Die Freude über den knappen 1:0-Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 war ohne Frage groß beim SV Werder Bremen – der Ärger über Schiedsrichter Martin Petersen aber mindestens genauso. In der Nachspielzeit hatte der Unparteiische in Niklas Stark und Marco Friedl binnen weniger Sekunden gleich zwei Bremer Profis mit Gelb-Rot vom Platz geschickt, was mindestens fragwürdige Entscheidungen waren, die die Gemüter überkochen ließen. Das von Werder-Trainer Ole Werner sogar so sehr, dass er sich nach dem Spiel wegen Meckerns sogar noch eine glatt Rote Karte vom Referee abholte, wofür er sich später im persönlichen Gespräch mit Petersen entschuldigte.
Werner räumt Schuld ein
„Das, was ich zu ihm gesagt habe, war nicht wahnsinnig böse, aber es war trotzdem eine Rote Karte. Ich habe mich nicht so verhalten, wie man es als Trainer und Sportler tun sollte“, räumte Werner ein – und betonte: „Ich kann mich dafür nur entschuldigen, in erster Linie beim Schiri, aber auch bei meiner Mannschaft. Unter dem Strich ist das eine 6-, das darf mir nicht passieren.“ Die Gelb-Roten Karten für Stark und Friedl kommentierte der 36-Jährige trotz Nachfragen nicht mehr: „Ich habe dazu schon genug gesagt.“ Dafür waren die Bremer Profis zuvor umso deutlicher geworden.
„Die Schiedsrichter haben eine Arroganz an den Tag gelegt… Hut ab, wenn das der Weg ist, den sie gehen wollen, dann sollten sie sich selbst hinterfragen. Ich fand es heute bodenlos“, betonte Leonardo Bittencourt, der nach seiner Auswechslung von der Bank aus beste Sicht auf das Doppel-Gelb-Rot gehabt hatte. Zunächst war Niklas Stark vom Platz geflogen, weil er in den Augen von Petersen bei einem Bremer Einwurf auf Zeit gespielt und den Ball unnötigerweise an Teamkollege Mitchell Weiser weitergereicht hatte.
Verwunderung über das Recht als Kapitän
„Erstmal hält unser Trainer den Ball sogar noch auf und wirft ihn zu Niklas, der ihn direkt an Mitch weitergibt und dann Gelb-Rot sieht?“, wunderte sich Bittencourt, der für Friedls Hinausstellung wegen Meckerns genauso wenig Verständnis hatte. Als der Bremer Kapitän bei Petersen vorstellig wurde, um sich über Starks Platzverweis zu beschweren, sah er selbst Gelb-Rot. „Marco ist unser Kapitän, der mit dem Schiedsrichter reden darf“, betonte Bittencourt, während Werder-Torhüter Michael Zetterer fragte: „Wofür trägt er denn bitte die Binde am Arm?“
Argumente, die für Martin Petersen nicht griffen. Nach dem Schlusspfiff äußerte sich auch der Unparteiische zu seinen Entscheidungen. Zu Starks Platzverweis sagte er: „In dem Moment war es so, dass der Spieler Stark den Ball am richtigen Ort bekommen hat und sofort hätte einwerfen können. Dadurch, dass er den Ball weitergegeben hat, war für mich der Punkt erreicht, ihm eine Gelbe Karte zu zeigen, da er offensichtlich Zeit schinden wollte.“
Platzverweise haben ein Nachspiel für Werder
Im Fall von Friedl monierte Petersen hingegen, dass er vom Bremer trotz Vorwarnung mehrfach am Rücken berührt worden sei: „Er hörte nicht auf, weshalb ich ihm sagte, dass es reicht. Dennoch lief er mir nochmal hinterher. Irgendwann ist dann auch bei einem Kapitän das Maß erreicht, und es ist nicht mehr erträglich.“ Von Trainer Werner seien später dann Worte gefallen, „die nicht in Ordnung waren“. Weil sich der Coach bei ihm entschuldigt habe, „ist das Thema für mich aber erledigt“, sagte Petersen. Für Werder hingegen noch nicht, denn ein Nachspiel haben die Platzverweise selbstverständlich für das Team: Während des bevorstehenden Auswärtsspiels in München (Freitag, 20.30 Uhr) müssen die Bremer auf Friedl, Stark und Werner verzichten.