Wer den Grund dafür sucht, warum sich der SV Werder Bremen in dieser Saison noch nie in akuter Abstiegsgefahr befunden hat, dem sei ein Blick auf die Gegentore empfohlen. Nur 27 Mal zappelte der Ball im Netz des Tabellenelften. Bei allen Teams darunter hat es viel häufiger geklingelt, bei einigen Teams darüber sogar auch. Allerdings haben die Bremer eine Partie weniger ausgetragen. Unabhängig davon sieht Trainer Florian Kohfeldt seine Mannschaft in der kompletten Defensivarbeit noch nicht am Ziel, in einem Teilbereich dafür aber schon.
„Was die Torverteidigung angeht, ja, da sind wir am Limit. Was die ganze defensive Arbeit betrifft aber noch nicht. Da müssen wir noch besser werden“, sagt Kohfeldt und erklärt: „Wir haben zu wenige Balleroberungen.“ Bei hohen Pressing-Phasen laufe es eigentlich ganz gut – in der Zone davor, „wenn wir nicht so tief stehen“, jedoch nicht. Daran gelte es weiter zu arbeiten.
Aber der erste große Schritt sei in jedem Fall geschafft. „Das erklärte Ziel war eine erhöhte defensive Stabilität und diese Mentalität in jeden Spieler komplett reinzukriegen“, berichtet der Coach. Und jeder kann sich gewiss noch gut daran erinnern, dass die Bremer Abwehr in der Vorsaison alles andere als sicher wirkte und auch nicht war. 69 Gegentore in 34 Spielen sind eine Menge. Nur Absteiger SC Paderborn zeigte da noch weniger Gegenwehr (74 Gegentreffer).
Kohfeldt schaffte tatsächlich die defensive Wende bei Werder. Stolz will er darauf aber nicht sein, betont der 38-Jährige, das sei der falsche Begriff: „Aber wenn man sieht, dass auch ein Stürmer wie Milot Rashica keine Verteidigungsaktion weglässt, dann muss ich damit zufrieden sein.“
Werders Strategie: Über die Defensive zurück in die Erfolgsspur
Der Weg, über die defensive Stabilität wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren und darüber irgendwann wieder zum anvisierten Bremer Offensivfußball zu kommen, scheint zu funktionieren. Einen großen Anteil daran hat gewiss auch ein Ömer Toprak. Der 31-Jährige ist nach so viel Verletzungspech endlich dauerhaft fit und der absolute Chef im Abwehrverbund. Seine Klasse überträgt sich auch auf die Nebenleute, was besonders bei Marco Friedl zu sehen ist. Der wagt es zum Beispiel inzwischen viel häufiger, im Stile eines Topraks anzudribbeln.
Doch bei aller Freude über diese Entwicklung bleibt Kohfeldt auch vorsichtig. Noch sei das Ziel, stabil in der Liga zu bleiben, nicht erreicht. Innerhalb der nächsten drei Wochen könnte mit den Spielen gegen Hoffenheim, Frankfurt, Köln und Bielefeld aber durchaus schon eine Vorentscheidung fallen.