müssen.“

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Und am liebsten würde er das an der Seite von Niclas Füllkrug tun. „Er bleibt, er bleibt, ich will, dass er bleibt“, sagt Keita grinsend – und zwar auf Deutsch, während er den Rest des ersten Medientermins lieber auf Französisch und mit entsprechendem Dolmetscher hinter sich bringt. Aber für Werders Torjäger macht er da gern mal eine Ausnahme. „Das ist ein richtig guter Kerl und ein Topstürmer“, lobt Keita. „Er hat mir hier sofort alles gezeigt und mich wie einen Freund behandelt. Ich habe natürlich die Gerüchte über seine Zukunft gehört, aber es ist nicht meine Aufgabe, ihn zu überreden, sondern die der Verantwortlichen. Aber ich hoffe natürlich, dass er bleibt.“ Nicht zuletzt deshalb, weil die großen Träume dann vielleicht etwas einfacher zu realisieren wären.

Keita will zum Afrika-Cup

Ein persönliches Ziel ist für Naby Keita der Afrika-Cup, der im kommenden Januar ausgetragen wird. Der Nationalspieler und Kapitän Guineas würde Werder dann einige Ligaspiele fehlen, doch da müssen Fans und Verein eben durch. „Der Afrika-Cup ist sehr wichtig für mich, da kann ich nicht Nein sagen“, schildert er. „Das wäre so, als wenn Sie Niclas Füllkrug sagen würden, dass er nicht bei der EM im nächsten Jahr teilnehmen dürfte. Ich will meinem Land helfen und weiß, dass der Termin für die europäischen Ligen nicht optimal ist, aber es ist ein sehr wichtiger Wettbewerb für uns.“

So komisch das klingen mag: Wenn Keita im kommenden Winter bei Werder so richtig schmerzhaft vermisst wird, dürfte für den Verein und den Spieler während der Hinrunde einiges ziemlich gut gelaufen sein, dürfte sich die vielversprechende Zusammenarbeit tatsächlich auf dem richtigen Kurs befinden. „Ich habe noch nicht viel von der Stadt gesehen, aber ich habe gehört, dass die Menschen hier den Fußball lieben – genauso wie ich“, sagt Naby Keita. „Ich denke, dass das hier ein richtig guter Ort sein wird, um mich auf den Fußball zu konzentrieren.“


Alles andere kommt danach. Vielleicht viel schneller als gedacht. Aber das kennt Naby Keita ja schon.

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