Als der Schiedsrichter nach 92 Minuten ein allerletztes Mal in seine Pfeife blies und damit ein Spiel beendete, für das einst das Prädikat „denkwürdig“ erfunden worden sein muss, war die Erleichterung groß bei Ole Werner. Da wich die Anspannung ruckartig purer Freude. So einen Nachmittag wie den des 22. Januar 2022 hatte der Trainer des SV Werder Bremen schließlich auch noch nicht erlebt – allzu viel Spaß gemacht hatte er ihm bis zum Schlusspfiff allerdings nicht.
„Während des Spiels macht man seine Arbeit und ist gefordert, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht so häufig mit Spaß zu vergleichen“, sagt Werner, dessen Mannschaft damals in der zweiten Liga einen bundesweit beachteten 4:3-Erfolg beim SC Paderborn einfuhr, rückblickend betrachtet sicherlich ein Meilenstein auf dem Weg zum späteren Aufstieg. „Es war ein verrücktes Spiel“, blickt Werner zurück – und betont vor dem neuerlichen Vergleich mit den Paderbornern: „Ich erwarte ein enges Duell zwischen zwei Teams, die offensiv Fußball spielen wollen. Es kann also durchaus wieder turbulent werden.“
Anders als vor neun Monaten stehen sich die beiden Vereine dieses Mal nicht im Ligabetrieb, sondern am Mittwochabend ab 18 Uhr in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegenüber. Während Werder in der Vorsaison die direkte Rückkehr ins Oberhaus gelang, beendete Paderborn die Serie auf Rang sieben – in den Augen von Werner hat sich an den Kräfteverhältnissen zwischen den beiden Clubs seitdem aber nicht viel verändert.
„Wir spielen jetzt eine Liga höher, aber beide Mannschaften sind vom Kader her besser geworden und in ihrer Entwicklung noch einmal einen Schritt weiter“, sagt der 34-Jährige, für den Paderborn „die spielstärkste Mannschaft der zweiten Liga“ ist. In der Tat sorgen die Ostwestfalen im Unterhaus seit Wochen für Aufsehen.
So hat der Tabellenzweite an den ersten zwölf Spieltagen bereits 32 Tore erzielt, was mit Abstand den Liga-Bestwert markiert. Vor allem die beiden Angreifer Marvin Pieringer (sieben Tore) und Felix Platte (sechs) sind in bestechender Form. „Paderborn hat für die 2. Liga eine sehr hohe Qualität im vorderen Bereich und auch generell auf dem Platz“, betont Werner, der deshalb aber nicht mit dem Gedanken spielt, in der Englischen Woche allzu viele Wechsel innerhalb seiner Startelf vorzunehmen.
In Sachen Frische sei das aktuell nicht nötig. „Und ich entscheide generell immer so, dass ich die aus meiner Sicht bestmögliche Mannschaft aufs Feld schicke. Ich werde also niemanden draußen lassen, weil wir in dieser Woche auch noch in Freiburg spielen“, kündigt Werner an. Werder wisse schließlich noch genau, wie turbulent Partien gegen Paderborn sein können, „und das sind keine Spiele, in denen du mit nur 99 Prozent erfolgreich sein kannst“.
Die bittere 0:2-Pleite gegen den FSV Mainz 05 hat die Mannschaft laut Aussagen ihres Trainers schnell abgehakt, „zu den Akten gelegt“, wie Werner es nennt. Im DFB-Pokal soll nun unbedingt wieder ein Erfolgserlebnis her, was dann neuen Schwung für die Aufgaben in der Liga mit sich bringen könnte. Dort wartet auf die Bremer ab dem Wochenende ein äußerst straffes Programm mit noch fünf Spielen bis Mitte November, sodass das Thema Rotation in den kommenden Wochen vielleicht doch noch aktuell werden könnte.