Marco Friedl überlegte kurz, doch eine passende Erklärung wollte ihm einfach nicht einfallen. Dabei ist er ungewollt ein echter Experte, wenn es um die Heimschwäche des SV Werder geht. „Seit ich hier bin, ist es so, dass wir auswärts immer irgendwie stärker sind. Woran das liegt? Schwierig zu sagen“, meinte der Kapitän. Nach dem berauschenden 5:1-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach schien das Thema endlich beendet zu sein, doch das jüngste 0:2 gegen den FSV Mainz 05 hat für eine umgehende Wiederbelebung gesorgt. In einer eigentlich guten Saison haben die Bremer mittlerweile drei Niederlagen kassiert – allesamt im eigenen Stadion. In den Partien gegen Augsburg und jetzt gegen Mainz blieben sie sogar ohne eigenen Treffer.
Heimschwäche: Trainer Werner glaubt nicht tiefgründiges Problem
Die Zahlen – nicht nur aus dieser Spielzeit – vermitteln also längst mehr als einen Trend, Cheftrainer Ole Werner glaubt dennoch auch weiterhin nicht an ein tiefgründiges Problem. „Das ist eine Frage des Spielverlaufs. In der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass wir auch zu Hause ganz gut spielen können“, betonte der 34-Jährige. „Wenn du diese Phase für dich nicht nutzt, schaffst du es in der zweiten Halbzeit vielleicht nicht mehr, daran anzuknüpfen. Aber wir haben erst vor zwei Wochen gesehen, dass wir auch zu Hause gut Fußball spielen können. Deshalb ist das kein Thema.“
Auch Marco Friedl war bemüht, die jetzige Niederlage nicht als Beleg für ein generelles Problem gelten zu lassen. „Es ist egal, ob wir hier oder in Mainz gespielt hätten. Ich glaube, es wäre das gleiche Spiel gewesen und Mainz hätte uns das Spiel überlassen“, erklärte der Österreicher. „Wir haben es einfach nicht gut gemacht. Wenn du ein paar Prozent nachlässt oder ungenau wirst, wird das in der Liga sofort bestraft.“ Der Verteidiger weiß, wovon er spricht, er hat diese Erfahrung bei Werder schließlich schon häufiger gemacht. Seit Januar 2018 ist er in Bremen, hat seither 123 Pflichtspiele für die Grün-Weißen absolviert – Heimsiege gab es dabei mit seiner Beteiligung wettbewerbsübergreifend lediglich 19. Das prägt.
Erst seit diesem Sommer ist bekanntlich Niklas Stark bei Werder. Und Friedls Abwehrkollege geht deshalb auch noch ein wenig pragmatischer an die Sache heran. Mit Blick auf die wesentlich bessere Auswärtsausbeute seiner Mannschaft gibt er zwar zu: „Ja, das ist komisch.“ Doch der 27-Jährige versprach auch: „Es wird sich schon noch ausgleichen im Laufe der Saison.“ Diese Hoffnung gab es an der Weser allerdings schon häufiger.