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Nachgefragt beim ADAC Warum kostet Diesel mehr als Benzin?

Trotz geringerer Steuern ist Diesel teurer als Benzin. Warum ist das so? Die Gründe sind nur zum Teil bekannt, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.
11.03.2022, 15:36 Uhr
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Warum kostet Diesel mehr als Benzin?
Von Wolfgang Mulke

Die tägliche Ermittlung der Spritpreise durch den ADAC treibt Autofahrern weiterhin Zornesfalten auf die Stirn. Am Donnerstag kostete der Liter Super E10 durchschnittlich 2,20, das sind 2,8 Cent mehr als am Tag zuvor. Dieselfahrer ärgern sich noch mehr. Durchschnittlich 2,32 Euro wiesen die Tankstellen als Literpreis aus. Binnen eines Tages sprang der Preis damit um sieben Cent nach oben. „Das wäre in normalen Zeiten ein Wahnsinn“, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.

Denn eigentlich müsste es umgekehrt sein – Diesel wird steuerlich subventioniert. Der Staat knöpft den Autofahrern dafür 20 Cent weniger ab als für Benzin. Normalerweise wirkt sich das auch auf den Endpreis auf. Deshalb ist der Selbstzünder vor allem bei Vielfahrern beliebt. Gerade sie werden nun besonders stark für die Energiekrise zur Kasse gebeten.

Wird viel Heizöl gekauft, steigt der Preis – auch für Diesel

Für eine vollständige Erklärung dieses Phänomens fehlen einige Informationen. Manche Gründe sind bekannt.“ Es liegt daran, dass die Heizölnachfrage sehr stark ist“, erläutert Hölzel. Heizöl und Diesel unterscheiden sich chemisch nur geringfügig. Beide Märkte hängen damit eng zusammen. Wird viel Heizöl gekauft, steigt dessen Preis und damit auch der für Diesel. Die aktuelle Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg löst bei vielen Verbrauchern, privaten wie gewerblichen, nun eine Welle von Heizöl-Bestellungen aus. Dazu kommt der Winter. Mancher Heizungstank muss nachgefüllt werden.

Es ist normal, dass der Dieselpreis allein winterbedingt im März vergleichsweise hoch ist. Doch nach der kalten Jahreszeit geht er dann auch wieder runter. In diesem Jahr könnte es anders sein. „Man weiß nicht, wie es weitergeht“, bekennt Hölzel. Die Entwicklung hängt sicher maßgeblich vom Fortgang des Krieges ab. Kommt es zu einem Waffenstillstand und einer politischen Lösung des Konfliktes, werden wohl auch die Rohstoffpreise wieder sinken.

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Augenfällig ist ein schwer zu erklärendes Phänomen. Der Rohölpreis hat sich bereits wieder von seinem Spitzenwert entfernt. Statt bei deutlich über 120 Euro pro Barrel Brent-Öl liegt der Börsenpreis aktuell bei 113 Euro. Doch der Kraftstoffpreis steigt, obwohl der Ölpreis sinkt. Das passt eigentlich nicht zusammen. Womöglich sind Kraftstoffe tatsächlich knapp geworden. Da die Mineralölkonzerne sich nicht in die Karten schauen lassen, sind deren Reserven nicht bekannt. Eine andere Lesart ist, dass Shell, Aral oder Total die Situation für Extragewinne nutzen, höhere Beschaffungspreise sofort an die Kunden weitergeben, niedrigere erst mit Verzögerung.

Entspannung nicht in Sicht

Deren Wirtschaftsverband Fuels und Energie sieht in den historisch hohen Preisen eine einfache Ursache. „Dies beruht in erster Linie auf einem geopolitischen Risikoaufschlag auf den Ölpreis“, teilt der Verband mit. Mit einer Entspannung der Marktlage rechnet der Verband vorerst nicht. Eine Freigabe der staatlichen Ölreserven könne aber ein wenig Entlastung bringen. Einen Missbrauch der Marktmacht sieht auch das Bundeskartellamt derzeit nicht. Dafür gebe es keine Hinweise. Es bestehe auch Wettbewerb verschiedener Anbieter, sagt ein Behördensprecher.

So mehren sich die Forderungen nach einer Steuersenkung auf Kraftstoffe. „Wir fänden es gut, wenn die Mehrwertsteuer darauf befristet gesenkt werden könnt“, sagt Hölzel. Dafür gibt es Beispiele in Nachbarländern wie Polen, wo der Sprit nach einer Absenkung der Mehrwertsteuer deutlich billiger geworden ist. Das fordert auch CSU-Chef Markus Söder von der Bundesregierung.

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