Die Pressekonferenz vor dem Zweitliga-Topspiel beim FC Schalke 04 war am Donnerstagmittag exakt 13 Minuten alt, als Ole Werner ganz offensichtlich genug hatte vom doch eher sorgenvollen Ton, der zuvor innerhalb der digitalen Runde geherrscht hatte. „Es ist schon so, dass wir auch wissen, was wir können“, betonte der Trainer des SV Werder Bremen plötzlich, nachdem er zu Beginn bittere Personalmeldungen verkündet hatte und anschließend ausführlich nach den Stärken des Gegners befragt worden war. Nach denen des Tabellenführers Schalke 04, der zuletzt fünf Siege am Stück aneinanderreihte, in Simon Terodde und Marius Bülter inzwischen das beste Sturmduo der 2. Liga stellt – und der nun einen zweitplatzierten SV Werder empfängt, der sich angeschlagen auf den Weg nach Gelsenkirchen machen wird.
Schmerzhafte Ausfälle in der Abwehr – Ömer Toprak, Milos Veljkovic, vielleicht auch Christian Groß (siehe Text auf dieser Seite) –, dazu seit drei Partien nicht mehr gewonnen – die berühmten Vorzeichen vor dem enorm wichtigen Duell im Kampf um den Aufstieg, sie könnten aus Bremer Sicht deutlich besser sein. Wie gesagt: 13 Minuten lang hielt sich dieser Eindruck auch während der Pressekonferenz hartnäckig. Bevor er sich so richtig festsetzen konnte, steuerte Werner aber vehement gegen.
Werner: "Werder-Fußball zeigen und mutig sein"
„Wir müssen uns bei all den Dingen, die jetzt schon genannt wurden und bei all den Jungs, die uns vielleicht fehlen, einfach mal vor Augen führen, was wir für eine Qualität haben und dass wir die auch auf den Platz bringen wollen und werden. Das ist für mich das Allesentscheidende“, sagte Werner – und kündigte an: „Wir wollen dort hinfahren, Werder-Fußball zeigen und mutig sein. Das ist es, worauf ich mich freue. Wir wollen zeigen, dass wir als Mannschaft auch in so einer Atmosphäre und auch bei schwierigen Umständen bestehen können.“ Auf dem Weg hin zum großen Ziel wäre es für Werder ein mehr als nur wertvoller Schritt.
Mit 54 Punkten auf dem Konto haben die Bremer derzeit zwei weniger als Spitzenreiter Schalke, der sich seit der Amtsübernahme von Trainer Mike Büskens gerade noch rechtzeitig für den Endspurt der Saison stabilisiert hat. Bei einem Auswärtssieg würde Werder sicher wieder auf Platz eins springen und sich damit in die bestmögliche Ausgangslage vor den dann noch folgenden Spielen gegen Kiel, Aue und Regensburg bringen. „Wir gehen natürlich in das Spiel, um es zu gewinnen“, sagte Werner, für den es der erste Auftritt in der Schalker Arena wird. „Erster gegen Zweiter, ein tolles Stadion, das ausverkauft ist – das wir ein richtig geiler Kick“, ist sich der 33-Jährige sicher, der auf die Unterstützung von 6 253 Werder-Fans zählen kann. Und der hofft, dass seine Mannschaft endlich mal wieder in Führung geht, was den Bremern zuletzt drei Mal in Folge – gegen Sandhausen, St. Pauli und Nürnberg – nicht gelungen war. Am Ende brachte jede dieser Partien auch deshalb nur einen Punkt ein.
Unentschieden gegen Nürnberg analysiert
„Wir haben die Dinge aus dem letzten Spiel natürlich aufgearbeitet“, sagte Werner und meinte damit Werders jüngsten Auftritt gegen den 1. FC Nürnberg (1:1), als die Hausherren in einer schwachen ersten Hälfte in Rückstand geraten waren und trotz großer Chancen in der Schlussphase das Spiel nicht mehr komplett gedreht hatten. „Wir haben zum Ausdruck gebracht, dass wir damit nicht zu 100 Prozent zufrieden sein können“, sagte Werner. Dann sei der Blick direkt auf Schalke gerichtet worden. Und zwar – trotz aller unglücklichen personellen Vorzeichen – voller Vorfreude und Optimismus. „Die Mannschaft hat sehr konzentriert gearbeitet und freut sich sehr auf das Spiel“, versicherte der Chefcoach, der in dieser Saison übrigens schon einmal gegen Königsblau angetreten ist.
Am zweiten Spieltag kassierte Werner, damals noch als Trainer von Holstein Kiel, eine 0:3-Heimpleite gegen den Bundesliga-Absteiger, der ebenso wie sein aktueller Arbeitgeber unbedingt zurück in Liga eins möchte. Damals saß bei Schalke noch Dimitrios Grammozis auf der Bank. Seit Büskens im März übernahm, hat sich viel verändert (so spielt das Team etwa wieder mit Viererkette). „Sie stehen nicht nur hinten stabiler, sondern sind auch vorne effektiver geworden“, hat Werner beobachtet. Dann lobte er zum Abschluss noch einmal kurz die „hohe individuelle Qualität“ von Spielern wie Simon Terodde und Marius Bülter, um aber ganz schnell wieder festzuhalten: „Umso mehr geht es für uns darum, das so wenig wie möglich zur Entfaltung kommen zu lassen. Wir werden eine klare Idee haben, wie man es verteidigen kann.“ Selbstbewusst statt sorgenvoll – so soll es auf Schalke klappen.