Ein langer Ball von Marco Friedl, Kopfballablage Marvin Ducksch, Abschluss von Niclas Füllkrug – diesen Angriff trug Werder Bremen in der 90. Minute gegen Eintracht Frankfurt vor. Während Frankfurts Keeper Kevin Trapp den Schuss von Füllkrug zur Ecke parierte, griff sich Schiedsrichter Patrick Ittrich jedoch ans Ohr. Denn: Gäste-Verteidiger Evan N’Dicka hatte Ducksch unten am Fuß getroffen und Ducksch so bei dessen Kopfballablage zu Fall gebracht. Doch das hatten viele im Weserstadion auf den ersten Blick gar nicht erkannt. Auch der Unparteiische zählte zunächst dazu. Jetzt hat sich Ittrich auf Instagram zu dieser und weiteren strittigen Szenen beim Bundesliga-Spiel zu Wort gemeldet.
„Ich habe eine Berührung erkannt, war mir aber nicht zu hundert Prozent sicher. Da hilft der VAR“, schreibt Patrick Ittrich auf der Social-Media-Plattform. „Die Bilder zeigten dann klar, dass der Tritt unter den Schuh ursächlich für den Fall war. Strafstoß.“ Niclas Füllkrug verwandelte den fälligen Elfmeter souverän, zu mehr als zum 3:4-Anschlusstreffer sollte es für Werder gegen Eintracht Frankfurt am Ende jedoch nicht reichen.
Einen anderen Spielverlauf hätte die Bundesliga-Partie vielleicht genommen, wenn Ittrich schon in der ersten Halbzeit auf Elfmeter für Werder entschieden hätte. Frankfurts Torwart Trapp ließ einen Schuss von Mitchell Weiser nur abprallen, Werder-Angreifer Niclas Füllkrug wollte den Ball aus kurzer Distanz auf das Tor köpfen, wurde dabei aber von Frankfurts Verteidiger Tuta umgerissen. Hier ließ der Unparteiische weiterlaufen – und erklärt auch diese Entscheidung nun auf Instagram. „Ich habe aus meiner Position gesehen, dass es eine Berührung und ein leichtes Halten gab, was nicht ursächlich für das Fallmuster war. Dementsprechend nicht ausreichend für einen Strafstoß“, schreibt der Referee. „Das ist MEINE Entscheidung und die Hürde für einen VAR-Eingriff viel zu hoch.“
Auch zu den Gelben Karten, die Ittrich wegen Meckerns zücken musste, bezieht der Unparteiische Stellung: „Ich bin ein Schiedsrichter, der immer erst mal versucht, alles mit Kommunikation zu lösen. Fragt Mario Götze. Aber scharfes Anlaufen und Umringen des Refs ist unsportlich.“ Eine Szene, die bei Werders turbulenter 3:4-Niederlage fast untergegangen ist, war eine zu früh abgepfiffene Vorteilssituation für die Gäste. In der zweiten Halbzeit hatte Ittrich ein Bremer Foul weit in der Frankfurter Hälfte geahndet, obwohl über die rechte Seite ein Konter gestartet war. „Wenn es passt und ein Tor fällt, dann ist die Vorteilsauslegung für uns Schiedsrichter natürlich ein absoluter Glücksmoment! In der zweiten Hälfte hätte ich ihn auch geben können“, gesteht Ittrich, fügt aber an: „Für einen kurzen Moment wirkte es so, dass die Frankfurter den Freistoß haben wollten. Leider kam der Pfiff so etwas früh.“
In den Kommentaren wird Ittrich für seine Erklärungen zu den strittigen Szenen gefeiert. „Danke für die offene Kommunikation. Viele andere Schiedsrichter könnten dies auch machen“, schreibt ein User. Ein anderer meint: „Finde diesen Beitrag sehr gut. Fehler können passieren, wenn man dazu steht, umso besser“. Der 43-jährige Ittrich arbeitet hauptberuflich als Polizeibeamter und ist seit dem Jahr 2003 für den DFB als Schiedsrichter aktiv. In der ersten und zweiten Bundesliga leitete er bislang 145 Spiele.