Gelungener Start in Rückrunde Werder punktet besser als die Konkurrenz - bleibt aber vorsichtig

Mit zwei Siegen ist Werder in die Bundesliga-Rückrunde gestartet - das gab es zuletzt 2014/15. Die hohe Niederlage gegen Köln hat Ole Werners Team offenbar überwunden - in Sicherheit wiegt sie sich aber nicht.
06.02.2023, 18:38 Uhr
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Von Malte Bürger

Die meisten Interviews waren absolviert, auch die obligatorische Pressekonferenz hatten Ole Werner, Trainer des SV Werder Bremen, und sein Stuttgarter Pendant Bruno Labbadia gerade hinter sich gebracht. Und so nutzten die beiden Coaches die gemeinsame Restzeit noch für einen ausgiebigen Plausch zwischen Kabine und Medienraum. Worum es ging, wurde später nicht verraten. Doch es waren zwei Vertreter ihrer Zunft zu sehen gewesen, für die es momentan unterschiedlicher kaum laufen könnte. Während Labbadia mit seinem Team nämlich einem kräftezehrenden Abstiegskampf entgegensteuert und vor schwierigen Wochen warnte, haben sich Werner und Werder einen gefühlt komfortablen Elf-Punkte-Vorsprung auf jenen VfB und somit den Relegationsrang erarbeitet. In Sicherheit wiegen wollen sich die Bremer aber partout nicht

„Wir haben das ganze Jahr über mal Phasen gehabt, wo die Ergebnisse auf unserer Seite waren und wo sie es mal nicht waren“, erinnerte der Bremer Chefcoach, ehe er mahnte: „Es ist Woche für Woche unsere Aufgabe, konkurrenzfähig zu sein, auf Augenhöhe zu sein, sodass Kleinigkeiten ein Spiel entscheiden können. Und die versuchen wir, auf unsere Seite zu ziehen. Wir haben selten Phasen, wo wir Gegner reihenweise aus dem Stadion schießen.“ Die Leichtigkeit des fußballerischen Seins, die mitunter bei den ganz großen Adressen der Liga zu sehen ist, fehlt also noch, offensichtliche Qualitäten, die aktuell den Unterschied zwischen Tabellenkeller und -mittelfeld ausmachen, gibt es am Osterdeich aber trotzdem. „Wenn man die Saison bis hierhin resümiert, dann haben wir oftmals die Punkte geholt, wenn wir sie auch brauchten“, urteilte Niclas Füllkrug. „Wenn ein Gegner aus den Top Drei kommt, kann es auch mal daneben gehen. Das wollen wir nicht und geben alles dafür, dass es nicht passiert, aber es kann eben mal sein, dass sie an dem Tag besser sind und wir etwas schwächer.“ Gegen den übermächtigen FC Bayern München hatte sich das sehr (1:6), gegen RB Leipzig oder Union Berlin (jeweils 1:2) eher weniger deutlich bemerkbar gemacht.

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Beeindruckend ist aber vor allem, wie gut sich die Mannschaft von dem bösen 1:7 gegen den 1. FC Köln erholt hat. Hinlänglich ist darüber geredet und alles Negative aufgearbeitet worden, ein Erlebnis dieser Kategorie sorgt dennoch für einen gewissen Nachhall. Im Nachgang wären wahrscheinlich die Wenigsten überrascht gewesen, wenn Werder so richtig abgeschmiert wäre. Den Gefallen taten die Bremer ihren Kritikern aber nicht. Im Gegenteil. Schon gegen Union Berlin gab es eine Steigerung, die aufgrund von krassen individuellen Fehlern nichts Zählbares wert war. Gegen den VfL Wolfsburg gelang das beim 2:1-Sieg bekanntlich besser. Jetzt gegen Stuttgart gab es den nächsten Erfolg und als Bonbon blieb die Werner-Elf ohne Gegentor. „Die Null steht. Das gibt Selbstvertrauen, das sich die Jungs verdient haben“, erklärte Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball. Und der 42-Jährige wusste selbst nicht mehr ganz genau, wie lange ein derartiges Erfolgserlebnis eigentlich her ist. „Wann war es denn das letzte Mal?“, fragte er deshalb und bekam als Antwort das Bremer 1:0 gegen Hertha BSC vom 28. Oktober des Vorjahres serviert. „Das freut mich für die Jungs. Letzte Woche waren wir schon nah dran.“

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Die Bremer haben nicht einfach nur ziemlich schnell die Kurve bekommen, sondern - so ganz nebenbei – schon vier Zähler mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Hinserie. Und apropos Zahlen: Werder ist erstmals seit der Saison 2014/15 wieder mit zwei Siegen in die Rückrunde gestartet, 27 Punkte nach 19 Spieltagen gab es letztmals sogar in der Spielzeit 2011/12. Kurzum: Wie ein Absteiger präsentiert sich der Aufsteiger trotz nicht immer fehlerfreier Darbietungen keineswegs, anderen Clubs geht es da wesentlich schlechter. Eben dem VfB Stuttgart oder auch Hertha BSC und vor allem Schalke 04. Und dieses Trio muss die jeweiligen Rückstände auf die Konkurrenz erst einmal aufholen.

Ziemlich gute Aussichten also eigentlich, auf die sich Ole Werner jedoch so gar nicht verlassen will. In der Theorie kann schließlich noch einiges schiefgehen. Wo wüsste man das besser als beim SV Werder, wo es vor knapp zwei Jahren mit zwischenzeitlich 30 Zählern schon einmal stark nach Klassenerhalt roch. Da ist dann ausnahmsweise auch mal der Blick in die Vergangenheit erlaubt. Am Ende rauschten die Bremer damals schließlich ab, weshalb Werner nun mit ordentlich Druck in der Stimme im ARD-Interview hervorhob: „Wir gucken jetzt nicht auf die Tabelle, sondern müssen schauen, dass wir konstant weiterpunkten und unsere Punkte bis Ende April/Anfang Mai einsammeln.“ Erst dann sei vielleicht auch mal eine ausgiebigere Betrachtung des Klassements gestattet, „weil dann Konstellationen entstehen, die auch mal Einfluss auf ein einzelnes Spiel haben“. Bis es soweit ist, gilt aber eine andere Prämisse: „Wir gucken nur auf uns, schauen, dass wir uns weiterentwickeln. Das ist der Weg, den wir bisher gegangen sind, mit dem wir gut fahren und den wir unbedingt auch weitergehen müssen.“

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