Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Sorge bei Ex-Werderanern Fischers „große Angst“ und Burdenskis Kritik am Aufsichtsrat

Sie gehören zu den Menschen, die Werder Bremen einst groß gemacht haben. Nun beweinen Klaus-Dieter Fischer, Jürgen L. Born, Manfred Müller und Dieter Burdenski den Abstieg in die Zweite Liga.
25.05.2021, 10:14 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Björn Knips und Carsten Sander

 Klaus-Dieter Fischer, von 1970 bis 2014 in Vorstand und Geschäftsführung aktiv:
„Ich bin so traurig, da ist etwas in mir zusammengebrochen“, sagt Klaus-Dieter Fischer mit leiser Stimme. Der Abstieg hat Werders Ehrenpräsidenten ziemlich zugesetzt. „Ich habe große Angst um unseren Verein. Es ist ja nicht nur der Abstieg, auch finanziell sieht es doch ganz düster aus“, klagt der 80-Jährige. Für die Arbeit der Verantwortlichen gibt er nur schlechte Schulnoten („Man darf sich nicht nur hinter den Folgen von Corona verstecken“), zudem habe der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion nicht ausreichend ausgefüllt. Einen personellen Kahlschlag hält Fischer aber aktuell für nicht zielführend. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, die Zweite Liga startet doch schon am 23. Juli. Wir sollten die Verantwortlichen lieber bei ihrem Wort nehmen, dass sie das richten wollen, was sie angerichtet haben.“ Im September hätten dann die Mitglieder bei der Wahl zum Aufsichtsrat die Möglichkeit, über die Ergebnisse zu urteilen und möglicherweise einen Kurswechsel einzuleiten – ein Jahr später dann auch, was den Vereinspräsidenten Hubertus Hess-Grunewald betrifft.
Parallel dazu sei, so Fischer, eine Auseinandersetzung mit den Satzungen des Vereins und der Kapitalgesellschaft für den Profi-Sport bei Werder unabdingbar. Der Verein dürfe nicht mehr gleichzeitig im Aufsichtsrat und in der Geschäftsführung vertreten sein – allein schon, um den Compliance-Anforderungen für Unternehmen nachzukommen.

Jürgen L. Born, von 1999 bis 2009 Vorsitzender der Geschäftsführung:
Für den ehemaligen Werder-Boss ist der Abstieg natürlich auch ein Schock, „aber es ist niemand gestorben, das Leben geht weiter“, sagt Born (80) und empfiehlt, den Blick nach vorne und nicht nach hinten zu richten: „Werder sollte ein, zwei neutrale Berater, vielleicht ehemalige Chefs von Unternehmen, zu Rate zu ziehen. Bitte keine Werder-Fans! Damit sie einen ganz anderen Blick auf den Verein haben, unabhängig sind und Fehler offen ansprechen.“ In der aktuellen Führung würde sich Born zwar schon das „eine oder andere neue Gesicht wünschen“, warnt aber zugleich: „Der Ruf ,Alle raus’ bringt doch nichts. Wir müssen die Nerven bewahren.“ Gleiches gelte auch für das Thema Saisonziel: „Es klingt natürlich toll, den Fans jetzt zu sagen, dass wir schnell wieder aufsteigen. Aber dieser Schuss kann auch nach hinten losgehen, wenn das überhaupt nicht realistisch ist.“

Lesen Sie auch

Manfred Müller, von 1988 bis 2009 für die Werder-Finanzen verantwortlich: 
Der ehemalige Marketing-Manager mag noch gar nicht so recht an die Zweite Liga denken: „Das wird so schwer, die Liga ist richtig stark.“ Der Abstieg hat ihn getroffen. „Ich bin einfach nur traurig.“ Die finanziellen Probleme seines Clubs bereiten ihm ebenfalls große Sorgen. Der 76-Jährige hofft, dass Sponsoren, Logenbesitzer und Vip-Gäste Werder helfen und jetzt nicht weniger zahlen wollen. Da sei Fingerspitzengefühl in den Verhandlungen gefragt. Über die Arbeit seiner Nachfolger und der anderen Verantwortlichen will er nicht urteilen, mahnt aber: „Wenn man jemanden austauschen will, dann muss man auch eine bessere Lösung haben. Und nur weil viele nach Veränderungen schreien, muss man nicht nachgeben. Man sollte immer mit Bedacht handeln. Es ist nun mal nicht viel Zeit bis zum Start der Zweiten Liga.“

Dieter Burdenski, mit 444 Bundesliga-Einsätzen Werders Rekordspieler und Ehrenspielführer: Burdenski (70) hat mit seiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Auch nach dem Abstieg übt der Bremer Ehrenspielführer deutliche Kritik. Die richtet er aber nicht vornehmlich an Sportchef Frank Baumann, sondern an den von Marco Bode geführten Aufsichtsrat. „Es ist nicht nur Baumann, nicht nur der Trainer und auch nicht nur Bode. Es sind auch die anderen fünf Mitglieder des Aufsichtsrates, die Verantwortung für diesen Abstieg tragen. Sie haben bei gewissen Transfers mitentschieden. Und Sie haben mehrheitlich gegen eine frühere Entlassung von Trainer Kohfeldt gestimmt. Es ist ja nicht so, dass sie keinen Einfluss haben. Aber außer Marco Bode sind das alles Leute, die nicht aus dem Fußball kommen. In ihren Bereichen sind das sehr qualifizierte Leute, aber Fußball ist eine andere Welt.“ Eine Welt, in der sich Burdenski bestens auskennt und gut vernetzt ist. Für ihn ist klar: „Werder muss sich jetzt neu aufstellen, muss neue Wege gehen.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)