Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Nach 1:2 gegen die Bayern Werder will sich nicht wie ein Verlierer fühlen

Es hat schon wieder nicht gereicht: Werder Bremen geht nach einem Spiel gegen den FC Bayern ein weiteres Mal als Verlierer vom Platz - so fühlen wollen sich die Grün-Weißen allerdings nicht. Mit Recht?
07.05.2023, 11:02 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von kni

Waren die Zahlen auch noch so gruselig, der SV Werder Bremen wollte sich dafür an diesem Abend einfach nicht schämen. Im Gegenteil: Die Grün-Weißen reagierten mit Stolz und Selbstbewusstsein auf die 1:2-Heimniederlage gegen den Tabellenführer FC Bayern München. Und das nach einer engagierten Leistung durchaus berechtigt – zumindest zum Teil. Mittelfeldmann Leonardo Bittencourt lehnte sich in Sachen Klassenerhalt sogar schon mal so weit wie bislang kein anderer Bremer aus dem Fenster: „Es sind noch drei Spiele, wir haben 35 Punkte. Die Mannschaften auf dem Relegationsplatz und dem ersten Abstiegsplatz haben 28 Punkte. Ich gehe davon aus, dass wir drinbleiben.“

Dieses Thema hätten die Grün-Weißen schon am Samstagabend erledigt haben können. Denn die seit Wochen angeschlagenen Bayern waren tatsächlich mal besiegbar. „Wir hatten sehr viel von dem, was man braucht, um die Bayern zu schlagen“, meinte Coach Ole Werner. Doch es habe die Effektivität vor dem gegnerischen Tor gefehlt, monierte der Coach.  Erst spät hatte Niklas Schmidt mit einem Traumtor (86.) etwas Grün-Weißes auf die Anzeigetafel gezaubert und die Bayern nach deren Treffern von Serge Gnabry (62.) und Leroy Sane (72.) wieder ins Wanken gebracht. So wie zuvor schon Christian Groß mit seiner Megachance in Halbzeit eins. Auch Mitchell Weiser hatte den Bayern mit seinem versuchten Hackentrick im Fünfmeterraum einen spürbaren Nadelstich versetzt.

Lesen Sie auch

Aus den zu Beginn nur tapfer verteidigenden Gastgebern waren Angreifer geworden, die gegen spielerisch deutlich überlegene Münchner ihre Chance witterten. Doch sie nutzen ihre Gelegenheiten in Abwesenheit von Torjäger Niclas Füllkrug einfach nicht. Der saß mit seiner lädierten Wade oben auf der Pressetribüne und wurde unten auf dem Rasen sträflich vermisst. Wenngleich sich sein Ersatz Romano Schmid, der den Vorzug vor Maximilian Philipp erhalten hatte, nach Kräften mühte, Akzente zu setzen. Aber Füllkrug (1,89 Meter) und Schmid (1,68) sind eben grundverschiedene Spielertypen mit einer ganz unterschiedlichen Wucht.

Die fehlte Werder oftmals auf dem Weg nach vorne. Hinten sah das etwas anders, da hielten die Bremer lange Zeit sehr kraftvoll dagegen. Niklas Stark und Co. machten fehlendes Tempo gegen das Münchner Starensemble mit viel Leidenschaft wett. Und Jiri Pavlenka zeigte gegen Benjamin Pavard eine Weltklasse-Parade. Trotzdem wurde ein übler Vereinsrekord weiter ausgebaut: Auch im neunten Spiel in Folge kassierte Werder mindestens zwei Gegentore. Und das wieder nach einer „top Verteidigungsleistung“, wie Werner lobte. Diesmal waren die individuellen Fehler nicht ganz so groß wie zuletzt, aber dennoch nicht zu übersehen.

Beim 0:1 agierten Mitchell Weiser, Niklas Stark und Marco Friedl nicht konsequent genug, während Anthony Jung das Abseits aufhob. Und beim 0:2 stieß Stark nicht zielstrebig genug heraus und Jung ließ sich auf der Außenbahn vernaschen. Coach Werner war das freilich nicht entgangen, „aber es ist auch nicht wahnsinnig viel schiefgelaufen“, meinte er bezogen auf den ersten Treffer. Beim zweiten habe sich die rechte Seite etwas zu sehr locken lassen und damit die Kollegen auf links nach einer Münchner Verlagerung in die Bredouille gebracht.

Das Problem der vielen Gegentore ist also geblieben. Wobei vielleicht auch nicht zu erwarten gewesen ist, dass diese Serie ausgerechnet gegen die um die Meisterschaft kämpfenden Bayern reist. Zum 27. Mal in Folge gab es nun schon keinen Bremer Bundesligasieg gegen die Münchner. So eine Negativserie hat es in der Bundesliga-Geschichte noch nicht gegeben. Das ist genauso eine Gruselbilanz wie die nun schon zehn Bremer Heimniederlagen in dieser Saison – trotz einer wieder einmal unglaublichen Unterstützung im natürlich mit 42.100 Zuschauern ausverkauften Wohninvest Weserstadion. Nur in der Saison 2019/20 setzte es an der Weser mehr Pleiten - und zwar zwölf. Auch deshalb landete Werder damals in der Relegation, in der nur knapp gegen Heidenheim die Rettung gelang.

Keiner muss heute mit gesenktem Kopf nach Hausen gehen.
Ole Werner

Theoretisch könnte Werder auch in dieser Saison noch nachsitzen müssen. „Solange du nicht sicher bist, bist du nicht sicher“, mahnte Werner einmal mehr: „Wir müssen immer damit rechnen, dass wir noch Punkte brauchen.“ Die sollen möglichst schon am nächsten Sonntag bei RB Leipzig eingefahren werden – noch so ein Topteam. Doch vor den Duellen mit diesen Mannschaften ist Werder nicht bange. „RB Leipzig hat sicherlich eine ähnliche Qualität wie die Bayern, aber mit Leidenschaft und Disziplin können wir auch gegen diese Mannschaften punkten“, meinte Werner und richtete sehr positive Worte an sein Team:  „Keiner muss heute mit gesenktem Kopf nach Hausen gehen, wir können stolz auf unsere Leistung gegen eine Weltklasse-Mannschaft sein.“

Und das waren die Spieler auch – wie zum Beispiel Schmid:  „Wir haben heute gegen Bayern München gespielt und konnten über weite Strecken mithalten. Man muss anerkennen, dass wir sieben Punkte Vorsprung haben und ein großes Selbstbewusstsein.“ Was nach nur einem Sieg aus den letzten neun Spielen schon etwas speziell klingt. Aber Werder will sich einfach nicht als Verlierer fühlen. 

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)