Im Fußball-Geschäft geht es manchmal zu wie im Straßenverkehr. Zumindest dann, wenn es um offene Baustellen geht. So richtig toll findet die bei aller Notwendigkeit schließlich niemand – vor allem dann nicht, wenn sie langwierig sind und es auf den ersten Blick einfach nicht vorangeht. Da ist dann Geduld gefragt. Bei Autofahrern gleichermaßen wie bei Fußball-Fans und Klub-Verantwortlichen. Auch beim SV Werder Bremen zieht es sich, noch immer ist der ersehnte neue Linksverteidiger nicht da. Dabei beschäftigt den Bundesligisten das Thema schon seit Monaten, und nur bis zum kommenden Freitag kann noch gehandelt werden. Nach dem 1. September um 18 Uhr geht nichts mehr. Was Sportchef Frank Baumann, Kaderplaner Johannes Jahns und Clemens Fritz als Leiter Profisport noch ein paar intensive Tage bescheren dürfte.
„Natürlich hätten wir die Mannschaft lieber früher zusammengehabt, aber es gibt nun einmal eine wirtschaftliche Linie, an der wir uns bewegen“, wiederholt Fritz im Gespräch mit unserer Deichstube das gängige Mantra. „Und das kann – wie in unserem Fall – dazu führen, dass gewisse Sachen einfach länger dauern. Wir sind gerade auf der linken Seite etwas dünn besetzt und wollen weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten die beste Lösung für unsere Mannschaft finden.“ Zuletzt fiel in diesem Zusammenhang immer wieder der Name Fodé Ballo-Touré. Mit dem Profi des AC Mailand sollen sich die Bremer schon länger einig gewesen sein, doch die Italiener wollten den senegalesischen Nationalspieler gern verkaufen, während bei Werder aus finanziellen Gründen eine Leihe mit Kaufoption bevorzugt wurde. Was dazu führte, dass die Verhandlungen zwischen den Klubs auf Eis liegen und der 26-Jährige nach Deichstube-Informationen vor einem Wechsel nach Belgien steht.
Am Osterdeich müssen sie nun die Entscheidung treffen, ob sie doch noch eine Lösung für den Fall Ballo-Touré finden oder aber einen gänzlich anderen Linksverteidiger verpflichten. Sicher ist nur: Es wird noch einer kommen. „Du weißt ja nie, ob ein Spieler auf einer Position 34 Spiele machen kann. Insofern müssen wir da noch etwas machen und das sieht ja auch keiner anders“, hatte Chefcoach Ole Werner schon im Nachgang des verlorenen Freiburg-Spiels gesagt. Und Clemens Fritz ergänzt jetzt voller Zuversicht mit Blick auf einen Neuzugang, der den gewünschten Parametern entspricht: „Ich bin optimistisch, dass uns das noch gelingen wird.“
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Oliver Burke hat derzeit keinen echten Platz beim SV Werder
Auf dem Weg zum Transferfinale, das Neudeutsch ja gerne „Deadline Day“ genannt wird, geht es aber auch noch um andere Wechselfragen. Wo Spieler kommen können, können schließlich auch welche gehen. Was also wird bei Werder auf der Abgangsseite in den nächsten Tagen noch passieren? „Es ist sehr schwierig, das abzuschätzen“, meint Fritz. „Es kann sowohl in die eine als auch in die andere Richtung gehen. Es muss für den jeweiligen Spieler und für uns passen.“ Oliver Burke ist solch ein Verkaufskandidat, der sich noch verabschieden könnte. Einen echten Platz im Team gibt es für den Schotten nicht, aber bislang eben auch nicht das passende Angebot. „Es ist völlig offen, da könnte etwas passieren oder auch nicht“, meint Werders Leiter Profifußball. „Man könnte da aber jetzt auch jeden einzelnen Spieler im Kader durchgehen. Wenn etwas hereinkommt, dann beschäftigen wir uns damit.“ Und da kommen dann ganz schnell wieder Namen wie Niclas Füllkrug oder Ilia Gruev ins Spiel.
Nicht ganz so prominent ist die Personalie Dikeni Salifou. Noch nicht. Das 20-jährige Mittelfeldtalent kam im vergangenen Jahr mit großen Hoffnungen und ablösefrei aus Augsburg, war dann aber häufiger bei medizinischen Behandlungen zu finden als auf dem Fußballplatz. Weshalb Werder nun ein Leihgeschäft anpeilt. Doch den passenden Abnehmer gibt es auch da noch nicht. Dafür aber konkrete Vorstellungen. „Es muss ein Verein sein, bei dem wir gute Möglichkeiten sehen, dass er auch spielt“, sagt Clemens Fritz. „Dikeni hat ein unglückliches Jahr mit vielen Verletzungen hinter sich. Wir sehen weiterhin sein riesiges Potenzial, und es würde ihm jetzt richtig guttun, wenn er in einer höheren Liga Spielpraxis sammelt. Das kann sowohl im In- als auch Ausland sein.“ Salifou selbst hätte auch nichts gegen einen Tapetenwechsel. „Er ist auch sehr offen dafür, mit seiner Berateragentur haben wir das bereits besprochen“, erklärt Fritz. Jetzt muss nur noch die passende Lösung her.
Nicht nur für diese, sondern auch all die anderen Baustellen. Aber ein paar Tage haben sie in Bremen ja noch…