Ob Justin Njinmah im Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim (Sonntag, 17.30 Uhr) für den SV Werder Bremen zum Einsatz kommen kann, ist ungewiss. Wegen Leistenproblemen musste der 23-Jährige in den vergangenen Tagen kürzertreten. „Es ist aber nichts Wildes“, sagte Cheftrainer Ole Werner, der sich am Freitag optimistisch zeigte, dass Njinmah reichtzeitig fit wird. Was für die Bremer freilich eine gute Nachricht wäre, schließlich ist der schnelle Angreifer gerade der Mann der Stunde am Osterdeich. Am vergangenen Spieltag erst hat Njinmah seinen persönlichen Tempo-Bestwert nach oben geschraubt. Mit einer Top-Geschwindigkeit von 35,53 Kilometern pro Stunde flitzte der Offensivmann beim 1:1 gegen Darmstadt über den Rasen – ein Wert, den in Bremen sonst kein Spieler erreicht. Ligaweit belegt Njinmah damit allerdings „nur“ Rang zwölf. Der aktuelle Spitzenreiter des Rankings (36,41 km/h) ist dabei ein guter Bekannter: Er hört auf den Namen Eren Dinkci, ist gebürtiger Bremer, kehrt im Sommer von einer Leihe an den 1. FC Heidenheim zurück – und weckt die Fantasie, dass bei Werder künftig gleich zwei schnelle Youngster für Furore sorgen.
Njinmah überzeugt in erster Bundesliga-Saison
„Es ist toll, dass wir diese beiden jungen Spieler bei Werder unter Vertrag haben, und für uns ist es durchaus vorstellbar, dass beide hier in Bremen zusammen auf dem Platz stehen“, sagte Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball. Ob es wirklich so kommt, ist eine der ganz spannenden Fragen der kommenden Monate.
Justin Njinmah spielt aktuell eine richtig gute erste Bundesliga-Saison, hat fünf Treffer erzielt und als Neuling viele Blicke auf sich gezogen. Da würde es nicht überraschen, wenn demnächst der eine oder andere Interessent ein Angebot für den gebürtigen Hamburger abgibt. „Gott sei Dank gab es die bisher noch nicht, aber wir haben auch überhaupt kein Interesse daran, ihn abzugeben“, betonte Fritz.
Allzu neu wären Begehrlichkeiten anderer Clubs allerdings nicht, vielmehr würden sie beim 43-Jährigen Erinnerungen an die bis dato letzte Saisonvorbereitung wecken. „Wir hatten diese Situation auch schon im vergangenen Sommer“, verriet Fritz. „Justin war der Spieler, für den die meisten Anfragen reinkamen. Egal, ob das aus den Niederlanden, Belgien oder Deutschland war. Er hat einen Markt gehabt, den er sich erarbeitet hat.“ Doch bei Werder ließen sie die jeweiligen Bemühungen nach Njinmahs Rückkehr von Borussia Dortmund komplett ins Leere laufen. „Wir haben gegenüber Justin und seinem Berater damals ganz klar kommuniziert, dass wir ihn nicht abgeben wollen. Im Endeffekt sieht man ja, wo seine Entwicklung hingegangen ist – und die nächsten Entwicklungsschritte wollen wir sehr gern weiter mit ihm gehen.“
Soll heißen: Justin Njinmah soll langfristig an der Weser bleiben. „Er besitzt mit seiner Geschwindigkeit eine echte Waffe, kann darüber hinaus aber auch Fußball spielen und ist technisch versiert“, hob Fritz hervor. „Zudem ist er sehr ehrgeizig, lernwillig, fragt viel nach und hat deshalb eine gute Entwicklung genommen. Er wirkt immer so ein bisschen cool – und das ist er auch. Trotzdem ist er wirklich ein ganz feiner Kerl.“
Werder möchte mit Njinmah verlängern
An einer Vertragsverlängerung samt Gehaltsanpassung soll zeitnah gearbeitet werden. „Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten Gespräche darüber führen“, hatte Njinmah unter der Woche erklärt und betont, dass er sich eine erneute Unterschrift „sehr, sehr gut vorstellen“ könne. „Ich bin grundsätzlich ein Typ, der spielen will, und ich muss klar abwägen, wo ich spielen kann und die Wertschätzung bekomme. Die Wertschätzung bekomme ich aktuell in Bremen.“
Genau die hatte Eren Dinkci während seiner Werder-Zeit letztlich gefehlt, weshalb er unbedingt eine neue Herausforderung ausprobieren wollte. Mit dem 1. FC Heidenheim wurde im Vorjahr ein passender Leihclub gefunden, der 22-Jährige fand sich nach kurzer Anlaufzeit beim Aufsteiger blendend zurecht. So gut, dass er nun schon bei sieben Treffern und 22 Einsätzen steht. Dass er in der Hinrunde auch doppelt gegen Werder traf, schmerzte in Bremen ordentlich – unter dem Strich steht dennoch ein Geschäft, das bislang kaum besser hätte laufen können. Dinkci spielt viel, trifft regelmäßig, entwickelte sich weiter und dürfte als deutlich gereifter Profi zurückkehren. Mehr Pluspunkte kann eine Leihe kaum abwerfen. „Eren hat eine super Entwicklung genommen“, lobte Clemens Fritz. „Für ihn war es sicherlich auch mal wichtig, aus der Komfortzone herauszukommen und jetzt allein zu wohnen. Das macht auch noch einmal etwas mit dir. Das tut ihm gut, er fühlt sich wohl – und freut sich aber auch, im Sommer wieder hier zu sein.“
Zwischenzeitlich gab es Töne, die ein wenig anders klangen. Dinkci brachte seine Unzufriedenheit deutlich zum Ausdruck, zeigte sich auch enttäuscht von der Kommunikation mit Werders Chefcoach Ole Werner. „Er meinte es nicht böse, und auch Ole hat es nicht böse aufgefasst“, erklärte Fritz nun. „Da gibt es überhaupt kein Problem. Als Spieler ist es doch auch normal, dass du Kritik äußerst und unzufrieden bist, wenn du nicht die Einsatzzeiten und Wertschätzung bekommst, die du dir wünschst. Im Endeffekt ist es doch aber gut gelaufen, und darüber freuen wir uns alle.“
Duo kurbelt Fantasie an
Nach einer Saison wie dieser wird es allerdings auch für Eren Dinkci einen wesentlich größeren Markt geben. Werder dürfte demnächst Anrufe vom einen oder anderen Verein bekommen. Da dürfte es interessant werden, wie lange die Bremer möglicherweise attraktiven Angeboten widerstehen können. Doch das ist alles Zukunftsmusik. Erst einmal geht Fritz vom Verbleib der beiden Geschwindigkeitsjäger aus: „Wenn du solche Waffen in deinem Kader hast, ist das etwas Besonderes.“ Die Fantasie kurbelt ein mögliches Turbo-Duo Dinkci/Njinmah eben jetzt schon an.