Keine Frage, dem SV Werder Bremen ist mit der ablösefreien Verpflichtung von Naby Keita ein echter Coup gelungen. Aber was hat der 28-jährige Mittelfeldspieler vom FC Liverpool wirklich drauf? Was sind seine Stärken, was seine Schwächen? Wie und wo kann der Nationalspieler Guineas dem SV Werder am besten helfen? Die Experten von Createfootball, die weltweit Clubs, Agenturen und Medien in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse beraten, haben Naby Keita exklusiv für unsere Deichstube unter die Lupe genommen. Sie stützen sich vor allem auf Werte aus der Saison 2021/22, weil Keita dort mehr zum Einsatz gekommen ist als in der vergangenen Spielzeit. Das ist ihr Ergebnis:
Stärken:
- Kurzpassspiel / Passqualität
- Defensivzweikämpfe am Boden
- Progressive Läufe / Dribblings
- Druckresistenz
- Aggressivität
- Laufwege
- Umschaltspiel
Schwächen:
- Luftzweikämpfe
- Chancenkreation
Spielertyp
Naby Keita ist ein vielseitiger, zentraler Mittelfeldspieler, der sowohl die Position des Sechsers als auch des Achters bekleiden kann. Da er bei einem zu hohen Fokus auf Defensivarbeit Probleme bekommt, wurde er in der Vergangenheit überwiegend als Achter aufgestellt. In der abgelaufenen Premier-League-Saison kam der 28-Jährige aufgrund anhaltender Verletzungsprobleme auf lediglich acht Einsätze, in der Vorsaison waren es immerhin 23.
Mit seiner Spielweise gilt Keita als Motor seines Teams. Er überzeugt mit seiner hohen Ausdauer, vielen Läufen und Qualitäten im progressiven Laufspiel, mit dem er Räume im Mittelfeld überbrückt (2 progressive Läufe pro 90 Minuten/Durchschnitt aller vergleichbaren Mittelfeldspieler in der Premier League (DMPL): 1,1). Das macht ihn zu einem sehr präsenten Spieler. Zudem ist er mit seiner starken Technik und Versiertheit am Ball nur schwer vom Spielgerät zu trennen. Im Eins-gegen-eins (2,3 Dribblings pro 90 Minuten) setzt er sich immer wieder mit seinen geschickten Tempowechseln und gutem Antritt durch. Dabei hilft ihm sein kleiner und drahtiger Körperbau, um Progression im Spiel seiner Mannschaft und Überzahlsituationen zu schaffen.
Zu seinen größten Stärken zählt das Passspiel, das von einer hohen Qualität (87 Prozent Passquote/DMPL: 85 Prozent) geprägt ist. Gerne initiiert Keita mit seiner Omnipräsenz (41 empfangene Pässe pro 90 Minuten) Passkombinationen oder ist selbst Teil davon. Obwohl er das Kurzpassspiel fokussiert, strebt er mit progressiven Pässen (5,6 progressive Pässe pro 90 Minuten) den Raumgewinn an. Insbesondere beim schnellen Umschaltspiel nach Ballgewinn kommen seine gefährlichen Schnittstellenpässe in die Tiefe (1,1 pro 90 Minuten/DMPL: 0,8) zum Tragen. Darüber hinaus sucht er im letzten Drittel durchaus selbst den Abschluss (1,8 Schüsse pro 90 Minuten/DMPL: 2,7) und taucht dabei stellenweise im gegnerischen Sechzehner auf (1,8 Ballaktionen im 16er pro 90 Minuten).
Im Spiel gegen den Ball zeigt er sich als aggressiver Fighter, der im direkten Defensiv-Zweikampf (8,4 pro 90 Minuten) sehr präsent ist. Zudem ist er im gegnerischen Ballbesitz aufmerksam und fängt mit seinem guten Stellungsspiel einige Pässe des Gegners ab (7,2 pro 90 Minuten/DMPL: 5,6). Seine gute Physis kommt auch bei Ballverlusten der eigenen Mannschaft zum Vorschein. Statt abzuschalten und sich zurückzuziehen, hält er das Tempo hoch und versucht, mit aggressivem Gegenpressing die Ballrückeroberung zu forcieren. Seiner Größe von 1,72 Meter geschuldet ist Keita kein kopfballstarker Spieler.
Wie passt er zu Werder?
Naby Keita wird aller Voraussicht nach im 3-1-4-2-System von Trainer Ole Werner eine der beiden Achter-Positionen und damit seine stärkste Position einnehmen. Zwar ist Keita nicht der seit Jahren gesuchte defensive Abräumer, trotzdem wird der Nationalspieler Guineas mit seiner aggressiven Spielweise gegen den Ball der Werder-Defensive guttun. Da er beim FC Liverpool und zuvor bei RB Leipzig und RB Salzburg jahrelang ein schnelles Umschaltspiel gewohnt war, kann er auch diesbezüglich Werder weiterhelfen. Schließlich ist auch bei Werder ein schnellstmögliches Umschalten nach Ballgewinn angedacht. Hier kann Keita mit seinen raumgewinnenden Läufen und Pässen weiterhelfen. Darüber hinaus dürfte er das Bremer Spiel grundsätzlich weiterentwickeln, das doch sehr häufig auf lange Bälle ausgelegt war. Keita bringt mit seiner Druckresistenz, Übersicht, Passsicherheit und Erfahrung eine neue Komponente ins Mittelfeld, das nun häufiger mit Kombinationsfußball überbrückt werden könnte.
Fazit
Ein Fragezeichen steht hinter Keitas Verletzungsanfälligkeit. Auch deshalb konnte sich der 28-Jährige zuletzt beim FC Liverpool keinen Stammplatz ergattern und kam nur auf 323 Premier-League-Minuten in der abgelaufenen Saison. Da könnte der Wechsel in die weniger physische Bundesliga von Vorteil sein, zumal er die Liga aus seiner Leipziger Zeit bestens kennt. Alles in allem ist den Bremern ein echter Coup gelungen. Keita kann die Mannschaft entscheidend verstärken. Auf welcher Position dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Angesichts seiner vielen Qualitäten ist Keita auf nahezu jeder Mittelfeldposition eine Schlüsselrolle im Bremer-Spiel zuzutrauen.