Es hörte sich an, als hätte ein komplettes Stadion aufgestöhnt. Das ganze Entsetzen einmal laut herausgeatmet. In exakt jenem Moment, als sich Naby Keita am Samstag an den Oberschenkel griff. Nach seinem einzigen echten Sprint an diesem Abend. Dabei sollte der Mittelfeldspieler doch genau jener Mann sein, der in der Zentrale des SV Werder Bremen eine längst vergessene Vitalität und Virtuosität wieder aufleben lässt. Die Zweifel daran, ob er das noch schaffen wird, sind nun noch einmal größer geworden. Spötter hatten den Transfer des verletzungsanfälligen Profis ohnehin schon belächelt – und sehen sich jetzt durch die zweite muskuläre Blessur innerhalb von nicht einmal drei Monaten bestätigt. Und bei Werder müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, ob sie Naby Keita womöglich zu früh auf den Rasen gelassen haben.
Keita mit schwerfälligem Auftritt gegen Hoffenheim
„Nein“, entgegnet Clemens Fritz als Leiter Profifußball entschieden. „Uns war bewusst, dass er nicht über 90 Minuten würde spielen können, aber wir hatten ihn in den Wochen zuvor gut aufgebaut und vorbereitet. Er war auch sehr gut drin im Training.“ Gegen Hoffenheim blieb der Nationalspieler Guineas den Beweis dafür allerdings komplett schuldig. Mit seinem schwerfälligen Auftritt behinderte er das Bremer Spiel mehr, als dass er es belebte. Es hätte nicht überrascht, wenn der Ex-Liverpooler schon zur Pause in der Kabine geblieben wäre, nach einer Stunde sollte er dann tatsächlich dorthin. „Dass er sich dann genau in dem Moment verletzt, als wir die Auswechslung schon vorbereitet hatten, ist enorm ärgerlich. Wir können nur froh sein, dass es letztlich nicht ganz so schlimm ist – auch wenn er jetzt erst einmal zwei Spiele fehlen wird.“
Der geplante Trip zum Nationalteam fällt damit für Keita auch ins Wasser. Eigentlich hatte er in Portugal bei zwei Testspielen seiner Auswahl gegen Guinea-Bissau und Gabun weitere Spielpraxis sammeln wollen. Nun bleibt er in Bremen, arbeitet mal wieder in der Reha und präpariert sich für die nächste Rückkehr. In der Hoffnung, dass sein Zustand dann ein besserer sein wird. „Es ist sehr bitter und er ist natürlich sehr enttäuscht, aber insgesamt hat er trotzdem einen gefestigten Eindruck auf mich gemacht“, sagt Fritz. „Er ist und bleibt da sehr optimistisch.“