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Pauliner Marsch Moderationsverfahren zum Werder-Leistungszentrum droht zu scheitern

Die Workshop-Reihe zur vom SV Werder geplanten Modernisierung des Leistungszentrums in der Pauliner Marsch ist seit Montagabend offiziell abgeschlossen. Doch ein Ergebnis ist nicht in Sicht.
09.05.2023, 19:31 Uhr
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Von Daniel Cottäus

Sieben Termine waren vorgesehen, sieben Termine hat es gegeben: Die Workshop-Reihe zur vom SV Werder Bremen geplanten Modernisierung des Leistungszentrums (LZ) in der Pauliner Marsch ist seit Montagabend offiziell abgeschlossen. Womit sich auch das im vergangenen Sommer gestartete Moderationsverfahren seinem Ende nähert. Zur Erinnerung: Mit Hilfe des Verfahrens wollte sich Werder gemeinsam mit Anwohnern und Politik einer für alle Seiten akzeptablen Lösung bei dem hochumstrittenen Projekt annähern. Doch davon kann im Frühling 2023 keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. In der kommenden Woche, am 15. und 16. Mai, muss das Begleitgremium des aufwendigen Verfahrens nun entscheiden, ob die Moderation weiter fortgeführt wird – oder nicht. 

Stadtplaner gaben grünes Licht für Pauliner Marsch

Rund 80 Zuhörer waren am Montagabend zum letzten Workshop mit dem Titel „Standortalternativen und Finanzierung“ in die Aula der Oberschule an der Schaumburgerstraße gekommen – und allein an der Tagesordnung ließ sich schon ablesen, dass zwischen den Beteiligten alles andere als Konsens herrscht. Um die Standortalternativen für das LZ war es nämlich bereits im ersten Workshop im vergangenen September gegangen. Damals hatte sich das Bremer Planungsbüro BPW anhand verschiedener Kriterien neben der Pauliner Marsch drei weitere Areale im Stadtgebiet angesehen – und hatte sowohl bei der Galopprennbahn, im vorderen Woltmershausen als auch in der Osterholzer Feldmark Argumente gegen ein LZ gefunden. Für die von Hochwasser gefährdete Pauliner Marsch hingegen – Werders Heimat und deshalb bevorzugtem Standort – gaben die Stadtplaner grünes Licht für einen hochwasser-angepassten Bau.

Weil es daraufhin zu großem Protest seitens der Anwohner kam, die das Ergebnis der Prüfung infrage stellten, wurde das Thema erneut auf die Tagesordnung gehoben – und am Montagabend wieder vom Planungsbüro BPW behandelt. Dieses Mal ging es unter anderem um mögliche Standorte für das LZ an der Herzogin-Cecilie-Allee (Überseestadt), im Tamra-Park in Hemelingen sowie auf den Flächen nordöstlich der Gesamtschule Ost. Das Ergebnis blieb aber dasselbe.

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„Wir sind nach wie vor der Meinung, dass sich der bestehende Standort in der Pauliner Marsch am besten eignet“, sagte Stadtplaner Lars Lemke – und betonte: „Wir stehen weiterhin dazu, dass wir es schon damals so bewertet haben.“ Es waren Sätze, die auf deutlichen Widerspruch aus dem Plenum stießen. Einer der Kritikpunkte: Der Hochwasserschutz sei im Vortrag zu kurz gekommen. Ein anderer: Das juristische Risiko des Standorts Pauliner Marsch sei gar nicht berücksichtigt worden.

Bekanntlich besitzen rund 400 Anwohner am Osterdeich im Grundbuch festgeschriebene Grunddienstbarkeiten, mit denen sie Bauvorhaben in der Pauliner Marsch per Veto verhindern können. Nach Informationen unserer Deichstube haben erste Anwohner bereits angekündigt, im Fall der Fälle davon Gebrauch machen zu wollen, während Werder Bremen die Grunddienstbarkeiten juristisch anzufechten versucht. Wie gesagt: Die Fronten sind mehr als verhärtet, aus der erhofften Annäherung, so beschreiben es Teilnehmer, sei während des Moderationsverfahrens vielmehr Entfremdung geworden. Während des letzten Workshops am Montag bestätigte sich dieser Eindruck. Auch wenn Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Laufe des Abends immer wieder um Beschwichtigung bemüht war. „Wir wollen Ihnen nicht irgendetwas überbaldowern, sondern haben ein Konzept, über das wir mit Ihnen reden wollen“, sagte der 62-Jährige, dessen Club seitens der Anwohner fehlende Kompromissbereitschaft vorgeworfen wurde. Was für Hess-Grunewald wiederum nicht nachvollziehbar ist: „Wir nehmen die Anregungen natürlich auf. Wir werden doch nicht Konzeptionen versuchen durchzudrücken, obwohl wir wissen, dass es riesige Bedenken gibt.“

Zweifel an der Finanzierbarkeit 

Die formulierte zum Abschluss übrigens auch der renommierte Bremer Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Rudolf Hickel, ein bekennender Werder-Fan, als es um die mögliche Finanzierung des Projekts ging. Zur Erinnerung: In einer Konzeptstudie aus dem Jahr 2020 hatte Werder die Kosten auf rund 57 Millionen Euro taxiert. Inzwischen dürfte die Summe deutlich größer sein. „Werder kann das LZ nicht aus eigener Kraft finanzieren, und haushaltspolitisch ist es für das Land Bremen im Grunde ebenfalls nicht machbar“, merkte der 81-Jährige an und verwies zudem darauf, dass es in seinen Augen äußerst schwer werden dürfte, für ein LZ in einem von Hochwasser gefährdeten Gebiet eine Versicherung zu finden.

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