Das größte "Problem", mit dem sich Justin Njinmah am Dienstagabend auseinandersetzen musste und für das er keine Lösung fand, begegnete dem Stürmer des SV Werder Bremen erst nach dem Schlusspfiff – woran sich ganz gut ablesen lässt, dass der 23-Jährige während des Heimspiels gegen RB Leipzig (1:1) auf dem Platz einen mehr als guten Job gemacht hatte. Mit seinem sehenswerten Ausgleichstreffer hatte Njinmah den Hausherren einen wertvollen Punkt beschert – entsprechend gefragt war er dann nach der Partie, als er während eines TV-Interviews plötzlich mit einer weißen Flüssigkeit zu kämpfen hatte, die ihm hartnäckig vom Kopf lief. Was das war? Vermutlich eine Mischung aus Schweiß und Haarpflegeprodukt, ganz genau aufklären ließ es sich nicht. Was für Njinmah nach kurzer Irritation aber auch nicht weiter schlimm war: Sichtlich stolz stand er den Journalisten Rede und Antwort.
- Die Noten der Werder-Spieler beim Spiel gegen RB Leipzig (hier lesen)
Dabei ging es zunächst, na klar, um die Aktion aus der 75. Minute, mit der Njinmah das ausverkaufte Weserstadion zum Explodieren gebracht hatte. Nach Zuspiel von Jens Stage ließ der schnelle Angreifer an der Strafraumkante einen Gegenspieler aussteigen und brachte den Ball mit links gefühlvoll im langen Eck unter. "Das ist das, was ich immer wieder im Training versuche – erst eine Finte, dann Abschluss", berichtete Njinmah – und strahlte: "Dass es heute so gut geklappt hat, war natürlich wichtig und geil."
Ole Werners Plan gegen RB Leipzig geht auf
Zum zweiten Mal in der laufenden Saison hatte Werders Cheftrainer Ole Werner den gebürtigen Hamburger in seine Startelf beordert, weil er dessen Tempo im Spiel gegen die ebenfalls schnellen Leipziger nutzen wollte. Ein Plan, der von Beginn an aufging, denn Njinmah hatte sofort Szenen, in denen er auffiel, auch wenn ihm freilich nicht alles gelang. "Dass ich etwas Zeit brauche, um ins Spiel zu kommen, war für mich klar. So oft habe ich ja noch nicht von Anfang an gespielt", sagte er nach der Partie – und betonte: "Aber natürlich regt es mich auf, wenn der letzte Pass nicht kommt oder ich am ersten Gegenspieler vorbeikomme, am nächsten dann aber nicht mehr."
Von solchen Momenten gab es einige gegen Leipzig, was Leonardo Bittencourt zu dem Schluss kommen ließ: "Wenn Justin ein bisschen cleverer ist, dann hätten wir vielleicht noch ein, zwei Tore mehr machen können." Als Kritik am jungen Kollegen sollte das aber nicht verstanden wissen, denn "das passiert halt manchmal", sagte Bittencourt, ehe er grundsätzlich mit Blick auf Njinmah hervorhob: "Er macht sich nicht so viel Platte. Wenn ich hinter ihm spiele, sage ich immer zu ihm: ,Mach das Einfache. Du bist so schnell! Probiere einfach, so schnell wie möglich mit dem Ball zum Tor zu kommen.' Und das macht er dann. Der Junge macht wirklich Spaß." Und der Junge hat große Ziele, denn an Einsätze an der Startelf würde er sich nur zu gerne gewöhnen.
"Ich bin überhaupt kein geduldiger Typ, aber natürlich respektiere ich komplett, wie der Trainer aufstellt", sagte Njinmah. Dann betonte er: "Ich habe im Training und nach meinen Einwechslungen immer Gas gegeben, denn natürlich will ich in der Startelf stehen. Das ist ganz klar." Dass er ob seines hohem Tempos bei manch Beobachter als klassischer Joker angesehen wird, versteht der Stürmer übrigens überhaupt nicht: "Ich mag es nicht, wenn gesagt wird, dass ich besser von der Bank komme und immer Joker sein sollte, nur weil ich schnell bin. Sollen alle schnellen Spieler jetzt immer von der Bank kommen, oder was?", fragte er augenzwinkernd und umschrieb seine Gemütslage nach nunmehr 13 Liga-Einsätzen, drei Toren und zwei Vorlagen nach den ersten 16 Spieltagen bemerkenswert zurückhaltend mit "relativ zufrieden". Cheftrainer Ole Werner klang da etwas begeisterter.
"Er ist auch vor dem Leipzig-Spiel schon wichtig Spieler für uns gewesen, wenn man sich anschaut, an wie vielen Punkten er bereits Anteil hatte", sagte der 35-Jährige. Und weiter: "Justin macht seine Entwicklungsschritte. Es wird jetzt weiter an ihm liegen, sich anzubieten. In jedem Training merkt man, dass er Gas gibt. Da muss er dranbleiben." Gelingt Njinmah das, dürfte der nächste Startelfeinsatz nicht allzu lange auf sich warten lassen.