Eigentlich war das Spiel nach 59 Minuten entschieden. Als Marvin Ducksch den Ball bei einem Freistoß ganz abgebrüht unter der Mauer hindurch ins Tor geschoben hatte, stand es 3:0 und der SV Werder Bremen steuerte zielstrebig auf einen Heimsieg gegen den VfL Bochum zu. Eine ganz gute Gelegenheit also, um auch einmal ein paar Reservisten etwas Einsatzzeit zu schenken. Einem Maximilian Philipp zum Beispiel. Seit seinem Wechsel aus Wolfsburg kam der 28-Jährige – auch verletzungsbedingt – schließlich bislang nur zu ein paar Kurzeinsätzen. Doch auch gegen den Revierclub änderte sich daran nichts, erst in der Nachspielzeit wurde Philipp für Christian Groß eingewechselt. Was hinterher durchaus die Frage aufwarf: Warum erst so spät?
„Weil es gut lief“, kontert Trainer Ole Werner. „Weil die, die auf dem Platz standen, es gut gemacht haben.“ Das führte sogar dazu, dass Amos Pieper, der in der 47. Minute die Gelbe Karte gesehen hatte und über dessen Seite einige Bochumer Angriffsbemühungen liefen, trotz der Vorbelastung ebenfalls bis kurz vor dem Ende auf dem Rasen blieb. „Es war einfach nicht das Spiel für frühe Wechsel, auch wenn der Spielstand vermeintlich klar war“, betont Werner. „Wir haben auch Bochums Spiel gegen Mainz gesehen, wo es zwar zwischenzeitlich 0:4 stand, aber binnen weniger Minuten dann 2:4. Solche Situationen willst du einfach nicht haben, wenn du das Gefühl hast, dass eigentlich alles funktioniert.“
Somit blieb Maximilian Philipp also erneut über weite Strecken Zuschauer, auch weil sein direkter Konkurrent Romano Schmid noch den Vorzug erhielt, als dieser nach 77 Minuten Niklas Schmidt ersetzen durfte. „Romano ist jemand, von dem wir uns erhofft haben, dass er als sehr wuseliger Spieler nochmal Tempo reinbringt. Aber auch das ist eine schwierige Entscheidung gewesen“, räumt Ole Werner ein und schiebt hinterher: „Da hätte man auch Milli bringen können.“ Jener „Milli“, wie Philipp in der Regel genannt wird, braucht somit weiterhin Geduld. „Er kann seine Situation gut einordnen, auch wenn es sicherlich nicht immer ganz einfach ist“, sagt Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, und erinnert auch noch einmal an die kurze Verletzungspause unmittelbar nach dem Beginn des Leihgeschäfts mit dem VfL Wolfsburg. „Ich bin aber überzeugt davon, dass wir ihn jetzt an seine hundertprozentige Fitness heranbringen werden. Er lässt sich auch überhaupt nicht hängen, sondern bringt sich komplett ein.“