Etwas mehr als 50 Minuten waren gespielt, als die bis dato sehr gute Stimmung im Weserstadion einen echten Dämpfer erhielt. Nicht etwa, weil ein Tor für den Gegner gefallen war, sondern weil Mitchell Weiser ziemlich mitgenommen am Boden lag. Der Rechtsaußen des SV Werder Bremen, der gerade erst nach einer Gelbsperre ins Team zurückgekehrt war, und der heranrauschende Nico Schlotterbeck, Nationalspieler und Verteidiger von Borussia Dortmund, waren mit denen Köpfen zusammengeprallt. Eine minutenlange Behandlung folgte, erst dann konnte Weiser mit einem dicken Verband weiterspielen. Kurz vor Spielende war dann doch Schluss, als der 28-Jährige zunächst umknickte und dann humpelnd sowie von den Physios gestützt den Platz verließ. Ein ziemlich schmerzhafter Nachmittag für Weiser also, nicht nur aufgrund der 0:2-Heimniederlage. Eine genaue Diagnose der Fußverletzung steht noch aus.
Besonders beim Zusammenprall sorgten sich nicht nur die anwesenden Zuschauer, sondern auch Weisers Mitspieler. „Die Situation war natürlich sehr gefährlich“, meinte etwa Torhüter Jiri Pavlenka. Für Verwunderung hatte obendrein gesorgt, dass der Unparteiische Felix Brych nicht auf Foul entschieden hatte, sondern die Partie später ganz normal weiterlaufen ließ. „Ich habe die Szene aus 60 Metern Entfernung gesehen, für mich ist das deshalb schwer zu entscheiden“, gab sich Pavlenka noch zurückhaltend. Deutlicher wurde Maximilian Philipp: „Ich habe es von Weitem gesehen und gedacht, dass es ein ganz klares Foul war. Die Entscheidung vom Schiedsrichter habe ich da nicht verstanden“, urteilte die Leihgabe des VfL Wolfsburg. „So wie Mitch ausgesehen hat, sagt es schon einiges aus.“
Und auch für Cheftrainer Ole Werner gab es eigentlich keine zwei Meinungen. „Das war ein klares Foul für mich und hat mich gewundert, dass es offenbar als gleichzeitiges Am-Ball-Sein gesehen wurde“, meinte er zerknirscht. „Es wurde aber anders entschieden, ich kann es jetzt nicht mehr ändern.“ Auf Nachfrage der DeichStube wollte sich Felix Brych nach der Partie nicht zu der besagten Szene äußern.
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Nun stehen Kopfverletzungen schon seit einiger Zeit ganz besonders im Fokus des Bundesliga-Geschehens. Anstatt ein größeres Risiko einzugehen, hat längst die Gesundheit der Spieler Vorrang – und somit auch die Sorgfaltspflicht der Coaches an der Seitenlinie. Ole Werner hob jedoch hervor, dass Weiser ohne Bedenken auf dem Platz geblieben ist. „Dadurch, dass der Eindruck war, dass Mitch total klar im Kopf war, gab es nicht die Überlegung, ihn auszuwechseln“, schilderte der 34-Jährige. „Natürlich ist die medizinische Abteilung da vor Ort und beobachtet die Situation ganz genau – und dann ging der Daumen nach oben. In dem Moment, in dem ein Spieler signalisiert, dass er keine Probleme hat weiterzuspielen und auch die medizinische Abteilung das so sieht, ist keine Grundlage für einen Wechsel da.“
Beeindruckend war es dennoch, dass Weiser nicht nur irgendwie durchhielt, sondern sich auch weiterhin intensiv ins Spiel einbrachte. In der Schlussphase streifte er sogar den vorherigen Kopfverband wieder ab – ehe er sich dann am Fuß verletzte. „Das ist bitter. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so schlimm und er nächste Woche wieder da ist“, meinte Maximilian Philipp. „Leider passiert sowas, das ist Fußball.“ Ole Werner geht von einer Blessur am Sprunggelenk aus, unterstrich aber auch: „Genaueres wissen wir da erst morgen, deshalb kann ich jetzt noch nicht so viel dazu sagen.“ Immerhin gab er in einer Hinsicht vorsichtig Entwarnung: „Vom Kopf her scheint alles okay zu sein.“