Bloß kein Déjà-vu! Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 10. März 2021, hatte der SV Werder Bremen nach einem 2:0-Auswärtssieg im Nachholspiel bei Arminia Bielefeld 30 Punkte nach 24 Spieltagen auf dem Konto. Durch den Erfolg auf der Alm bauten die Grün-Weißen ihren Vorsprung auf den Relegationsplatz auf elf Zähler aus – und machten damit einen gefühlt vorentscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt. Doch es kam bekanntlich anders, weil Werder in den verbleibenden zehn Partien nur ein weiteres Pünktchen holte und tatsächlich noch in Liga zwei abstürzte.
Zwei Jahre später ist die Bremer Ausgangslage im Kampf um den Bundesliga-Klassenerhalt kurioserweise nahezu identisch. Das Team von Trainer Ole Werner hat nach 24 absolvierten Partien erneut 30 Punkte auf der Habenseite. Für einen Aufsteiger ist das zwar eine ordentliche Ausbeute und wirkt aufgrund des Zehn-Punkte-Polsters auf Rang 16 auch noch recht beruhigend. Die Parallele zur Bremer Katastrophensaison wirft dennoch die Frage auf, ob man sich um Werder nicht doch ernsthafte Sorgen machen muss?
„Wir schauen auf uns und versuchen, jedes Spiel bestmöglich zu gestalten“, wich Niclas Füllkrug der Frage jüngst zunächst etwas aus, um dann deutlich hinterherzuschieben: „Die Tabelle ist im Moment total schwer einzuschätzen. Deshalb interessiert es mich herzlich wenig.“ Vielleicht ist der Fokus auf das eigene Tun auch kein schlechter Ansatz. Schließlich hat der Nationalstürmer im Frühjahr 2021 selbst miterlebt, wie schnell man einen beruhigenden Vorsprung einbüßen und in einen nicht mehr aufzuhaltenden Abstiegsstrudel geraten kann.
Nun hat man im Vergleich zur ernüchternden Abstiegssaison aktuell zumindest noch das Gefühl, dass die Mannschaft nicht nur qualitativ besser aufgestellt ist, sondern insgesamt auch gefestigter auftritt als vor zwei Jahren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bremer zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr Gegentore (46) kassiert haben als in der Spielzeit 2020/2021 (33) und auch das Torverhältnis um fünf Treffer schlechter ist als damals. Da hilft es auch nicht, dass Werder 13 seiner bislang 46 Gegentreffer bei den hohen Pleiten gegen Köln (1:7) und den FC Bayern (1:6) eingeschenkt bekam. Zumal sich bei Werder die individuellen Fehler zuletzt wieder häuften und deshalb vier der letzten fünf Partien verloren gingen.
Doch natürlich ist nicht alles schlecht bei Werder: Anders als im Abstiegsjahr präsentiert sich der Aufsteiger wesentlich offensivstärker und kann immer wieder auf bewährte Abläufe zurückgreifen. So erarbeiteten sich die Bremer nicht nur wesentlich mehr Chancen, sondern erzielten auch deutlich mehr Tore - sieben an der Zahl. Auch deshalb glaubt Trainer-Legende und Abstiegskampf-Experte Friedhelm Funkel (515 Bundesliga-Spiele) nicht, dass Werder am Ende wieder unter dem Strich landet. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Werder Bremen ist ganz anders aufgestellt (im Vergleich zum Abstieg vor zwei Jahren, d. Red.), sie haben eine ganz andere Körpersprache. Der Trainer macht ganz tolle Arbeit“, begründete der 69-Jährige seine Einschätzung.
Seit der Wiedereinführung der Relegation in der Saison 2008/09 genügten für die direkte Rettung (ohne Relegation) im Schnitt 33,3 Zähler. Um sicher in der Liga zu bleiben und nicht wieder ein böses Erwachen zu erleben, benötigt Werder also noch ein paar Punkte.