Wer hätte das gedacht? Werder Bremen beendet die eigene Negativserie ausgerechnet bei Double-Sieger Bayer Leverkusen. Xabi Alonso leistete mit seiner XXL-Rotation einen großen Beitrag zum Sieg des SVW. Aber auch die stabile Bremer Abwehrkette half, dass die Werkself plötzlich ganz handzahm wirkte.
In den vergangenen Wochen gab es für Werder Bremen einige günstige Gelegenheiten, um Punkte zu holen. Gegen Bayer Leverkusen standen die Chancen eher schlecht. Dennoch endete Werders Negativserie ausgerechnet bei der „Werkself“. Es half, dass die Dynamik des Spiels den Grün-Weißen entgegenkam – und dass Bayer-Trainer Xabi Alonso mit Kopf und Aufstellung bereits bei einem anderen Spiel zu sein schien.
Romano Schmid kehrt bei Werder Bremen zurück
Zuletzt hatten die meisten Gegner Werder Bremens Ballbesitzspiel entschlüsselt. Vielleicht kam es ganz gelegen, dass gegen Leverkusen nun eine gänzlich andere Aufgabe auf die Hanseaten wartete: Sie mussten sich gegen eines der stärksten Teams der Liga auf die Defensive fokussieren.
Trainer Ole Werner hatte personell nur auf wenigen Positionen eine echte Wahl. Die Dreierkette stellte sich praktisch von selbst auf. Im Mittelfeld kehrte Romano Schmid zurück. Werner konnte somit wieder auf die klassische Mischung aus 5-3-2- und 5-2-3-Formation setzen. Schmid agiert hier als Scharnier zwischen Zwei- und Drei-Mann-Sturm. Im Angriff begannen mit André Silva und Oliver Burke zwei körperlich robuste Spielertypen.
Alonso rotierte wesentlich kräftiger als Werner. Er hatte das Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel gegen Bayern München im Hinterkopf. Leverkusen rechnet sich trotz einer 0:3-Niederlage im Hinspiel Chancen aus. So veränderte der Spanier seine Elf gleich auf sieben Positionen. Zahlreiche Stamm- und Schlüsselspieler saßen auf der Bank, so Linksverteidiger Grimaldo, der rechte Flügelflitzer Jeremie Frimpong und allen voran Kreativspieler Florian Wirtz.

Schmid nahm eine Mischrolle ein zwischen Außenstürmer und dritter Sechser. So konnte Werder hohen Druck ausüben auf den Aufbau und sich zugleich in eine kompakte Ordnung zurückziehen, sobald die erste Pressinglinie überspielt war.
Werder versteckt sich nicht
Werner dürfte eine Rotation erwartet haben. Wie diese ausfällt, konnte er indes nicht wissen. Umso wichtiger war es, dass er seinen Spielern Prinzipien an die Hand gab, die unabhängig von Leverkusens Aufstellung funktionierten. So begann Werder Bremen die Partie keineswegs abwartend: Sie rückten früh aggressiv nach vorne. Leverkusen sollte den Ball nicht ins Mittelfeld spielen dürfen.
Schmid hatte wie gewohnt eine herausgehobene Rolle im eigenen Pressing: Wenn er mit in die vorderste Linie rückte, lief Werder Bremen die gegnerische Dreierkette mit drei Stürmern an. Die Außenverteidiger rückten ebenfalls vor, um den Druck zu erhöhen. Sobald die erste Pressinglinie überspielt war, zog sich Schmid sofort zurück. Als dritter Mittelfeldspieler half er, das Zentrum zu stabilisieren. So wechselte der SVW zwischen einem hohen Angriffspressing und einem tieferen 5-3-2-Block.
Leverkusen tat den Bremern den Gefallen, ihnen den Führungstreffer auf dem Silbertablett zu servieren. Mario Hermosos spielte den Ball am eigenen Strafraum zum Gegner, Werder Bremen suchte direkt den Weg zum Tor und traf über Schmid (7.). Hier sah man den zweiten Teil des Bremer Spielplans: Nach Balleroberungen spielten sie mit hohem Tempo und viel Risiko.
