Die Kritik war groß, etliche Fans des SV Werder Bremen hatten sich im Nachgang des DFB-Pokalspiels beim SC Paderborn über das Verhalten einiger Ultras im dortigen Gästeblock beschwert. Die Vorwürfe wogen schwer, es ging um die Androhung von Gewalt, Beleidigungen sowie das Vertreiben von anderen Anhängern aus dem Zuschauerbereich der Grün-Weißen. Nicht nur in der Redaktion unserer Deichstube waren mehrere Mails von Betroffenen oder Augenzeugen eingegangen, auch den Verein selbst hatten zahlreiche Rückmeldungen erreicht. Am Donnerstag hat das „UltrA-Team Bremen“ öffentlich reagiert – und um Verzeihung gebeten. „Im Rahmen dieses Spiels lief von unserer Seite aus vieles schief, was den Umgang mit den eigenen Werder-Fans anging“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Internetseite der Gruppierung. „Wir wollen uns an dieser Stelle für unser Verhalten entschuldigen.“
Etwa 2000 Werder-Fans waren Ende Oktober in Ostwestfalen dabei, als der Bundesligist durch einen knappen 1:0-Erfolg den Einzug ins Achtelfinale realisierte. Eine Choreografie begleitete den Auftritt, doch hinterher war gleich mehrfach zu hören, dass Mitglieder der Ultra-Gruppen bei der Umsetzung nicht gerade respektvoll mit anderen, unbeteiligten Zuschauern umgegangen seien. Ein Fan berichtete, dass er ohne jede Vorwarnung weggeschubst worden sei, „weil ich angeblich eine Zaunfahne verdecken würde“. Im Anschluss seien Beleidigungen und Drohungen zu hören gewesen. „Ich hatte die Befürchtung, mit Schlägen angegriffen zu werden“, schilderte der Mann. Und weiter: „Diese Typen haben sich so verhalten, dass junge Frauen weinend den Block verlassen haben und auch Väter mit ihren Kindern den Block verlassen haben, weil sie offensichtlich Angst um die Gesundheit ihrer Kinder hatten.“
In der jetzigen Wortmeldung des „UltrA-Teams Bremen“ werden die Vorwürfe keineswegs bagatellisiert: „Ein respektvoller Umgang unter allen Werder-Fans ist die Basis für jedes weitere Handeln, für alle von uns. Dies ist uns wichtig und wurde aber an diesem Tag mit Füßen getreten. Das ist nicht das, was wir wollen und wofür wir einstehen.“ Auch deshalb wurde seit der Partie viel gesprochen, mit dem Verein selbst, aber auch mit den Anhängern, die ihren Ausflug in die Home-Deluxe-Arena seinerzeit nicht wie gewünscht genießen konnten. „Wir haben zu betroffenen Werder-Fans indirekt über Werder Kontakt aufgenommen und Ihnen ein Gesprächsangebot unterbreitet. Sollte es von weiteren Fans Gesprächsbedarf geben, die Vorfälle in Paderborn mit uns zu besprechen, sind wir gerne bereit dazu.“
Trotzdem bleibt die Frage: Wie konnte es überhaupt zu solch einer angespannten Situation kommen? Die Ultras haben als Grund eine eigene Fehleinschätzung aufgrund der Gegebenheiten vor Ort ausgemacht. Demnach sei es bei Zweitliga-Partien in Paderborn fast immer der Fall, dass Gäste-Fans aufgrund eines nicht ausverkauften Stadions neben dem herkömmlichen Auswärtsblock noch einen weiteren Stehplatzsektor zur Verfügung hätten. Bei den Planungen für eine möglichst laut- und bildstarke grün-weiße Unterstützung seien die Ultras deshalb auch dieses Mal davon ausgegangen. „Kurz vor Ankunft in Paderborn haben wir dann die Information erhalten, dass dies nicht der Fall ist“, teilen die Ultras mit. „Im Stadion haben wir dann die für uns veränderte Block-Situation nochmal betrachtet, diskutiert und dann kurzfristig entschieden, in den Sitzplatzbereich zu gehen. Vor allem, um für eine Entlastung im engen Stehplatzbereich zu sorgen, da der Block vor gut zwei Jahren im Pokal einfach sehr eng war.“
Was zunächst machbar klang, wurde dann jedoch mit falschen Mitteln umgesetzt, wie das „UltrA-Team Bremen“ unumwunden einräumt. „Im Anschluss ist es uns leider nicht gelungen, in einem respektvollen Umgangston mit anderen Werder-Fans den Blockwechsel zu kommunizieren“, schreibt die Gruppe. „Am Treppenaufgang des Sitzplatz-Bereiches hat es sich dann zu Spielbeginn direkt gestaut, was für zusätzlichen Unmut gesorgt hat. Dafür waren wir selbst verantwortlich. Durch die Positionierung einiger Personen auf der Treppe konnte diese quasi nur noch einseitig belaufen werden. In der Regel können wir durch das Koordinieren unserer Vorsänger auf solche Situationen reagieren und so Platz im Block schaffen. Die Kommunikation unsererseits war allerdings an vielen Stellen innerhalb des Blockes teilweise respektlos und nicht angemessen.“
Und damit endet die Selbstkritik noch nicht: „Wir machen aber nicht die Größe oder die Struktur des Gästeblockes dafür verantwortlich. Letztendlich war es unsere Entscheidung und Gesamteinschätzung den Block zu wechseln, die im Nachhinein betrachtet falsch war.“ Nun hoffen auch sie, dass sich solche Szenen zukünftig nicht wiederholen: „Dass es zu Situationen kommt, in denen sich Werder-Fans bedrängt oder bedroht fühlen, ist nicht in unserem Sinne und darf so nicht wieder vorkommen!“ Beim Verein kam diese Einsicht gut an: "Wir begrüßen die reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten", teilt Werders Mediendirektor Christoph Pieper auf Nachfrage mit.