Das Ende der Rekordserie, es fiel im Oktober 2018 krachend aus: Mit 2:6 verlor Werder Bremen damals sein Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen und kassierte somit die erste Niederlage im eigenen Stadion seit einem Jahr. Nachdem Florian Kohfeldt im Herbst 2017 das Traineramt übernommen hatte, war seine Mannschaft in 16 Heimspielen am Stück ungeschlagen geblieben – kein Werder-Coach hat in der Vereinsgeschichte jemals einen besseren Start vor eigenem Publikum hingelegt. Heute, im September 2022, wirken diese Zahlen und Fakten wie aus aus einer vielleicht nicht vergessenen, aber doch mehr und mehr verblassenden Zeit. Denn derart heimstark präsentieren sich die Bremer schon lange nicht mehr.
„Wir haben zu Hause wieder nicht auf den Platz bekommen, was wir uns vorgenommen und unter der Woche erarbeitet haben“, haderte Kapitän Marco Friedl nach dem jüngsten 0:1 gegen Augsburg, nach dem folgende Statistik weiter Bestand hat: Von den bis dato acht gesammelten Punkten hat Werder sieben auf des Gegners Platz geholt, nur einen im eigenen Stadion. „Man muss festhalten, dass uns in den Heimspielen gewisse Kleinigkeiten, die auswärts eher in unsere Richtung gingen, nicht so zugefallen sind“, sagte Cheftrainer Ole Werner – und betonte: „Das kann und muss man aber nicht unbedingt erklären.“
Werder Bremens Heimschwäche kein neues Phänomen
In der Tat ist es schwierig, konkrete Gründe für die Heimschwäche zu finden – ein gänzlich neues Phänomen ist sie allerdings nicht. In den drei vorangegangenen Spielzeiten 2021/22, 2020/21 sowie 2019/20 hat Werder auswärts jeweils mehr Zähler verbucht als zu Hause, auch wenn die vergangene Aufstiegssaison etwas ausgeklammert werden muss, denn heimschwach war der Aufsteiger mit 30 Punkten (auswärts waren es 33) wahrlich nicht. Und natürlich müssen auch die insgesamt 23 Ligaspiele berücksichtigt werden, die während der Pandemie zwischen Mai 2020 und Januar 2022 in Bremen ohne Fans ausgetragen wurden – sprich: die den Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsduell auf ein Minimum zusammenschnurren ließen.
Dennoch: Genervt sind sie bei Werder vom derzeitigen Heimthema, was die Friedl-Aussage belegt. Überbewertet mögen es die Verantwortlichen aber nicht wissen. „Natürlich wollen wir gerade zu Hause unsere Spiele gewinnen“, sagte Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz kurz nach dem Augsburg-Spiel und schob den Grund direkt hinterher: „Wenn man auch heute wieder diese wundervolle Atmosphäre sieht, dann willst du deinen Fans einfach drei Punkte schenken.“ Mit ein bisschen Abstand stellte er am Sonntag aber auch fest: "Für mich bleibt das eine Momentaufnahme. Letztlich muss es uns egal sein, wo wir die Punkte holen, um unsere Ziele zu erreichen. Deswegen sollen sich die Jungs mit dem Thema gar nicht groß beschäftigen.“