Bremens Abwehrkette sichert gegen Bayer Leverkusen die Tiefe
Werder Bremen spielte die frühe Führung in die Karten. Sie konnten sich fortan noch stärker auf ihr eigenes Pressing fokussieren. Ballbesitzphasen hatten sie kaum. Bayer Leverkusen unterdrückte diese über ein aggressives Pressing. Werder ging dabei aber auch nicht viel Risiko: Früher als sonst schlugen sie den Ball nach vorne. Das Spiel gegen den Ball war ihnen im Zweifel wichtiger.
Dennoch war es keineswegs so, dass Werder Bremen sich vom Gegner hinten reindrücken ließ. Die Grün-Weißen achteten penibel darauf, immer wieder die Innenverteidiger von Bayer Leverkusen anzulaufen. Sie lenkten den Spielaufbau bewusst in Richtung Außen, um dort den Druck weiter zu erhöhen. Erst wenn der Ball zu Granit Xhaka ins Mittelfeld kam, zogen sich die Bremer weiter zurück.
Wenn Leverkusen es einmal schaffte, hinter die erste Pressinglinie zu spielen und Tempo aufzunehmen, lag Werder Bremens Fokus auf einer stabilen letzten Linie. Die Verteidiger des SVW rückten nicht heraus – selbst wenn dies bedeutete, dass Leverkusens Spieler den Ball schleppen konnten. Ihr Ziel lautete, keine Räume zu öffnen für Pässe hinter die Abwehr. Leverkusens schnelle Außen lauerten genau hierauf. Doch der Raum öffnete sich. Leverkusen brach die Angriffe ab – und Werder schob gleich wieder heraus, um den Druck auf die Dreierkette zu erhöhen.
Bayer Leverkusen wirkt nicht eingespielt
Werder Bremen konnte in der ersten Halbzeit mit einer starken Defensive punkten. Den ersten nennenswerten Schuss gab Leverkusen erst nach einer knappen halben Stunde ab. Am Ende der ersten Halbzeit standen gerade einmal vier Schüsse zu Buche. Zur Wahrheit gehört aber auch: Bayer Leverkusen machte es Werder nicht allzu schwer, das eigene Tor zu verteidigen. Die Stürmer hingen größtenteils in der Luft. Positionswechsel – sonst eine Stärke der Leverkusener – gab es selten zu bestaunen. Selbst einem Double-Sieger merkt man an, wenn die wichtigsten Offensivspieler fehlen.
So wechselte Alonso zur Halbzeitpause bereits dreimal. Mit Ezequiel Palacios, Nordi Mukiele und Wirtz kamen neue Impulse. Doch ausgerechnet Superstar Wirtz verletzte sich durch ein Foul von Weiser. Er musste den Platz wieder verlassen. Der Schock über diese Verletzung war den Leverkusenern anzumerken. Bis zur 70. Minute verbesserte sich ihr Spiel kaum.
Ole Werner reagiert gegen Bayer Leverkusen im richtigen Moment
Von den 14 Torschüssen der zweiten Halbzeit gab Bayer Leverkusen neun zwischen der 70. und 80. Minute ab. Erstmals konnten sie Werder Bremen am eigenen Strafraum einschnüren. Die Bremer verteidigten nun in einem tieferen 5-4-1. Dadurch konnten sie nicht mehr aktiv nachrücken, sobald Leverkusen einen Rückpass spielte.
Werner reagierte jedoch schnell. Bis zur 78. Minute wechselte er dreifach. Eine Systemumstellung ging damit nicht einher. Dank der neuen Spieler konnte Werder Bremen aber die Aggressivität wieder erhöhen. Gerade Leonardo Bittencourt rückte aktiver aus dem Mittelfeld heraus. So konnte Grün-Weiß das Pressing wieder in die gegnerische Hälfte tragen – zumindest in einzelnen Situationen.
Das genügte, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. Das 2:0 durch Justin Njinmah besiegelte Werder Bremens Sieg in der Nachspielzeit. Bayers B-Elf fand an diesem Nachmittag keine Lösung gegen Werders starke Verteidigung. So gab es am Ende die zweite Leverkusener Saisonniederlage – und den erst zweiten Bremer Sieg im Kalenderjahr 2025.