Leonardo Bittencourt atmete einmal ganz tief durch, ehe er in den Katakomben der Bielefelder Alm vor die mitgereisten Bremer Journalisten trat. Nur wenige Augenblicke später war klar: Wesentlich zu seiner Beruhigung beigetragen hatte das nicht. Bittencourt war wütend, sehr sogar, dazu enttäuscht und unzufrieden mit dem Verhalten einiger Mitspieler. Deshalb ließ er nach dem Pokal-Aus des SV Werder Bremen bei Drittligist Arminia Bielefeld Dampf ab. Aber so richtig.
- Hier gibt es weitere Reaktionen: "Unerklärlich", "sehr wütend" – die Stimmen zu Werders Pokal-Aus
Von acht Bundesligaspielen im Jahr 2025 haben die Bremer nur eines gewonnen, jetzt ist auch der DFB-Pokal für sie vorbei. Was den Routinier zum Rundumschlag veranlasste. „Was wir für Chancen wegschmeißen! Es regt mich am meisten auf, dass wir es nach der guten Hinrunde nicht geschafft haben, dranzubleiben. Keine Ahnung, warum. Wir denken, wir sind die Krassesten oder was weiß ich. Das geht mir einfach auf den Sack, was wir hier für Chancen wegschmeißen“, wetterte Bittencourt, der mit dem aktuellen Auftreten einiger Teamkollegen überhaupt nicht einverstanden ist. Derrick Köhn hatte das auf der Alm noch auf dem Platz zu spüren bekommen.
Als der linke Schienenspieler in der 82. Minute ausgewechselt werden sollte, ging Bittencourt das nicht schnell genug, was er Köhn wild gestikulierend zu verstehen gab. „Es steht 1:2, aber da will man noch sein Tape abmachen und dann erst runter vom Platz. Ich verstehe manche Jungs nicht. Geh einfach runter, wir haben keine Zeit mehr!“, schimpfte der 31-Jährige im Mediengespräch – und fügte ratlos an: „Ich weiß nicht, was in manchen Köpfen los ist. Ich habe da langsam keinen Bock mehr drauf.“ Gut möglich, dass es in Werders Kabine deshalb ab sofort ungemütlich wird. „Ich werde das jetzt alles klar ansprechen, und entweder marschieren die Jungs jetzt mit, oder wir gehen unter“, kündigte Bittencourt an.
Auf die Frage, ob er die nach dem 0:5 in Freiburg offenbarten atmosphärischen Störungen innerhalb des Kaders als Kern des Problems sieht, sagte er: „Nein, denn die gibt es bei uns nicht, und genau das ist das Problem. Es ist immer alles schön, immer alles gut bei uns. Aber da rasiere ich jetzt drüber, das ist mir scheißegal!“ Aussagen, die als Versuch eines Weckrufs gedeutet werden können. Und auch als Ventil für angestauten Frust.
In Bielefeld war Bittencourt zur zweiten Hälfte eingewechselt worden und hatte den Bremer Anschlusstreffer vorbereitet. Einer bis dato blutleeren Mannschaft hauchte er damit wieder etwas Leben ein. Freuen konnte er sich darüber nach dem Spiel freilich nicht: „Wir haben es heute verkackt wegen der schlechten ersten Halbzeit. Wenn wir so weitermachen, werden wir keine Spiele mehr gewinnen.“