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Heimspiel gegen Gladbach Wieder Flut an Gegentoren: Werders Niederlage in der Taktik-Analyse

Werder Bremen verliert erneut gegen Borussia Mönchengladbach. Die Grün-Weißen verpassen damit die Chance auf den Europapokal. Unser Taktik-Kolumnist Tobias Escher analysiert die Niederlage.
16.03.2025, 10:40 Uhr
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Von Tobias Escher

Auf dem Papier mag Werder Bremen der Europapokal-Qualifikation näher sein als den Abstiegsrängen. Die Formkurve spricht jedoch eine deutlich andere Sprache. Im Kalenderjahr 2025 hat nur ein Bundesliga-Team weniger Punkte geholt als Werder Bremen – und der 1. FC Heidenheim hat am Sonntag sogar noch die Chance, mit einem Sieg gegen Holstein Kiel in dieser Statistik an Werder vorbeizuziehen. Die Bremer Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach lieferte noch einmal alle Versatzstücke, warum Werders Leistung im neuen Jahr so einbrach: von schweren Abwehrpatzern über fehlende Umstellungen bis hin zu einer kleinen Portion Pech.

Werder spielt weiter Werner-Fußball

Nach dem überraschenden 2:0-Erfolg über Bayer Leverkusens B-Elf sah Ole Werner keinen Grund, seine Startelf zu verändern. Einzig den gesperrten Mitchell Weiser musste Werders Coach ersetzen. Für ihn begann Issa Kaboré. Der Leihspieler von Manchester City übernahm dabei exakt die Rolle von Weiser. So rückte auch Kaboré auf dem rechten Flügel früh nach vorne, um im Spielaufbau praktisch als weiterer Angreifer zu agieren.

Werder begann das Spiel mit jener Taktik, die gegen Leverkusen zum Sieg führte. Die Bremer setzten nicht auf ein hohes Pressing. Stattdessen stellten sie sich in einem kompakten 5-2-3-Block auf. Romano Schmid und Oliver Burke rückten weit ins Zentrum. Sie blockierten damit Gladbachs Passwege ins Mittelfeld.

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Die Gladbacher übernahmen zunächst die Kontrolle über die Partie. Nominell agierten die Gladbacher aus einem 4-2-3-1-System. Im Spielaufbau rückte jedoch nur ein Außenverteidiger vor: Linksverteidiger Lukas Ullrich sprintete nach vorne, während sich Rechtsverteidiger Joe Scally zurückhielt. Auch die Doppelsechs postierte sich nah an der Viererkette. Gladbach kontrollierte das Spiel aus ihrer 3-2-3-2-Aufbau-Ordnung, wobei Werder kaum Druck auf den Gladbacher Spielaufbau ausübte.

Gladbach verwaltet die frühe Führung

Das Problem: Gladbach ging bereits mit dem ersten Angriff in Führung. Ullrich setzte sich auf links durch, seine gelupfte Flanke pflückte Robin Hack im Strafraum herunter. Gladbachs Linksaußen holte gegen Milos Veljkovic einen Elfmeter heraus, den Alessane Plea sicher verwandelte (7.).

Die Gäste machten in der Folge wenig Anstalten, riskant nach vorne zu spielen. Mit ihren fünf Spielern im Aufbau konnten sie den Ball in der eigenen Hälfte laufen lassen. Wenn Werder doch etwas forscher nachrückte, spielten sie einfach den Ball zurück zu Torhüter Jonas Omlin. Er konnte den Ball in Ruhe auf die Außen verteilen.

Es ergab sich ein seltsames Bild im Weserstadion: Die Bremer lagen hinten – und spielten dennoch passiv auf Konter. Gladbach sammelte in der ersten halben Stunde 65 Prozent Ballbesitz. Nur selten begingen sie Fehler im Spielaufbau, und wenn, dann konnte Werder sie mangels Chancenverwertung nicht bestrafen. Stattdessen erhöhten die Gladbacher mit ihrem zweiten Ausflug in die Bremer Hälfte durch Plea auf 2:0 (28.).

