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Wohninvest-Nachfolge Der Name Weserstadion ist nicht mehr gesetzt

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Wohninvest denkt Werder in alle Richtungen. Das bedeutet auch, dass der Name des Stadions komplett in Sponsorenhände fallen könnte.
13.06.2024, 19:21 Uhr
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Von Daniel Cottäus Björn Knips

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren, am 13. Juni 2019, verkündete der SV Werder Bremen nicht ohne Stolz eine Partnerschaft, wie es sie in der langen Historie des Vereins zuvor noch nie gegeben hatte. Die Wohninvest Holding GmbH, ein Immobilienunternehmen aus Fellbach nahe Stuttgart, hatte sich die Namensrechte des Weserstadions gesichert, das fortan den Vornamen „Wohninvest“ tragen würde. Bis 2029, so der Deal, sollte das den Bremern drei Millionen Euro pro Jahr einbringen – ein Vorhaben, das inzwischen gescheitert ist.

Nachdem Wohninvest Ende Mai Insolvenz angemeldet hat, trennen sich die Wege von Firma und Verein nach der Hälfte der ursprünglichen Vertragslaufzeit zum 1. Juli wieder – und das Weserstadion wird dann wieder einfach Weserstadion heißen. „Das Thema Wohninvest und Werder Bremen wird es ab dem 1. Juli nicht mehr geben“, sagt Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry im Gespräch mit unserer Deichstube. Was im ersten Moment wie eine gute Nachricht für alle Fußballromantiker klingt, ist allerdings vielmehr eine Zwischenlösung.

„Durch den Umbau aus den Jahren 2008 bis 2010 liegen noch immer Verbindlichkeiten auf dem Stadion, und ein wichtiger Finanzierungsbaustein dafür ist das Namensrecht. Darüber, dass die Aktivierung des Rechts alternativlos ist, sind sich alle Parteien einig“, erklärt Filbry. Die Bremer Weserstadion GmbH (BWS), die je zur Hälfte dem SV Werder und der Stadt Bremen gehört, ist längst auf der Suche nach einem Nachfolger für Wohninvest – und dabei ist keinesfalls ausgeschlossen, dass der Name Weserstadion mit dem nächsten Sponsor komplett verschwindet.

Werder-Fans gegen Namenssponsoring für Weserstadion

„Ob wir den Namen komplett verkaufen, wieder eine Vornamenslösung finden oder eine andere Variante, muss man mit dem Unternehmen besprechen, das sich engagieren möchte. Da gibt es natürlich unterschiedliche Perspektiven“, sagt Filbry. Und weiter: „Wenn man den kompletten Namen verkauft, ist das finanzielle Potenzial wahrscheinlich höher, als wenn man nur den Vornamen verkauft oder eine „Weserstadion powered by...“-Lösung macht.“

Klar ist: Aus der aktiven Fanszene wird es wie schon bei Wohninvest vehemente Proteste gegen ein neues Namenssponsoring geben – vermutlich sogar verstärkt, sollte der Begriff Weserstadion gänzlich verschwinden. Das ist auch Werders Entscheidern bewusst. „Wir haben damals für die Lösung mit Wohninvest unter den Fans eine Zustimmungsrate gehabt, die im Bereich 98 Prozent und höher lag“, betont Filbry – und erklärt: „Die Proteste kamen vor allem aus der aktiven Fanszene, die es nicht zuletzt auch durch die mediale Begleitung der Proteste geschafft hat, sich einen Resonanzboden zu verschaffen. Dennoch war die Zustimmung zum Konstrukt ,Wohninvest Weserstadion' insgesamt sehr hoch, weil wir den historischen Namen erhalten haben.“ Nach den Partnern EWE, der zwar bezahlt, aber auf eine Umbenennung des Stadions verzichtet hatte, und eben Wohninvest, das nur den Vornamen in Anspruch genommen hatte, strebt Werder im Idealfall eine vergleichbare Lösung an.

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„Es ist immer ein Abwägen. Aus der Tradition heraus möchte jeder den Namen Weserstadion erhalten, und das ist uns bis dato auch gelungen“, betont Filbry. „Jetzt müssen wir schauen, ob wir einen Partner finden, der bereit ist, den von uns präferierten Weg mitzugehen, oder ob es am Ende jemand ist, der den gesamten Namen haben möchte.“ Aufgrund der wirtschaftlichen Notwendigkeit müsse Werder da in alle Richtungen offen sein. Das sei auch der explizite Auftrag des BWS-Aufsichtsrates.

Werder will binnen zwölf Monaten Klarheit schaffen

Wie schnell ein neuer Partner gefunden werden kann, ist laut Filbry schwer abzuschätzen. Binnen sechs bis zwölf Monaten, so Werders Ziel, soll das Thema erledigt sein. Ob derweil noch Geld aus der Wohninvest-Insolvenzmasse nach Bremen fließt, ist offen.

Das Unternehmen war bereits die Rate für die abgelaufene Saison schuldig geblieben. Ihre Ansprüche hat die BWS beim Insolvenzverwalter hinterlegt. „Das, was wir für die Saison 2023/2024 nicht bekommen haben, schmerzt die BWS. Aber sie ist mit ihrem Eigenkapital und gestützt durch ihre beiden Gesellschafter so aufgestellt, dass es verkraftbar war“, sagt Filbry, der die nun vorzeitig beendete Partnerschaft mit Wohninvest grundsätzlich als „hervorragend“ bezeichnet: „Wohninvest hat uns nach dem Abstieg in einer schweren Situation weiter mit der vollen Summe unterstützt. Dass ein Unternehmen in einer Krise, wie sie die Bauindustrie gerade erlebt, in Schieflage geraten kann, ist traurig. Ich kann Wohninvest nur wünschen, dass es positiv durch die Insolvenz kommt.“

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