Was haben Niclas Füllkrug, Ilia Gruev, Manuel Mbom, Niklas Schmidt und Ilia Gruev gemeinsam? Sie standen alle auf der Local-Player-Liste des SV Werder Bremen und sind dort nun verschwunden. Ihre Vereinswechsel haben in diesem Sommer für einen kurzzeitigen Engpass an der Weser gesorgt, den es so dort lange Zeit nicht gegeben hat. Schließlich müssen laut Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mindestens vier Spieler des Profi-Kaders im eigenen Club ausgebildet worden sein – und zwar drei Spielzeiten lang im Alter von 15 bis 21 Jahren. Werders aktuelles Quartett stellt dabei eigentlich nur ein Trio dar. Aber das passt zu besonderen Situation beim SV Werder zum Thema Local Player.
„In den vergangenen Jahren hatten wir mit der Regelung keine Probleme, da hatten wir meistens zwischen acht bis zwölf Local Player in unserem Kader“, berichtet Sportchef Frank Baumann auf Nachfrage der Deichstube: „Aber gerade in dieser Saison haben wir viele dieser Spieler abgegeben. Manchmal liegt das auch an der wirtschaftlichen Notwendigkeit.“ Das gilt natürlich vor allem für den Transfer von Füllkrug, der für eine Ablösesumme von 14 Millionen Euro (plus Bonuszahlungen) kurz vor Transferende an Borussia Dortmund abgegeben wurde.
Der Stürmer war als 13-Jähriger aus Hannover an die Weser gewechselt, wurde dort dann Bundesliga-Profi und landete nach Abstechern in Fürth, Nürnberg und Hannover wieder bei den Grün-Weißen. Auch für Gruev (Leeds United/6,5 Millionen Euro), Schmidt (FC Toulouse/2,5) und Fabio Chiarodia (Borussia Mönchengladbach/2) wurde ordentlich kassiert. Nur Mbom (Viborg FF) ging ablösefrei.
Aktuell nur drei Eigengewächse im Kader
„Wir haben seit dem Abstieg rund 40 Millionen Euro durch Transfers von Spielern, die aus unserem Nachwuchs stammen oder mit 17, 18 Jahren für das Leistungszentrum verpflichtet worden sind, eingenommen. Das kommt mir häufig zu kurz“, betont Baumann. Dabei stechen natürlich die Transfers von Josh Sargent (Norwich City/9,5) und Maximilian Eggestein (SC Freiburg/5) heraus, die im Sommer 2021 keine Lust auf die 2. Liga hatten und Werder verließen.
Eigengewächse gibt es aktuell nur noch drei im Kader: Nick Woltemade, Eduardo dos Santos Haesler und Leon Opitz. Letzterer hat gerade erst seinen Profi-Vertrag unterschrieben. Das habe aber nichts mit der Local-Player-Regelung zu tun, so Baumann. Die großen Talente erhalten bei Werder nach ihrer Jugendzeit fast immer zunächst nur einen Vertragsspieler-Vertrag. Den Profi-Status sollen sie sich erst noch verdienen. Wie es Opitz mit einer starken Vorbereitung gemacht hat. Durch seine Kurzeinsätze in der Bundesliga wurde der 18-Jährige dann quasi automatisch Profi.
Für Stürmer Woltemade und Keeper dos Santos Haesler gilt das schon länger. Fehlt aber noch Local Player Nummer vier. „Es darf auch ein ausgeliehener Spieler eingerechnet werden“, erklärt Baumann und verweist auf Eren Dinkci und Mio Backhaus. Der eine stürmt derzeit für den Bundesliga-Konkurrenten 1. FC Heidenheim, der andere steht beim niederländischen Erstligisten FC Volendam im Tor.
Werder ist längst nicht der einzige Club, der bei diesem Thema etwas improvisieren muss. Viele Vereine befördern kurz vor Ende der Meldefrist noch Nachwuchsspieler in den Profi-Kader, bei denen selbst Experten nachschauen müssen, wer das überhaupt ist. Deswegen greift die Regel nur bedingt. Aber Baumann nimmt die Sache dennoch sehr ernst. „Die Zahl dieser Spieler im Profi-Kader wird auch wieder steigen“, versichert der Sportchef. Was allerdings gerade nicht ganz so einfach ist.
Durch den Abstieg der U 23 in die Bremen-Liga klafft schon eine gewaltige Lücke zur Bundesliga, da ist der Sprung nach oben enorm. Wenngleich es auch dort einige vielversprechende Talente gibt – wie zum Beispiel Kein Sato, der beim Testspiel der Profis am Donnerstag gegen Mönchengladbach einen guten Eindruck hinterließ. Allerdings ist der Japaner schon 22 und nicht lange genug bei Werder, um noch ein Local Player zu werden. Gleiches gilt übrigens auch für Justin Njinmah, der nach einem halben Jahr bei Werder gleich zu Borussia Dortmund ausgeliehen wurde und gerade erst zurückgekehrt ist. Es müssen sich also erst noch neue Füllkrugs, Gruevs und Schmidts im Bremer Nachwuchs entwickeln.