Natürlich hatte er es nicht so geplant, wie denn auch? Und dennoch war Oliver Burke das Kunststück im Signal-Iduna-Park zu Dortmund geglückt. Nicht nur, dass sich der Stürmer aus Schottland im zweiten Spiel in Folge zum Last-Minute-Helden des SV Werder Bremen aufschwang, nein. Er tat es auch zum exakt identischen Zeitpunkt: 90.+5. Im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart hatte Burke bei dieser Marke das viel umjubelte 2:2 erzielt, um im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund in der gleichen Minute das noch viel mehr umjubelte 3:2 nachzulegen. "Das scheint so etwas wie meine Signature-Minute zu werden", schmunzelte Neuzugang Burke, der nach schwierigen Jahren im Profifußball bei Werder endlich wieder richtig aufblüht.
"Ich habe mich in diesem Verein vom ersten Moment an sehr wohlgefühlt", sagte der 25-Jährige und betonte: "Jeden Morgen wache ich glücklich auf und freue mich auf das Training." Und diese Freude transportierte Burke zuletzt zuverlässig auf den Platz, wenn er von Trainer Ole Werner eingewechselt wurde. War dem Angreifer in der Vergangenheit noch der Makel nachgesagt worden, kein Torjäger, sondern eher ein Chancentod zu sein, ist davon bei Werder nichts mehr zu sehen. Als "sehr wichtig für meine Karriere" bezeichnete es Burke, die eigene Trefferquote aufzupolieren, darüber habe er mit seiner Familie und seinem Berater schon häufiger gesprochen. "Bei Werder habe ich jetzt das Gefühl, wichtig für die Mannschaft zu sein, selbst wenn ich zunächst auf der Bank sitze."
Da die Bremer in Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch ein sehr gut funktionierendes Sturmduo aus der 2. Liga mit in die Bundesliga gebracht haben, bleibt für Neuzugang Burke zunächst "nur" die Rolle des Jokers, zu deren Eigenarten es gehört, dass sie durch gutes Ausfüllen zementiert werden kann. Einen Einwechselspieler, der zuverlässig trifft, wenn er ins Spiel kommt, weiß schließlich jeder Coach zu schätzen. Was natürlich nichts daran ändert, dass Burke selbst mehr will.
"Hoffentlich kann ich bald über längere Zeit auf dem Platz stehen", sagte der Stürmer, versäumte es aber nicht, die Kollegen zu loben: "Die Jungs, die gerade von Anfang an spielen, machen ihre Sache gut. Ich muss einfach auf meine Chance warten und weiter hart an mir arbeiten." Dazu gehört für Burke, dass er demnächst Deutsch-Unterricht nehmen möchte, um sich noch besser in der neuen Umgebung zurechtfinden zu können.
"Oli entwickelt sich wirklich gut. Es ist wichtig, dass die Jungs, die ins Spiel kommen, nochmal Einfluss nehmen, und er hat das jetzt in zwei Spielen überragend gemacht", lobte Werner, der - wie schon nach der Partie gegen Stuttgart - aber auch zarte Kritik am Auftritt des Angreifers äußerte. "Er hat wieder häufig den Weg auf den Flügel gesucht", sagte der Coach - und fügte mit einem Schmunzeln an: "Vielleicht ist das seine Art und Weise, den Gegner in Sicherheit zu wiegen, um im richten Moment dann doch vor dem Tor aufzutauchen." Am liebsten natürlich in Minute 90+5, das ist spätestens seit dem Spiel in Dortmund klar.