Werder wacht erst nach 30 Minuten auf

Erst der Zwei-Tore-Rückstand weckte Werder auf. Endlich intensivierten die Bremer Spieler das Pressing. Kaboré rückte nun praktisch durchgehend als vierter Spieler in die vorderste Pressinglinie. Auch Jens Stage rückte weiter vor, um den Druck auf Gladbachs Doppelsechs zu erhöhen.

Die Gladbacher begannen, unter dem erhöhten Druck der Bremer Fehler zu begehen. Sie spielten jetzt wesentlich schneller in die Spitze, Stürmer Tim Kleindienst konnte die langen Bälle jedoch selten halten. Stattdessen kamen nun die Bremer zu schnellen Gegenstößen.

Gegen die häufig unsortierte Gladbacher Abwehr fanden Werders Stürmer zunehmend Freiräume. André Silva ließ sich in die Halbräume fallen, während Burke permanent die Tiefe attackierte. Zudem rückten Werders Außenverteidiger weit vor, sie konnten sich gegen Gladbachs Außenspieler durchsetzen. So kam Werder in der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit zu einer Chance nach der anderen. Noch vor der Pause gelang ihnen der Ausgleich, weil Romano Schmid per Freistoß traf (38.) und André Silva einen Foulelfmeter verwandelte (45.+1).

Gladbach mit kleinen, aber feinen Anpassungen

Werder konnte den eigenen Hurra-Fußball jedoch nicht in die zweite Hälfte retten. Die Gladbacher fanden dank kleiner, aber feiner Anpassungen zurück ins Spiel. So ließ sich Alassane Plea nun tiefer fallen. Er fand die Lücken, sobald Stage oder Romano Schmid vorrückten.

Auch defensiv veränderte Gladbach-Coach Gerardo Seoane seine Mannschaft leicht. Philipp Sander nahm fortan Schmid in Manndeckung. Dazu ließ er sich teilweise sogar in die eigene Abwehrkette fallen. Die Gladbacher verteidigten in letzter Linie wesentlich kompakter als noch vor der Pause.

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Den Fohlen kam dabei zupass, dass sie auch in der zweiten Halbzeit ihre erste Chance direkt verwandelten – Plea schnürte nach tollem Pass von Robin Hack seinen Dreierpack (47.). Mit der Führung im Rücken konnten die „Fohlen“ selbst stärker auf Konter spielen. Zwar sicherten die Gladbacher die eigenen Angriffe nicht immer gut ab. So tobte das Spiel bis zur 70. Minute von Strafraum zu Strafraum. Die besseren Chancen hatten jedoch die Gäste.

Werder ohne Schlussoffensive

Nach einer längeren Verletzungspause gab es knapp 20 Minuten vor dem Ende einen Bruch im Bremer Spiel. Dies lag auch an den Wechseln auf beiden Seiten. Während Werner die Statik seiner Elf nicht veränderte, veränderte Seoane seine Formation: der eingewechselte Tomas Cvancaraunterstützte auf Rechtsaußen als fünfter Verteidiger die Abwehrkette. Gladbach verteidigte nunmehr in einem 5-2-3-System. Später brachte Seoane mit Marvin Friedrich einen weiteren Innenverteidiger.

Werder hatte in der Schlussviertelstunde zwar knapp 65 Prozent Ballbesitz, gegen ein kompakteres Gladbach kamen sie jedoch nicht mehr zu klaren Chancen. Stattdessen konnte die Borussia das Spiel über einen Konter entscheiden – Tim Kleindienst verwertete eine Plea-Hereingabe (81.).

Der Zug in Richtung Europa scheint für Werder Bremen spätestens mit dieser Niederlage abgefahren zu sein. Schuld daran trägt auch die Defensive. Bereits zum sechsten Mal in diesem Kalenderjahr kassieren die Bremer drei Gegentore oder mehr. Mit solch einer Statistik erinnert Werder stärker an einen Abstiegs- als einen Europapokalkandidaten – und steht in der Tabelle folgerichtig nur auf Platz zwölf.

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