Der Abwärtstrend nach dem kleinen Höhenflug hält an beim SV Werder Bremen: Am Samstagnachmittag setzte es bei Union Berlin die dritte 1:2 (0:0)-Niederlage in der Bundesliga in Folge. Damit dürfte sich das Thema Europa erstmal erledigt haben. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt acht Partien vor dem Saisonende immerhin noch elf Punkte. Es war eine verdiente Pleite, denn die Grün-Weißen agierten viel zu harmlos und fehlerhaft. Yorbe Vertessen (51.) und Brenden Aaronson (52.) hatten die Gastgeber per Doppelschlag in Führung gebracht, Werder gelang nur noch der Anschlusstreffer durch Mitchell Weiser (63.). Auch das späte Comeback von Naby Keita war keine Hilfe mehr. Ähnliches galt übrigens auch für einen Teil der Gäste-Fans, die mit Pyro-Attacken unangenehm auffielen und sogar für eine Unterbrechung der Partie sorgten.
Werder-Coach Ole Werner hatte für den gesperrten Romano Schmid im Mittelfeld Nick Woltemade das Vertrauen geschenkt. Milos Veljkovic, der sich im Abschlusstraining noch am Rücken verletzt hatte, ersetzte im Abwehrzentrum Niklas Stark (Innenbandverletzung im Sprunggelenk). Dazu musste auf der linken Seite Felix Agu seinen Platz für Olivier Deman räumen. Der Belgier hatte allerdings keinen guten Tag erwischt, war ein Unsicherheitsfaktor. Aber nicht nur er. Sechser Senny Lynen patzte zu Beginn genauso wie Keeper Michael Zetterer, beides blieb aber folgenlos.
Ansonsten verteidigte Werder aber konsequent – gegen allerdings ideenlose Berliner. Weil das auch für die Bremer Offensive galt, war es lange Zeit ein Spiel zum Weggucken. Erst ein schnell ausgeführter Freistoß des engagierten Woltemade sorgte endlich mal für einen Hingucker, denn der Schuss von Mitchell Weiser landete – leicht abgefälscht von Danilho Doekhi – zumindest am Außenpfosten (24.).
Es folgte eine sehr, sehr gelbe Phase in einer eigentlich gar nicht so unfairen Partie. Der sehr kleinlich leitende Schiedsrichter Daniel Schlager verteilte von der 26. bis zur 42. Minute gleich sechs Verwarnungen – gerecht aufgeteilt auf Union (Vogt, Gosens und Tousart) und Werder (Lynen, Weiser, Ducksch). Wobei Lynen und Weiser damit für das nächste Spiel gegen Wolfsburg gesperrt sein werden.
Werder kommt mutiger aus der Kabine
Fußball wurde dann auch noch gespielt, allerdings fast nur in Richtung Bremer Tor: Erst verhinderte Anthony Jung mit einer starken Grätsche das Berliner 1:0 von Gosens (42.), dann lenkte Zetterer einen Aaronson-Kracher gerade noch über die Latte (45.+2).
Werners Umstellung während der Partie von einem 3:5:2 auf ein 3:4:3 mit Woltemade im Sturmzentrum sowie Ducksch und Njinmah auf den Außen hatte nicht viel gebracht, die Gäste präsentierten sich zu inaktiv und fehlerhaft, um Union häufiger mal in Schwierigkeiten zu bringen.
Offenbar war das Thema in der Halbzeit, denn Werder kam viel mutiger aus der Kabine, übernahm das Kommando. Aber nur kurz! Denn dann schlief vor allem Weiser auf der rechten Seite und ließ Gosens das 1:0 von Yorbe Vertessen vorbereiten (51.). Malatini und Lynen machten dabei auch keine gute Figur. Allerdings genauso wie das Schiedsrichter-Team: Denn der Treffer hätte wegen einer Abseitsstellung von Mikkel Kaufmann, der beim Schuss von Vertessen direkt vor Keeper Zetterer stand, nicht zählen dürfen. Wenig später schlugen die Berliner erneut zu: Lynen hätte Aaronson gleich zwei Mal auf dem Weg zum 2:0 stoppen können, schaffte es aber nicht (52.).
Bittere Momente für die Gäste, die den Doppel-Schock aber schnell abschüttelten. Erst verpasste Woltemade knapp den Anschlusstreffer (56.), dann gelang Weiser per Kopf tatsächlich das 1:2 (63.) – und das ausgerechnet nach einer Ecke von Ducksch, dessen Versuche bis dahin so harmlos gewesen waren. Diesmal profitierten er und Weiser aber auch vom zu zögerlichen Union-Keeper Frederik Rönnow.
Aufholjagd bleibt vergebens
Werner wechselte, brachte Leonardo Bittencourt und Felix Agu für Lynen und Deman (64.). Die nächste Chance hatte allerdings Union, doch Zetterer konnte Tousarts Schuss gerade noch mit dem Fuß parieren (67.). Dann sah auch Stage Gelb und wird Werder ebenfalls in der nächsten Partie fehlen, wieder war es eine kleinliche Entscheidung von Schiedsrichter Schlager (72.). Der musste die Partie kurz darauf unterbrechen, aus dem Gästeblock, in dem schon nach der Pause ordentlich gezündelt worden war, flogen Feuerwerkskörper auf den Rasen (76.) und waren damit eine Gefahr für die Spieler. Werner nutzte die Zwangspause zu weiteren Wechseln, für Njinmah und Stage kamen Dawid Kownacki und Skelly Alvero.
Doch auch das neue Personal fand keine Mittel und Wege, um die Berliner in die Bredouille zu bringen. Also zog Werner seinen letzten Joker und brachte in der 86. Minute tatsächlich Naby Keita – zum ersten Mal seit fünf Monaten mit Verletzungen und Erkrankungen. Der Star-Neuzugang vom FC Liverpool setzte gleich mal ein Zeichen – mit einem Foul, für das es Gelb gab. Mehr kam aber nicht, was auch für seine Kollegen galt.