Zu Beginn sei noch einmal ein kurzer Blick zurück auf das vergangene Wochenende gestattet. Ich habe ja schon ziemlich viele großartige Auftritte von Werder-Fans auswärts erlebt, insbesondere in der anderen Hansestadt. Aber was unsere Fans da in Berlin auf- und abgezogen haben, das war wirklich mehr als beeindruckend. Nicht nur die schiere Zahl von wohl weit mehr als 20.000, auch die friedliche, ja fast entspannte Stimmung in der ganzen westlichen Hauptstadt – das war dem Ambiente eines Pokalfinales, das es ja nicht war, würdig.

Christian Stoll war langjähriger Stadionsprecher von Werder Bremen. Im wöchentlichen Wechsel mit Jörg Wontorra, Lou Richter und Oliver Reck schreibt Christian Stoll in unserer Zeitung, was ihm im Fußballgeschehen aufgefallen ist.
Und dann erst das Spiel, insbesondere der erste Durchgang! Aber Obacht, lassen wir uns nicht täuschen, der Gegner war kein wirklicher Gegner, die Berliner Hertha ist mal wieder geradewegs unterwegs raus aus der Beletage des deutschen Fußballs. Gleichwohl hat Werners Werder auch einmal gezeigt, und das wird sich an diesem Sonnabend auf Schalke wiederholen, dass es auch ohne „Fülle“ keine Lücke gibt.
Max Philipp kommt immer besser in Schwung und der Duckscher ist eben der Duckscher. Immer ein wenig unter dem Radar, weil Niclas Füllkrug eben neben ihm Nationalstürmer geworden ist. Aber, wie auf dem Rasen des Olympiastadions wieder einmal zu bestaunen war, ein wirklich kompletter Stürmer mit direkten Ballweiterleitungen, gutem Kopfballspiel und trockeneiskaltem Abschluss.
Ducksch wird als gebürtiger Dortmunder heiß auf Schalke sein
Und ich wette, der gebürtige Dortmunder (BSV Fortuna 58) wird an diesem Sonnabend ab 18.30 Uhr in der Fußballhalle Gelsenkirchen heiß wie Frittenfett sein, um dem ewigen Ruhrgebietsrivalen mindestens einen einzuschenken. Doch machen wir uns nichts vor: S04 wird ein ganz anderer Gegner sein als die Hertha. Für die Schalker ist ein Sieg absolute Pflicht, um zumindest dem direkten Abstieg zu entgehen. Denn schon ein Unentschieden gegen Werder (bei gleichzeitiger Niederlage des VfB gegen Gladbach) würde – aufgrund des zweitschlechtesten Torverhältnisses nach Bochum – nicht reichen, um den vorletzten Tabellenrang zu verlassen. Zumal es das königsblaue Restprogramm wirklich in sich hat: in Mainz, in München, daheim gegen die Eintracht und auswärts in Leipzig. Da mag der eine oder andere Knappe die Heimaufgabe morgen gegen „die Fischköppe“ noch als einfachste Aufgabe ansehen. Nach der Ergebenheitsadresse beim 0:4 in Freiburg ist der Druck bei den Knappen enorm. Zumal auf zwei entscheidenden Positionen weder die Herren Schwolow im Tor noch Terodde im Angriff derzeit performen.
Schalkes Trainer Thomas Reis will gegen Werder nun offenbar offensiver agieren. Kapitän Danny Latza könnte dieser Taktik zum Opfer fallen, er soll nölig sein darüber. Und noch eins kommt für die Hausheren erschwerend hinzu: Nach Auskunft gewöhnlich gut unterichteter Kreise wird sich wieder eine grün-weiße Völkerwanderung nach Westfalen aufmachen. Der einfache Grund: Werder Bremen macht auswärts derzeit einfach viel mehr Spaß als zu Hause.