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"Sofort in den Arm genommen" Wie seine Teamkollegen auf Niklas Schmidts mentale Probleme reagieren

Am Rande eines Testspiels hat Werder-Profi Niklas Schmidt über seine psychischen Sorgen gesprochen. Nun haben sich sowohl Mitspieler als auch Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz zum Thema geäußert.
06.01.2023, 07:35 Uhr
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Wie seine Teamkollegen auf Niklas Schmidts mentale Probleme reagieren
Von Malte Bürger

Natürlich wusste Clemens Fritz schon etwas länger Bescheid. Aber die mutigen Worte, mit denen Niklas Schmidt am Mittwoch über seine psychischen Sorgen gesprochen hat, haben auch den Leiter Profifußball des SV Werder Bremen nachhaltig beeindruckt. „Am Ende ist es natürlich immer eine persönliche Entscheidung, mentale Probleme öffentlich zu machen oder nicht“, sagte der 42-Jährige knapp 24 Stunden später im Gespräch mit unserer Deichstube. „Ich finde Niklas’ Offenheit bewundernswert. Wichtig ist vor allem, dass es ihm selbst dabei gutgeht – und das ist der Fall.“

Schmidt hatte am Rande des Testspiels gegen Real Murcia öffentlich gemacht, dass er sich seit einiger Zeit in professioneller Behandlung befinde und Fußball für ihn zuletzt nicht ganz so wichtig gewesen sei, weil die eigene Lebensfreude verloren gegangen war. Der 24-jährige Mittelfeldspieler wollte mit diesem Schritt vor allem Menschen Mut machen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden sowie generell für dieses Thema sensibilisieren. „Es ist eine Druckgeschichte, mit der man umgehen muss“, erklärte Fritz. „Wie er bei der Kommunikation mit uns und der Mannschaft umgegangen ist, finde ich sehr bemerkenswert. Genauso, wie die Mannschaft mit der Nachricht umgegangen ist.“

Mitchell Weiser über Niklas Schmidt: "War ein sehr großer Schritt"

Ein Teil dieses Teams ist Mitchell Weiser, dem nach eigener Aussage durch Schmidts Ehrlichkeit noch einmal die Augen geöffnet wurden. „Da kommst du nicht von alleine drauf. Deswegen war das ein sehr großer Schritt von ihm, sich uns zu öffnen“, meinte der Flügelspieler anerkennend. „Nachdem er es uns gesagt hatte, hat man ihm angesehen, dass er eine schwierige Phase hat. Ich habe ihn in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich immer für ihn da bin, falls etwas ist.“

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Jetzt hofft Weiser vor allem, dass es seinem Mannschaftskollegen schnell besser geht. „Ich habe Niklas als sehr lustigen Charakter kennengelernt. Es ist deshalb noch einmal eine Erinnerung daran, dass egal, was man über einen Menschen denkt oder wie gut man ihn kennt, es auch immer noch etwas dahinter gibt, von dem man nichts mitbekommt.“

Werder: Was Clemens Fritz zur Situation um Niklas Schmidt sagt

Schmidts Schritt an die Öffentlichkeit ist auch deshalb so mutig, weil er ihm durchaus eine Sonderrolle einbringen könnte. Schließlich bewegen sich alle Beteiligten noch immer in der extrem leistungsorientierten Welt des Profifußballs. Doch Clemens Fritz wiegelt ab. „Für uns ist das überhaupt nicht schwierig. Wir haben ganz klar mit Niklas besprochen, dass wir für ihn da sind und ihn immer unterstützen“, betonte Fritz. „Wir sind in einem sehr engen und guten Austausch. Er hat sich professionelle Hilfe geholt – und das ist das alles Entscheidende: sich auch helfen zu lassen. Und man merkt aktuell, auch durch den Eindruck, den er hier in Spanien vermittelt, dass er gerade positiv und optimistisch ist.“

Ob Clemens Fritz schon einmal eine vergleichbare Situation mit einem Teamkollegen während seiner Karriere erlebt hat, dazu machte er keine Angaben. Stattdessen unterstrich er: „Wir sollten jetzt bei Niklas bleiben und nicht irgendwelche Türen für Spekulationen öffnen.“ Schmidts externen Lösungsweg wird Werder intensiv begleiten. Die Einrichtung einer zusätzlichen internen Anlaufstelle ist vorerst nicht geplant. „Es war jetzt schon so, dass wir gemeinsam mit Niklas geschaut haben, was das Beste für ihn ist“, schilderte Fritz. „Als Niklas mit seinem Problem auf uns zukam, haben wir ihn dabei unterstützt, genau die richtige Behandlung zu finden. Wir haben mit Mathias Kleine-Möllhoff, der unter anderem als Sportpsychologe für das Leistungszentrum tätig ist, darüber hinaus auch noch jemanden, der sofort da ist, wenn auch mal ein Spieler von den Profis Hilfe benötigt.“

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