Mit einem kurzen Video bei Instagram sorgten Rafael Borré und Internacional Porto Alegre in der Nacht zu Sonntag (deutscher Zeit) für Klarheit: Der Wechsel des Stürmers vom SV Werder Bremen zum brasilianischen Erstligisten ist perfekt. Der 29-Jährige wird am Dienstag in Porto Alegre erwartet, gerade noch rechtzeitig vor Ende der Transferperiode in Brasilien (7. März). Beide Clubs hatten zuletzt noch um die Ablösesumme gefeilscht, nach Informationen unserer Deichstube wurde sich auf eine Summe von 300.000 Euro geeinigt. Werder spart zudem rund eine Million Euro an Gehalt für den Kolumbianer, den die Bremer im Sommer als Ersatz für Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund) kurz vor Ende der Wechselfrist für eine Saison von Eintracht Frankfurt ausgeliehen hatten. Die waren sich schon vor Wochen mit Internacional über einen Transfer von Borré einig geworden und kassieren im Sommer eine Ablösesumme von 6,2 Millionen Euro.
Werder und Borré – das wird als Zweckgemeinschaft in die Geschichte des Clubs eingehen und nur eine absolute Nebenrolle spielen. Der Stürmer war im vergangenen Sommer die Notlösung gewesen, nachdem sich der Wechsel von Füllkrug herausgezögert und andere Möglichkeiten zerschlagen hatten. Immerhin brachte der Kolumbianer, der mit der Eintracht die Europa League gewonnen hatte, jede Menge Erfahrung mit an die Weser – und durchaus auch Qualität. Allerdings machten ihm die Länderspielreisen nach Südamerika die Eingewöhnung bei Werder schwer. Coach Ole Werner zögerte zunächst auch, den neuen Angreifer regelmäßig von Beginn an zu bringen. Von Spieltag 9 bis 17 war Borré dann aber im Sturm gesetzt und ließ seinem Premierentreffer beim 2:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln weitere drei Tore folgen. Der Kolumbianer fiel aber vor allem auch durch seine Einsatzbereitschaft und sein aggressives Anlaufen auf.
Im Spätherbst des vergangenen Jahres sagte Borré in einem Interview mit unserer Deichstube, er könne sich einen längeren Verbleib in Bremen vorstellen. Doch das schien schon damals eher unwahrscheinlich. Werder machte jedenfalls keinerlei Anstalten, sich um eine dauerhafte Verpflichtung des Topverdieners in der Mannschaft (drei Millionen Euro im Jahr) zu bemühen. Anders als Internacional. Die Brasilianer gaben ab Ende des Jahres ordentlich Gas, überzeugten Borré von einem auch finanziell lukrativen Wechsel. Der unterschrieb schon Mitte Januar einen Vertrag und ließ sich im Trikot seines künftigen Arbeitgebers ablichten. Der Präsident von Internacional war dafür extra nach Bremen gekommen. Das sorgte für Missstimmung bei Werder. Seitdem war Borré bei Werner nur noch Ersatz, der Coach setzte auf Justin Njinmah und Nick Woltemade. Beim 1:0-Sieg gegen den FC Bayern München allerdings auch nicht ganz freiwillig, denn Borré hatte sich nicht bereit gefühlt für einen Startelf-Einsatz.
Borré sank in der Stürmer-Hierarchie
In der Stürmer-Hierarchie rutschte Borré immer weiter ab und kam beim 1:1 gegen Darmstadt vor einer Woche gar nicht mehr zum Einsatz. Nun war auch Dawid Kownacki an ihm vorbeigezogen. Was Borré aber gar nicht groß störte, er wollte ohnehin nur noch weg – und präsentierte nun glücklich das Filmchen über seinen bevorstehenden Wechsel.
Und Werder? Die Bremer haben nun für die kommende Saison 1,3 Millionen Euro mehr zur Verfügung, aber eben auch einen erfahrenen, wenn auch nicht besonders treffsicheren Stürmer weniger. Die jüngeren Kollegen haben es aber zuletzt so gut gemacht, dass Werder weit weg von der Abstiegszone ist und sogar von Europa träumen darf. Deswegen ist die Entscheidung nachvollziehbar, könnte allerdings bei Ausfällen in der Offensive zum Problem werden.