So intensiv auf dem Platz gekämpft worden war, so intensiv wurde anschließend auch diskutiert: Nach dem 1:1 zwischen Eintracht Frankfurt und dem SV Werder Bremen gab es jede Menge Redebedarf – vor allem wegen der beiden Platzverweise, aber auch wegen einer nicht gegebenen Ampelkarte und eines versagten Elfmeters. Da herrschte Frust auf beiden Seiten.
Bei den zwei härtesten Entscheidungen waren sich aber alle einig: Die Roten Karten für Werders Jens Stage (72.) und Frankfurts Tuta (87.) nach jeweils brutalen Fouls wurden als „unstrittig“ bezeichnet. Beide Profis konnten froh sein, ihre Gegenspieler nicht schwerer verletzt zu haben. Stage hatte Jean-Mattéo Bahoya mit der offenen Sohle knapp unterhalb des Knies am Schienbein getroffen. „Das war unnötig, aber das wollte er niemals so machen“, nahm Kapitän Marco Friedl seinen Teamkollegen ein bisschen in Schutz. Stage schont sich und seine Gegner zwar selten, aber es war auch seine erste Rote Karte im 277. Pflichtspiel als Profi. Das wird ihn allerdings nicht vor einer längeren Sperre bewahren. Das gilt auch für Tuta, der Felix Agu ebenfalls völlig unnötig in die Achillessehne getreten hatte.
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Der Aussetzer von Stage darf durchaus als Wendepunkt bezeichnet werden. Denn nur wenige Minuten später kassierte Werder in Unterzahl den Ausgleich und musste auch um das Unentschieden gewaltig zittern. Doch Werder-Coach Ole Werner ging etwas anderes durch den Kopf: „Ich ärgere mich mehr darüber, dass wir vorher nicht in Überzahl gespielt haben, weil das für mich relativ klar war.“ Gemeint war das Foul von Junior Dina Ebimbe an Marvin Ducksch kurz nach der Pause. Der bereits verwarnte Frankfurter hätte dafür Gelb-Rot bekommen müssen, doch Schiedsrichter Robert Hartmann ließ die Karten stecken.
Ducksch ärgert sich über Foul – und spürt Folgen
Was auch Eintracht-Coach Dino Toppmöller wunderte: „Da kann Junior ganz klar vom Platz fliegen, das war eine gelbe Karte.“ So sah es auch das Opfer. „Der haut mich von hinten weg, das ist Gelb-Rot“, schimpfte Ducksch, nachdem er in die Interview-Zone gehumpelt war, und meinte zu seinem Gesundheitszustand: „Ich habe keine Ahnung, was es ist. Es fühlt sich noch nicht so gut an.“
Die Frankfurter haderten derweil mit einem nicht gegebenen Strafstoß kurz nach der Pause. Amos Pieper hatte Robin Koch im Strafraum ordentlich umklammert und so am präzisen Kopfball gehindert. „Das ist ein klarer Elfmeter“, ärgerte sich Toppmöller. Noch mehr Frust hätte er wahrscheinlich geschoben, wäre der Ausgleich zurückgepfiffen worden. Torschütze Tuta hatte vor seinem erfolgreichen Kopfball Gegenspieler Milos Veljkovic leicht weggeschoben. „Wenn du oben bist, reicht halt jeder kleine Schubser“, monierte Veljkovic. Dem Abwehrspieler wäre es lieber gewesen, dass sich der Unparteiische die Szene zumindest noch einmal angeschaut hätte. Doch anders als bei den Roten Karten war Hartmann von seinem Video-Assistenten nicht zum Bildschirm am Spielfeldrand geschickt worden.