Jens Stage hat da diesen Traum. Den hatte er im vergangenen Sommer schon, als er gerade vom FC Kopenhagen zum SV Werder Bremen gewechselt war. Auch in den vergangenen Monaten hat er ihn immer mal wieder formuliert: „Ich würde unheimlich gern mal im Weserstadion ein Tor erzielen.“ Seither jagt der 26-Jährige diesem Ziel hinterher – vergeblich. Denn Stage kann bislang nur auswärts, aber was heißt eigentlich nur? Werder konnte seine Treffer stets gut gebrauchen, drei sind es inzwischen an der Zahl. Beim verrückten Auswärtsauftritt in Mainz (2:2) gelang ihm das so wichtige zwischenzeitliche 1:1.
„Das kann von mir aus gerne so weitergehen“, freut sich Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball. „Das ist der entscheidende Punkt bei Jens: Er macht die Läufe in die Tiefe und reißt so Räume für die Mitspieler auf. Sicherlich hat er in manchen Situationen, in denen er ruhiger bleiben kann, den einen oder anderen zu leichten Ballverlust, aber insgesamt soll Jens so weitermachen.“ Vier Millionen Euro hat sich Werder den Transfer des dänischen Mittelfeldakteurs im vergangenen Sommer kosten lassen. Dazu gab es durchaus kritische Nachfragen, ob diese Summe überhaupt gerechtfertigt sei. Nach anfänglichen Problemen zahlt Stage das Vertrauen mehr und mehr zurück, auch weil es privat offenbar einen zusätzlichen Motor gibt. Im Winter wurde der laufstarke Profi erstmals Vater, seither hat er in acht von neun möglichen Partien in der Startelf gestanden, neben seinem jetzigen Tor in Mainz auch schon in Stuttgart und Augsburg getroffen.
Gerade deshalb war es so überraschend, dass Stage in der Vorwoche, beim Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:2), zunächst auf die Bank musste. Prompt schwächelte Werder im Zentrum. Nun gab es die Rückkehr in die Anfangsformation, ebenso wie für Nebenmann Leonardo Bittencourt übrigens. „Wir haben dieses Spiel mit den vielen langen Bällen so erwartet, außerdem zeichnen sich Jens und Leo durch ihre Aggressivität und auch dieses gute Klauen von zweiten Bällen aus“, begründet Trainer Ole Werner seine Entscheidung. „Letzte Woche hatten sie es auch nach ihren Einwechslungen jeweils gut gemacht.“
In Mainz knüpfte Jens Stage nun daran an. Weil er beim ersten Ausgleich genau dort stand, wo man in solch einem Moment eben zu stehen hat. „Beim Tor sieht man eine Stärke von ihm, dass er einfach vorne mit reinläuft und den Strafraum immer wieder mit besetzt“, lobt Ole Werner, dem allerdings auch nicht entgangen ist, dass sein Schützling mitunter zu spät in die Zweikämpfe kam oder unsauber zum Nebenmann abspielte. „Gegen den Ball war er überwiegend aufmerksam und gut. Mit Ball hat er auch sehr viele Fehler drin gehabt, was leider typisch war für unser Spiel.“
Doch davon ließ sich Stage nicht unterkriegen. Holte noch einmal alles aus sich heraus. „Es war ein großer Fight“, betonte er nach dem Schlusspfiff im „Sportschau“-Interview und meinte mit Blick auf die Comeback-Qualitäten seines Teams: „Das ist Fußball. Immer nach einem Tor bekommst Du auch wieder Chancen – und dann musst du ein Tor machen.“ In Mainz hat er diese Aufgabe gemeinsam mit Niclas Füllkrug übernommen, von einem gefühlten Sieg wollte der Däne hinterher trotz der turbulenten Schlussphase nicht sprechen. „Es war nur ein Punkt. Ich hoffe, dass wir am nächsten Sonntag wieder drei Punkte holen.“ Dann trifft Werder auf den SC Freiburg (15.30 Uhr). Im Wohninvest Weserstadion. Wo Jens Stage noch einen Traum zu erfüllen hat.