Vor ein paar Tagen hat Marvin Ducksch ein Interview gegeben. Und das las sich in der „Bild“-Zeitung wie ein Bewerbungsschreiben an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) – speziell an Bundestrainer Julian Nagelsmann. Am Sonntag ließ der Profi von Werder Bremen dann Taten folgen – vor allem ein wunderschönes Freistoßtor beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg. Ducksch hätte diesen Kunstschuss nach dem Jubel auf dem Feld auch nach der Partie noch groß abfeiern können, aber da präsentierte er sich lieber ehrlich. Und damit bewies der 29-Jährige zugleich wie gewieft und lernfähig er sein kann.
„Die Mauer war schon so ein kleines Geschenk für einen Rechtsfuß. Ich musste den Ball nicht mal über die Mauer heben, sondern nur mit ein bisschen Pfeffer seitlich um die Mauer herumschießen“, berichtete Ducksch, betonte aber zugleich: „Dafür trainiere ich das mindestens einmal die Woche.“ Und noch etwas ist entscheidend. Inzwischen steht Ducksch nicht mehr alleine bei solchen Freistößen, sondern holt sich einen Linksfuß dazu – in diesem Fall Olivier Deman. „Der Torwart muss sich dann auf beides einstellen. Wir haben uns angeguckt, und ich war mir relativ sicher, dass ich mir den Ball nehme und heute hat es zum Glück mal wieder funktioniert.“ Seinen letzten Freistoß hatte er in der Bundesliga vor rund neun Monaten verwandelt.
Diese Durststrecke ist ihm durchaus mal vorgehalten worden. Aber seine Zahlen können sich insgesamt mehr als sehen lassen. Die vergangene Saison schloss er mit zwölf Toren und acht Assists ab. Nach nun zehn Spieltagen stehen bereits vier Tore und fünf Vorlagen auf seinem Konto. Das hat ihn selbstbewusst gemacht. „Wenn sich irgendwann einmal eine Tür zur Nationalmannschaft öffnet, möchte ich natürlich gerne hindurchgehen“, hatte er der „Bild“ gesagt und klargemacht, dass er unter Nagelsmann größere Chancen sieht als unter dessen Vorgänger Hansi Flick: „Wir haben jetzt einen Trainer, der noch mehr nach Leistung beurteilt.“
Zudem würde Nagelsmann auf verschiedene Systeme und dabei auch auf eine Doppelspitze setzen. Diese Rolle würde Ducksch gerne einnehmen – und bekommt dafür Unterstützung von den Kollegen. „Ich kenne Julian Nagelsmann“, sagte Leonardo Bittencourt über seinen einstigen Vereinstrainer in Hoffenheim: „Ich weiß, dass er solche Spielertypen mag, die rund um die Box auch einen guten Touch haben. Wenn ,Duckschi‘ so weitermacht, wird er es sich so verdient haben wie Niclas Füllkrug.“ Der hatte sich bei Werder von der 2. Liga bis zur WM geschossen. Diesen Weg würde auch Ducksch gerne gehen. Sein Coach Ole Werner hätte nichts dagegen und fügte der Ducksch-Bewerbung quasi noch ein Zeugnis hinzu: „Seit Marvin in Bremen aus dem Auto gestiegen ist, ist er ein wichtiger Spieler für den Verein. Er liefert konstant ab – und nicht nur durch Tore, sondern auch durch Situationen, die er einleitet. Er hat sich auch im Defensivverhalten entwickelt. Er ist in allem sehr schlau, er begreift das Spiel.“
Mit seinen Worten und vor allem auch seinen anschließenden Taten hat sich Ducksch auf jeden Fall schon mal ins Rampenlicht befördert. Über ihn wird nun bundesweit gesprochen – und er glaubt fest an ein Happy End: „Ich versuche, weiter Leistung mit meiner Mannschaft zu bringen und Siege zu holen. Wenn der Bundestrainer dann so weit ist und die Leistung dann auch honoriert, wird er sich sicher melden.“