Was in der Spitzengruppe der zweiten Liga seit Wochen passiert, ist schon verrückt. Obwohl viele Mannschaften wie Werder oder St. Pauli selten ihre Spiele gewinnen, ist es immer noch sehr eng in der Tabelle. Bis zum Saisonende kann wirklich noch alles passieren – in jede Richtung.
Natürlich ist es eher ernüchternd für die Werder-Fans, dass die Mannschaft zuletzt dreimal 1:1 gespielt hat. Und man kann bei diesen Spielen nicht mal sagen, dass Werder schlechter oder anders gespielt hätte als in den Wochen zuvor. Die Ergebnisse stimmen im Moment einfach nicht, Werder schafft es nicht, mal einen einfachen Sieg mitzunehmen. Jeden Punkt muss sich die Mannschaft derzeit hart erkämpfen, und deshalb denke ich, dass wir wirklich bis zur allerletzten Sekunde ein enges Rennen um den Aufstieg erleben werden. Es könnte sein, dass sogar beide direkte Aufstiegsplätze erst am 34. Spieltag vergeben werden.

Der langjährige Werder-Torhüter Oliver Reck schreibt für die Leser des WESER-KURIER.
Auf den dritten Platz und damit auf eine Teilnahme an der Relegation sollte man bei Werder Bremen besser nicht schielen, denn die Zweitligisten tun sich erfahrungsgemäß sehr schwer in diesen Spielen. Egal ob du dann gegen Stuttgart spielen musst, gegen Hertha, Bielefeld oder Augsburg – das sind ganz andere Kaliber als alle Gegner, auf die Werder in dieser Zweitligasaison getroffen ist. Das würde echt schwierig werden.
Jetzt am Wochenende erleben wir auf jeden Fall schon mal ein ganz heißes Spiel. Tabellenführer Schalke gegen den direkten Verfolger Werder, darauf kann man sich richtig freuen. Die Form spricht für Schalke, weil die Mannschaft unter dem neuen Trainer Mike Büskens zuletzt alle Spiele gewonnen hat. Auf der anderen Seite hat Werder gerade auswärts oft gezeigt, dass sie wichtige Spiele gewinnen können. Wenn die Bremer Offensive gut funktioniert, kann die Mannschaft von Ole Werner jeden in dieser Liga schlagen, das haben die Jungs oft genug bewiesen in dieser Saison.
Dafür müssen aber ein paar Details im Bremer Spiel besser werden: Beim 1:1 gegen Nürnberg war ja nicht alles schlecht, was die Mannschaft gezeigt hat. Es wurde nach vorne gespielt und Druck gemacht – aber die letzte Lösung vor dem Tor fehlte. Das muss gegen Schalke anders funktionieren, zielgerichteter. Bei den drei Bremer 1:1-Unentschieden zuletzt war eindeutig das Toreschießen das Problem, nicht die notwendigen personelle Umstellung in der Defensive. Werder ist für Siege darauf angewiesen, dass die Topspieler vorne wie Niclas Füllkrug, Marvin Ducksch und Leo Bittencourt treffen. Gelingt das, können wir ein offenes Topspiel auf Schalke erleben, in dem für beide Mannschaften wirklich alles möglich ist: Bei einem Unentschieden bleiben beide eng zusammen, mit einem Sieg kann sich Schalke absetzen, ein Bremer Sieg würde Werder zum Tabellenführer machen. Eine bessere Konstellation kann man sich als Fußballfan für so ein Spitzenspiel gar nicht wünschen.
Es ist auch ein Duell zweier besonderer Trainer, Mike Büskens gegen Ole Werner. Mit Mike habe ich bei Schalke in einem Team gespielt und später in einem Trainergespann gearbeitet. Er ist ein Schalker durch und durch, das merkt man bei ihm einfach und das tut dem Verein gut. Er kennt die Mannschaft sehr gut und weiß die einzelnen Charaktere im Kader gut einzuschätzen. Mike versteht es, in seinen Ansprachen das gewisse Extra heraus zu kitzeln. Wir haben in Deutschland viele gute Trainer, aber Mike schafft es, den ein oder anderen Spieler genau dort emotional zu treffen, wo es dieser Spieler vielleicht selbst gar nicht erwartet. Das ist Mike Büskens. Außerdem kennt er die zweite Liga sehr gut und hat mit Peter Hermann einen Co-Trainer an seiner Seite, der sehr viel Erfahrung mitbringt. Man sieht an Schalkes Siegesserie, was es bewirken kann, wenn man auf so wichtigen Positionen wie Trainer und Co-Trainer Veränderungen vornimmt. Da lag vorher bei Schalkes einiges im Argen.
Auf der anderen Seite, bei Werder Bremen, strahlt Ole Werner eine große Ruhe aus. Auch er kennt die zweite Liga sehr gut. Ich glaube aber schon, dass Werner nach außen ein etwas anderes Bild abgibt als intern. Er ist durchaus ein Trainer, der in der Kabine klare Worte findet und der mit guten Ansprachen bei den Spielern punktet, so schätze ich ihn ein. Auch das wird also am Wochenende ein interessantes Duell bei Schalke gegen Werder.